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Jungsfrage: Mädchen, warum wollt ihr unter euch sein?

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Im Mai wird es einen neuen Fernsehsender geben und das ist prinzipiell erst einmal ein Grund zur Freude. Eine weitere Zapping-Station auf der Fernbedienung bedeutet schließlich Abwechslung im tristen TV-Alltag. Allerdings, oje: Wir dürfen gar nicht mitgucken. Sixx, so der Name des Senders mit Assoziationswirkung zwischen Autovermietung und Geschlechtsverkehr, ist nämlich einzig und allein für euch Mädchen bestimmt. Was auf diesem Sender mit dem Doppel-X-Chromosom im Namen so laufen soll, das wissen wir bereits: Keine Kultur, keine Politik, und Sport selbstverständlich auch nicht. Bis auf Weiteres werdet ihr euch dort mit dem geplanten Kuschelspielfilmmittwoch, Doku-Soaps wie „Windeln und Wellness“ und ganz vielen alten und neuen Serien zufrieden geben müssen. Und dabei laufen Klassiker wie „GZSZ“, „Nur die Liebe zählt“ und „Germany’s Next Topmodel“ doch bereits im herkömmlichen Programm. Überhaupt: Ihr habt doch schon eigene Parkplätze, eigene Saunen und Fitnesscenter. Warum braucht es eigentlich bei vielen Dingen eine spezielle Frauenausfertigung? Wachsen diese Abgrenzungen tatsächlich auf eurem eigenen Mist und entsprechen euren Wünschen oder haben sich das doch wieder nur Männer ausgedacht? Fühlt ihr euch mit einem Frauensender genauso wohl wie mit der Vielzahl an Frauenzeitschriften? Wollt ihr wirklich diese Woman-Only-Biotope? Und die wichtigste Frage: Wie ist es eigentlich da so, alleine unter Frauen? Könnt ihr erst in der Frauenfahrschule, im Frauen-Selbstverteidigungskurs oder in der Damensauna richtig entspannen? Auf der nächsten Seite kannst du dich Mädchenantwort lesen.


Lieber Junge, beim Lesen deiner Frage habe ich ehrlich gesagt ziemlich schlechte Laune bekommen. Meiner Meinung nach geht es hier nämlich um zwei völlig verschiedene Dinge, die von dir zusammengewürfelt und in den Topf geworfen wurden. Und dabei herausgekommen ist eine unschön müffelnde Soße, die ich jetzt mal ganz langsam wieder in ihre Bestandteile aufzulösen versuche. Und damit an die Arbeit: Es gibt Orte, an denen bin ich lieber alleine unter Frauen, als zusammen mit Männern. Und offensichtlich geht es nicht nur mir so. Diese Orte haben alle eines gemeinsam: manche Menschen (ähm, Männer) verwechseln diese Orte mit einen All-You-Can-Eat-Büffet zum Glotzen, Antatschen und noch viel Blöderem. Ob das nun in der Sauna ist, oder im Fitness-Studio. Ich will damit nicht sagen, dass alle Männer Frauen in der Sauna belästigen. Aber es passiert dort, es passiert nicht selten und es passiert eben nicht: im Frauenfitness-Studio oder am Frauentag in der Sauna. Da wird man vollkommen in Ruhe gelassen und kann das tun, warum man eigentlich hergekommen ist: sich entspannen, sich einen abschwitzen, an irgendwelchen Geräten herumzerren oder nackt in der Gegend herumspazieren, ohne sich darum Sorgen machen zu müssen, dass das gerade von einem Mann absichtlich missverstanden wird. Ich finde es gut und wichtig und notwendig, dass es geschützte Orte für Frauen gibt. Besonders solche Orte, die für Frauen sonst tendenziell gefährlich werden könnten. Dasselbe – nur ganz ohne Nacktheit – gilt übrigens auch für Frauenparkplätze (wobei ich ehrlich gesagt noch nie in meinem Leben einen solchen bewusst wahrgenommen hätte, aber das liegt möglicherweise auch nur an meiner selektiven Wahrnehmung). Und damit kommen wir zu den Bereichen, die du meines Erachtens fälschlicherweise mit in den Topf geworfen hast und bei denen ich Geschlechtertrennung nicht nur für bescheuert, sondern für rückwärtsgewandt und teilweise auch sexistisch halte: Zum Beispiel der von dir genannte Frauenfernsehsender: verspricht uns ein Programm „für Frauen“, weil offenbar davon ausgegangen wird, dass Frauen einen Rückzugsort im Fernsehen brauchen, wo sie nicht von so etwas Enervierendem wie Nachrichten oder Politsendungen heimgesucht werden, sondern sich ganz auf ihre weiblichen Tugenden besinnen können, die da offensichtlich sind: bei romantischen Komödien heulen, hysterisch gackern und mit Freundinnen Prosecco trinken. Wann immer etwas geschlechterspezifisches Programm gestartet wird, laufen die Initiatoren Gefahr, ein Geschlechterbild zu propagieren, das – um es mal harmlos auszudrücken – eher rückständig ist. Genau dasselbe gilt meines Erachtens übrigens auch für den Männersender, der ein völlig eindimensionales Männerbild verbreitet. Das ist kein Ort, an dem sich Frauen zurückziehen müssten, weil das kein Ort ist, an dem Frauen Angst haben müssten. Allerhöchstens vor dem, was sich Fernseh-Macher wohl so unter Weiblichkeit vorstellen. Ich brauche keinen Fernsehsender für Frauen, weil ich mich nicht angesprochen fühle von diesem Programm. Und ich brauche auch keine Frauenzeitschriften, weil ich mich von denen genausowenig angesprochen fühle. Aber das bin dann auch wieder nur ich mit meinem speziellen Weiblichkeitsmodell. christina-waechter

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