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Backstage oder Bühne: Warum schminkt ihr euch öffentlich?

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Die Jungsfrage: Wir müssen über euer Aussehen sprechen, denn wir verstehen da was nicht. Dabei geht es ausnahmsweise mal nicht um das, was wir schön, gutaussehend oder bezaubernd finden. Es geht darum, was ihr schön findet und vor allem: Wie ihr dorthin kommt. Es geht ums Schönmachen. Dass ihr Wert legt auf diesen Vorgang der Veränderung, das wissen wir. Wir können euch dabei nämlich immer häufiger zuschauen. Was ihr dabei denkt, wissen wir nicht. Deshalb jetzt kurz und direkt: Das Frisieren, Ordnen und Schminken ist ein – so dachten wir bisher – zutiefst privater Prozess: ein Vorgang, den man gemeinsam mit sich selber vor dem Spiegel vollzieht. Dabei ist man allein, privat, fast ein wenig versteckt, quasi im Backstagebereich des Lebens. Sind die Wimpern getuscht, die Lippen gefärbt und die Nägel gefeilt, tritt man heraus auf die Bühne des Alltags. Dort wiederum ist man unter Leuten, stellt sich dar, ist öffentlich. Diese Unterscheidung ist offenbar zu einfach, zu schematisch. Die Wahrheit des Schminkens ist komplizierter. Wir sehen Mädchen und Frauen, die sich in der S-Bahn die Wangen pudern, vor der reflektierenden Schaufensterscheibe die Haare richten oder sich im Zug die Lippen anmalen. Wir sehen also solche wie euch, die die Unterscheidung von Backstage und Bühne aufheben. Und das verstehen wir nicht: Wie kommt man auf die Idee, in aller Öffentlichkeit, seine Wimpern zu tuschen? Kein Junge würde in der U-Bahn den Rasierer herausholen und seinen Bart stutzen, für Mädchen aber scheint es normal zu sein, im öffentlichen Personen-Nahverkehr die Körperpflege zu vollziehen. Woran liegt das? Haltet ihr die letzte Reihe im Bus für eine legitime Verlängerung eures Badezimmers? Wollt ihr uns damit was sagen? Dann raus damit – ganz ungeschminkt und im Vertrauen. Auf der nächsten Seite verraten die Mädchen die Geheimnisse der öffentlichen Kosmetik


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Puh, schwierige Frage! Ich jedenfalls mache das nicht. Aber diesen Typ Mädchen und Frau kenne ich schon auch. Ich schätze mal, das funktioniert bei denen so ähnlich, wie bei den Menschen, die sich im Stau gemütlich in der Nase herumbohren, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass sie jederzeit dabei beobachtet werden können. Denn der Schmink-Vorgang ist eigentlich (ähnlich wie das Ergründen der Nase) eine sehr private Angelegenheit. Eigentlich wünschen wir uns ja alle, völlig mühe- und schwerelos durch den Alltag zu schweben, wunderschön anzusehen, aber eben auch so, als sei diese komplizierte Wuschelfrisur tatsächlich zufällig gerade im Wind-Tunnel entstanden und nicht stundenlang mühsam zurecht geföhnt und hochgesteckt. Und dass wir diese rosigen Wangen und den betörende Blick schon seit unserer Geburt mit uns herumtragen. Also genauso wie in der Werbung. Einigen wenigen Menschen ist dieses Glück womöglich tatsächlich beschieden. Die werden dann reich geheiratet oder Moderatorinnen. Der Rest von uns muss einiges an Mühe verwenden, um so auszusehen, wie wir es gerne haben. Wir müssen uns duschen, Haare waschen, mit duftenden Essenzen eincremen, rasieren, desodorieren, striegeln, schmieren, cremen, abrubbeln, auszupfen, abschleifen, peelen … Und das sind nur die Vorgehensweisen, von denen wir euch wissen lassen. Haben wir dann den optimalen Zustand erreicht, in dem wir gerne vor die Tür gehen, ist die Arbeit aber nicht getan. Denn die blöde Schminke (die wir uns leisten können) neigt dazu, sich im Laufe des Tages zu verflüchtigen. Eigentlich müssten wir also, wie jene Damen in den U-Bahn-Abteilung, ständig in den Spiegel schauen und überprüfen, ob in unserem Gesicht noch alles mit rechten Dingen zugeht. Aber bei den meisten von uns obsiegt da das Bewusstsein, dass uns das wie ziemlich doofe Urscheln aussehen lassen würde, denen nichts wichtiger ist, als ihr Aussehen. Also lassen wir es bleiben. Diese Nichtbeachtung der eigenen Gesichts-Fassade rächt sich jedoch durchaus manchmal. Wenn ich zum Beispiel nach einem durchschnittlich anstrengenden Tag an der Uni nach Hause komme und in den Spiegel schaue, stelle ich meist fest, dass sich meine Wimperntusche selbständig gemacht hat und sich nun als Pandabär-artiger schwarzer Schatten unter meinen Augen tummelt. Wahrlich kein schöner Anblick! Weiter unten stelle ich dann auch oft noch zu meinem Missvergnügen fest, dass mir am Kinn zwei Pickel gewachsen sind, die ihren rot-glänzenden Kopf wacker ins Sonnenlicht strecken. Noch dööfer! Insofern tragen die U-Bahn-Schminkerinnen also nur in die Öffentlichkeit, was sowieso fast alle von uns tun. Nur eben in der Öffentlichkeit und sehr ehrlich. penni-dreyer

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