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Wie unverzichtbar ist Weihnachten für dich?

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Um Religion im christlichen Sinne geht es bei Weihnachten für viele sowieso nicht mehr, Weihnachten ist vor allem ein Zusammenkommen der Familie - mit einer Menge gutem Essen und einem wie-auch-immer-geschmückten-Baum mit Geschenken drunter. Eine gute Gelegenheit, die Arbeit für einige Tage aufzugeben und mal wieder Mama, Papa, Geschwister und den Rest zu sehen, oder eben das, was davon gerade zur Verfügung steht: Viele Familien existieren ohnehin nur noch zersplittert und sie spielen statt einem einzigen heiligen Abend oft mehrere hintereinander durch, für jede Familienecke einen eigenen. Wenn man das Fest also auch aufteilen und über die Tage hindrapieren kann, dann kann man es theoretisch auch lassen, oder?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Allein die Möglichkeit der Frage offenbart eigentlich schon: Weihnachten ist nur im Hirn eine feste Größe, gut geübt und Routine geworden, wie im Grunde alles. Wenn dazu noch jemand im eigenen Familien- oder Freundeskreis aus den Niederlanden, der Türkei oder einer anderen eher weihnachtsfremden Kultur stammt, hebt sich die Hirnnorm des Weihnachtsfests umso schneller auf. Gar nicht mehr so selten hört man von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen zu Weihnachten einfach in die Sonne oder sonstwohin abhauen. Noch mutiger sind die, die es zu Hause zwischen all den leergefegten Straßen zu ignorieren versuchen. Jedes Mal reizt es einen, es ihnen eines Tages gleich zu tun. Nur: Geht das überhaupt so einfach?

Trotz aller Rebellionsbedürfnisse und auftauchender Streits passiert es ja doch in diesen Tagen, und wenn auch nur für Minuten, dass sich plötzlich ein dicker Schutzfilm von Geborgenheit um einen herumlegt. Er legt sich ums Haus, um die Familie, vielleicht noch um ein paar alte Freunde, aber ist dann da und beschert einem diese angenehm feiertagstauben Minuten, in denen einem nichts mehr passieren kann außer einer wiegend-warmen, satten Müdigkeit. Ist dieses Gefühl nicht doch eine Art dringend benötigtes Jahresabschlussvitamin, das man sich abholen will, koste es eben einige Zickereien am Abendbrottisch?

Die Kolumnistin Sibylle Berg hat kürzlich einen Text über die Traurigkeit geschrieben, die einen an Heiligabend befällt, wenn man ihn allein verbringt. Wie schwer es dann nämlich doch ist, egal aus welchen Gründen man es tut. Unter all ihren großartigen Sätzen einige beispielhafte herauszusuchen, ist beinahe unmöglich, denn kein Satz ist ohne den anderen wahr und man sollte unbedingt den ganzen Text lesen. Eine der vielen großen Stellen in diesem Text jedenfalls ist diese hier: „Dann ist Ruhe, und ich weiß, was jetzt passiert, in tausend Wohnungen. Was soll passieren? Kinder fallen über die Geschenke her, reißen das Papier auf, die Geschenke auf, kaputt. Das Essen ist angebrannt, vielleicht brennt später auch noch die Gardine. Lüg nicht, lüg dich nicht an. Was passiert ist Heimat. Zu wissen, wo man hingehört. Ist Ruhe. Und wenn es auch nur die Idee von diesen Dingen ist.“

Ist es also doch nicht möglich, Heiligabend einfach abzublasen, auch wenn man noch so dringend auf die Kirche und den ganzen Konsumterror scheißen möchte? Weil man diese Nacht emotional einfach nicht abblasen kann, weil sie viel zu tief verankert ist? Was denkst du: Könntest du auf Weihnachten verzichten? Würdest du es wagen?

Text: mercedes-lauenstein - Bild: photocase.de/Grippe

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