Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Würdest du deinen Namen aufgeben, wenn du heiratest?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Neulich rief eine alte Freundin an und erzählte mir, dass sie demnächst heiraten wolle. Na gut, dachte ich: immerhin nicht kirchlich. Was mich aber schockierte, war, dass sie auch ihren Familiennamen aufgeben möchte. Und sie ist nicht die einzige: Ich habe den Eindruck, dass das allgemeine Hochzeitsfieber in meinem näheren und weiteren Umfeld fast durchgängig mit Änderungen der Namenszeile im Personalausweis einhergeht. Meistens bei den Frauen. Auch meine Mutter, die ich in meiner Jugend als halbwegs emanzipiert wahrgenommen hatte, löste sich wie selbstverständlich von dem Namen, der ja immerhin auch meiner ist, als sie vor einigen Jahren wieder heiratete. Und irritierte mich damit nachhaltig. Ihr Kommentar: „Ist doch einfacher, wenn man nur ein Schild für den Briefkasten braucht.“

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
Früher, als die Menschen noch in Dörfern lebten und die Rollen ohnehin viel zu klar verteilt waren, war ein Name vielleicht noch ein eher nebensächliches Attribut. Man sah sich, man kannte sich, und dass aus Fräulein Mayer plötzlich Frau Schmidt wurde, änderte in einer überschaubaren Welt nichts Grundsätzliches. Aber heute, in unseren ultramobilen Zeiten ist ein Name so etwas wie die letzte symbolische Konstante der Biografie. Er ist das, womit man noch bei Google gefunden wird, wenn man Job, Wohnort, Partner und Freundeskreis längst gewechselt hat. Gibt man das so einfach auf? 

Alice Schwarzer giftete einmal Familienministerin Kristina Schröder an: „Die einzig aufregende Nachricht aus Ihrem Amt war Ihr Namenswechsel von Köhler auf Schröder - was mich persönlich, ehrlich gesagt, bis heute verwirrt.“ Das ist zwar ein fieser persönlicher Angriff, aber er trifft doch einen richtigen Punkt. In den allermeisten Fällen übernimmt bei einer Hochzeit die Braut den Namen ihres Bräutigams. Obwohl seit 1991 absolut freie Namenswahl gilt. Obwohl eigentlich jedem klar sein dürfte, dass selbst die beste Ehe keine Ewigkeitsgarantie hat und ein verliebtes Pärchen aus zwei autonomen Individuen besteht. Sind wir vielleicht doch nicht so emanzipiert? Muss man allen Unwägbarkeiten des Lebens wirklich trotzig einen gemeinsamen Namen entgegensetzen? Was meinst du? Würdest du so heißen wollen wie deine Partnerin oder dein Partner? 

  • teilen
  • schließen