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Wie weit dürfen Aktivisten gehen?

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Angela Merkel bekommt heute Besuch aus Mittelamerika. Laura Chinchilla ist zu Gast, die Präsidentin von Costa Rica. An der Siegessäule am Großen Stern in Berlin werden einige Leute stehen, die den beiden Politikerinnen und am liebsten der ganzen Welt ihren Protest entgegen schreien wollen.

„Save our Skipper“ haben die Demonstranten ihre Aktion betitelt. Der Mann, für den sie sich einsetzen, ist Paul Watson. Der Umweltaktivist ist Gründer und prominentestes Gesicht der Organisation Sea Sheperd. Seine Mitstreiter und er belassen es nicht bei Protestplakaten und Demonstrationen, sie gehen direkt und zum Teil mit ziemlich drastischen Mitteln gegen Walfänger und Delfinfischer vor: Sie rammen Schiffe oder blockieren deren Schiffsschrauben, im Interview mit jetzt.de bezeichneten deutsche Vorstandsmitglieder von Sea Sheperd ihre Aktionen trotzdem „eher als nachdrücklich und nicht als aggressiv“.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Paul Watson

Paul Watson wurde kürzlich am Frankfurter Flughafen festgenommen. Rechtliche Grundlage ist ein internationaler Haftbefehl aus Costa Rica. Das Land verlangt Watsons Auslieferung, weil er 2002 die Crew eines Schiffs unter der Flagge Costa Ricas bedroht und angegriffen haben soll. Zwar wurde Watson am Montag gegen eine Kaution von 250.000 Euro freigelassen, er muss aber in Deutschland bleiben, bis das Oberlandesgericht Frankfurt über seine Auslieferung entschieden hat.

Ganz abgesehen von diesem konkreten Fall kann man ganz generell fragen, inwieweit eine Vorgehensweise wie die von Sea Sheperd gerechtfertigt ist. Sie wenden Gewalt an, um Tiere zu schützen, die von zum Teil illegal agierenden Walfängern gejagt werden. Ist das dann Selbstjustiz, die man verdammen muss? Oder eher eine Art von Notwehr in internationalen Gewässern, in denen die Tierquäler sonst nicht verfolgt würden?

Die Frage nach dem Zweck, der die Mittel heiligt (oder auch nicht), drängt sich auch in einem anderen aktuellen Fall auf. Die Aktivistengruppe „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) hat aus Protest gegen geplante deutsche Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien ein Kopfgeld von 25.000 Euro ausgesetzt. Im Netz und auf einem großen Plakat in Berlin fragen sie :„Wer hat Informationen, die zur Verurteilung dieser Menschen führen?“ Unter der Frage sind angebliche Anteilseigner des Leopard-Hersteller-Unternehmens Krauss-Maffei genannt, die zu denunzieren die Gruppe aufruft. Und das Kopfgeld ist anscheinend tatsächlich ernst gemeint, die Summe befinde sich tatsächlich auf dem Konto der Gruppe.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ein Sprecher von Krauss-Maffei hingegen betonte gegenüber der taz, dass die Firma absolut legale Geschäfte mache, die Kopfgeld-Aktion hingegen habe mit einem Diskurs in der demokratischen Gesellschaft nichts mehr zu tun.

Findest du das Vorgehen des ZPS in Ordnung? Gehen dir die „nachdrücklichen“ Aktionen von Sea Sheperd zu weit? Wie weit dürfen Protest und Aktivismus generell gehen?

Text: christian-helten - Fotos: dpa, dapd

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