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Wie glaubwürdig ist Annette Schavan?

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Es ist nicht irgendeine Ministerin, die da gerade ziemlich unter Druck ist. Es ist die Leiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Annette Schavan. Sie soll in ihrer Dissertation mit dem Titel „Person und Gewissen“, eingereicht 1980 an der Universität Düsseldorf, plagiiert haben. Das zumindest steht in einem Gutachten der Uni, das jetzt publik würde und das die Grundlage für den Promotionsausschuss und somit den Fakultätsrat ist, der in den nächsten Tagen entscheiden soll, ob Schavan ihren Titel behalten darf oder nicht. Es ergebe sich, so heißt es in dem 75-seitigen Bericht, „das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise“, eine „leitende Täuschungsabsicht“ sei zu konstatieren.

Trifft zu, was in dem Gutachten steht, hätte Schavan also keine kleinen oder etwas größeren Fehler begangen, sondern absichtlich betrogen. Als Ministerin, als Bildungsministerin vor allem, würden ihr das wahrscheinlich die Wenigsten verzeihen. Sollte ihr der Doktortitel aberkannt werden, müsste sie wohl zurücktreten.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Bildungsministerin mit Doktortitel. Ob sie ihn behalten darf, wird sich bald klären.

Es sind 32 Jahre vergangen, seitdem Annette Schavan ihre Dissertation abgegeben hat. Sie war damals 25. Denkbar, dass sie tatsächlich einfach Fehler gemacht hat, auch wenn das Gutachten jetzt zu einem anderen Schluss kommt. Schavan wehrte sich am Sonntag und Montag dementsprechend gegen die Vorwürfe. Sie stritt eine Täuschungsabsicht ab. Momentan steht also Gutachten gegen Aussage. Die Frage ist: Glaubt man Annette Schavan?  

Eigentlich kann es doch nicht sein, dass jemand, der wissentlich bei seiner Doktorarbeit geschummelt hat, jahrelang ohne Gewissensbisse Bildungsministerin bleibt – also einen Job macht, dessen Aufgabe es ist, das Hochschulsystem und die Forschungsqualität zu organisieren und zu fördern. Und hätte jemand, der weiß, dass seine Arbeit absichtliche Plagiate enthält, sich so aus dem Fenster gelehnt, als zu Guttenberg wegen seiner Arbeit unter Druck stand? Nachdem diesem sein Doktortitel aberkannt worden war, sagte sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: „Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.“  

Glaubst du, Annette Schavan hat absichtlich getäuscht? Oder nimmst du ihr ab, damals tatsächlich nur unabsichtliche Fehler begangen zu haben? Und falls dem so sein sollte: Ist Schavan als Bildungsministerin dann noch tragbar?

Text: christian-helten - Foto: dpa

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