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Was ist dein Würzburg Randersacker?

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Als Mensch, der sich hauptsächlich in Großstädten bewegt, vergisst man manchmal, wie viel Provinz es in Deutschland gibt. Es ist nicht alles Berlin und Köln und München. Da ist viel mehr Neckartenzlingen und Ochtrup und Bad Fallingbostel.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Danke Autobahn, dass du uns den Verkehrsfunk schenkst - und damit so viele Ortsnamen für unsere Fantasie!

Wahrscheinlich würde man das als Großstädter irgendwann vergessen, gäbe es nicht etwas, das einen regelmäßig aus der dummen Scheuklappensicht herausreißt: das Radio. Genauer: die Verkehrsmeldungen im Radio. Denn da tauchen sie regelmäßig auf, die Orte, die man niemals kennenlernen würde, wenn es dort nicht öfter mal Staus, stockenden Verkehr oder Gegenstände auf der Fahrbahn gäbe. „Fünf Kilometer Stau am Kreuz Feuchtwangen / Crailsheim.“ „Ein Unfall am Kreuz Frankenthal.“ „Baustelle auf der A8 zwischen Aichelberg und Wendlingen.“  

Manche dieser Orte sind uns besonders vertraut. Weil sich dort seit Jahren der Verkehr durch ein Nadelöhr zwängen muss und diese Orte deshalb Stammgäste in den alle 30 Minuten ausgestrahlten Verkehrsmeldungen sind. Wer regelmäßig Radio hört, hört die Ortsnamen tausendfach, obwohl sie eigentlich kaum eine Bedeutung für ihn haben.  

Ich war zum Beispiel noch nie in Erlangen-Tennenlohe. Auch nicht in Erlangen-Frauenaurach. Aber der Klang dieser Ortsteile ist mir so vertraut wie der Name meiner Mutter, weil es dort eine Dauerbaustelle gibt. Mehr noch: Ich habe irgendwann begonnen, mir diese Orte im Kopf auszumalen. Wenn ich höre, dass auf der A3 bei Würzburg Randersacker wieder mal acht Kilometer Stau sind, sehe ich es vor mir, dieses Randersacker: einen Ort zwischen Dorf und Kleinstadt. In leicht hügeliger Landschaft gelegen. Es gibt zwei Kirchen und einen Gasthof „Zur Post“. Auf dem größten Hügel steht eine alte Villa, auf dem Weg von der Autobahn kommt man an einem neuen Gewerbegebiet mit einem Container-Aldi und einem Container-Getränkemarkt vorbei. Auf dem frisch umgepflügten Feld daneben knattert ein etwas in die Jahre gekommener Traktor und übertönt den Soundteppich der 30-Tonner auf Asphalt, der von der Autobahn herüberweht und bei Südwind immer ein bisschen lauter ist als sonst.  

Ich wüsste jetzt gerne, ob du das auch hast: einen Ort, den du vor allem aus dem Verkehrsfunk kennst und dir auch schon vor dem inneren Auge ausgemalt hast, vielleicht auch unbewusst. Erzähl uns von deinem Würzburg-Randersacker!

Text: christian-helten - Foto: dpa

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