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Wie lange macht arbeiten Spaß?

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Mittlerweile dürfte fast jeder eine Meinung zur Eurokrise haben und manchmal spricht er sie sogar aus. Gerade hat sich Robert Benmosche, der Chef des amerikanischen Versicherungskonzerns American International Group zu diesem Thema geäußert und die wie er findet beste Möglichkeit dargelegt, wie Europa sich aus der Schuldenkrise befreien könne: Die Europäer, so Benmosche, müssten in Zukunft bis zu ihrem 70sten oder 80sten Lebensjahr arbeiten. So würden das Gesundheits- und das Rentensystem bezahlbar und die Jugend müsse die Last nicht alleine tragen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Arbeiten bis man 80 ist – das klingt wahnsinnig lang, wo doch das Rentenalter 65 schon so unendlich weit weg klingt, wenn man gerade erst angefangen hat zu arbeiten oder erst seit wenigen Jahren im Berufsleben steht. Dann blickt man voraus auf ein langes Berufsleben und kann nur hoffen, dass der Job, für den man sich entschieden hat, einem möglichst lange zusagt, und man irgedwann nicht nur noch stur auf die Rente zuarbeitet, um endlich seine Ruhe haben zu können. In der ZEIT gab es einmal einen Themenschwerpunkt zu Arbeit im Alter. Mehrere Senioren kamen dort zu Wort, die gerne noch arbeiten wollten oder finanziell darauf angewiesen waren, aber es gesetzlich nicht mehr durften und aus dem Betrieb scheiden mussten, oder die, da selbstständig, weiterhin arbeiteten, obwohl sie sich längst zur Ruhe hätten setzen können. Ein Experte sagte im Interview, in Deutschland sei Arbeit für viele immer noch etwas, von dem man befreit werden müsse. In anderen Ländern herrsche eine andere Moral, auch angeregt durch die Gesetzeslage. In Schweden zum Beispiel gibt es ein flexibles Renteneintrittsalter – ab 61 kann man in Rente gehen, muss aber nicht. Trotz dieser niedrigen Grenze ist das durchschnittliche Renteneintrittsalter im europäischen Vergleich in Schweden mit am höchsten.

Im besten Falle ist Arbeit also nichts, von dem man befreit werden muss, sondern etwas sehr Erfüllendes, das ein Leben lang Spaß macht und sich gut und richtig anfühlt. Aber selbst wenn man das Glück hat, sich seinen Job aussuchen zu können und den richtigen zu finden und zu bekommen, ist der Gedanke „Ich arbeite noch 40 Jahre" irgendwie nicht zu greifen. Es ist eine Zeitspanne, die man als junger Mensch nicht einschätzen kann, da sie das eigene Lebensalter weit übersteigt. Es ist nicht möglich, so weit vorauszudenken, und wenn man es versucht, fragt man sich, ob man mit 40, 50 oder 60 noch Spaß an dem haben wird, was man gerade tut. Ob man es nicht irgendwann über haben wird. Und ob man dann noch wechseln kann.

Denkst du manchmal darüber nach, dass du die Arbeit, die du jetzt machst oder die du mit deinem Studium oder deiner Ausbildung anstrebst, noch 45 oder 40 weitere Jahre machen wirst? Kannst du dir dann vorstellen, dass sie dir mit 50 oder 60 noch Freude macht? Was glaubst du: Wie lange macht arbeiten Spaß? 

Text: nadja-schlueter - Foto: nicolasberlin / photocase.com

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