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Es gibt Freizeitprojekte, die sollten ungeduldige Menschen lieber bleiben lassen. Gärtnern gehört zum Beispiel dazu. Denn bis so ein Baum oder Strauch sich merklich in die Höhe rankt, dauert es eine ganze Zeit lang. Familienporträts in der Pünktchen-Technik des Pointillismus zu malen, ist auch kein Hobby, bei dem man auf schnelle Resultate hoffen darf. Pech beim Tropfen zu beobachten, gehört wohl auch dazu. Mit Letzterem hat ein kürzlich verstorbener Physiker 52 Jahre seines Lebens verbracht.



Für seine Geduld kann man John Mainstone nur bewundern. 1961 übernahm der Australier das Experiment an der Uni von Queensland. Da klebte die zähe Masse bereits seit 35 Jahren ziemlich unspektakulär in einem Trichter. Mainstone war allerdings sofort hellauf begeistert von dem Slow-Motion-Versuch und erklärte sich zum "stillen Wächter" des Experiments.Das sollte beweisen, dass sich Pech wie eine Flüssigkeit verhält – auch wenn es sich wie ein Feststoff anfühlt und mit dem Hammer zerschlagen lässt.  

Ganze acht Tropfen fielen insgesamt seit Beginn des Versuchs – fünf davon in der Zeit, in der das Pech unter Mainstones Beobachtung stand. Der verpasste allerdings tragischerweise jedes Mal knapp das seltene Getropfe. Trotzdem hielt der Physiker bis zu seinem Tod dem Pechklumpen die Treue. Auf die Frage, ob der Versuch ihn verändert habe, sagte er in einem Interview: "Ich habe gelernt, geduldig zu sein."

Allein schon bei der Vorstellung, einer zähen Masse beim Tropfen zu zusehen, werde ich ganz hibbelig. Und auch wenn ich eigentlich kein besonders ungeduldiger Mensch bin, habe ich generell für Projekte, die über einen längeren Zeitraum laufen, einfach keinen Nerv. Früher schon hab ich die Mädchen bewundert, bei denen sich die Tagebücher nur so stapelten. Ich war schon stolz, wenn ich das zwei Wochen durchhielt. Auch meinen auf längere Zeit ausgelegten Versuch, aus einer Urlaubs-Kokosnuss eine Palme zu ziehen, habe ich schnell wieder aufgegeben.

Wie geduldig bist du bei solchen Sachen? Hast du ein Projekt, das dich bereits einige Jahre beschäftigt und an dem du immer weiter arbeitest? Oder verlierst du irgendwann das Interesse und musst dir eine neue Beschäftigung suchen?


Text: paulina-hoffmann - Foto: luxuz / photocase

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