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Was war deine prägendste Kindheitslektüre?

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Das Verb „prägen" wird gerne verwendet, wenn es um Ereignisse aus der Kindheit geht. Da gibt es die Erinnerung, die Reise, den Lehrer, den Streit, die Krankheit oder die Freundschaft, die einen geprägt haben. Bei mir sind es vor allem auch einige Bücher, die mich als Kind beeindruckt haben. Ich erinnere mich noch heute an das Gefühl, das sie mir beim Lesen bereitet haben, für was sie mich sensibilisiert oder welche Ängste sie in mir geweckt haben. Ich denke dann, dass ich sie dringend noch einmal lesen sollte, um nachzuprüfen, ob ich heute noch verstehe, was damals mit mir passiert ist – oder ob es dann so ist wie in dem Moment, als ich nach vielen Jahren wieder vor der Treppe stand, die ich als Kind einmal hinuntergestürzt bin: Damals erschien sie mir unfassbar lang und steil, dabei ist sie eigentlich kurz und flach.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Eines dieser prägenden Bücher war Peter Härtlings „Das war der Hirbel". Hirbel ist ein Junge im Heim, der (soweit ich mich erinnere) Medikamente nehmen muss, oft Kopfschmerzen hat, wegläuft, sich einnässt oder im Schrank versteckt. Die ganze Geschichte über weiß man: Hirbel ist einsam und anders, irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Nur was genau, das erfährt man nie. Ich habe auch niemanden danach gefragt, sondern die Geschichte wochenlang mit mir herumgetragen und noch heute fühle ich mich ganz beklommen, wenn ich daran denke. Ähnlich ging es mir, als ich mit 13 oder 14 „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" las, das mir Anflüge von Angst und Übelkeit bescherte und an das ich bei der Unterrichtseinheit „Rauschgift" im Biologieunterricht ununterbrochen denken musste.

An welche Bücher, die du in deiner Kindheit und Jugend gelesen hast, kannst du dich noch erinnern, weil sie dich beeindruckt oder eine bestimmte Wirkung hinterlassen haben? Wie ging es dir, als du sie damals gelesen hast? Und hast du sie später noch einmal gelesen, um herauszufinden, was dich daran fasziniert hat, oder möchtest du sie so in Erinnerung behalten wie du sie damals wahrgenommen hast?

Text: nadja-schlueter - Foto: micjan / photocase.com

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