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Jungsfrage: Mädchen, wie ist es, immer Sex haben zu können?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bei dieser Frage ist weniger die biologische Seite gemeint, als vielmehr die gesellschaftliche. Ein gesundes Jungsleben zeichnet sich dadurch aus, dass es Phasen gibt, in denen wir mehr Sex haben wollen, als wir kriegen können. Anders gesagt: Als männlicher Single müsste man schon sehr konzentriert & versiert & Don Draper sein, um jeden Abend eine Frau ins Bett zu kriegen. Wollen würde man schon, aber die Wirklichkeit dürfte eher einen Schnitt von ein Monat /eine Frau bedeuten. In diesen Durststrecken beneiden wir euch Mädchen. Ihr könnt, so scheint es, wenn ihr nur wollt jeden Abend an einem hübschen Tresen hübsch aussehen und hättet wahrscheinlich innerhalb weniger Stunden ein bis drei Kontakte, die theoretisch ins Bett führen könnten. Ich weiß schon, dass ihr da ein bisschen anders denkt und die Sache mit der allabendlichen Sexlust nicht so einszueins von uns auf euch zu übertragen ist, aber theoretisch könntet ihr doch, oder? Warum noch mal, wollt ihr das nicht? Und wollt ihr vielleicht nicht jeden Abend Sex haben, aber irgendetwas andres Zwischenmenschliches erleben? Was wäre das? Oder überschätzen wir die weibliche Strahlkraft und ihr seid auch froh, wenn ihr jeden Monat mal einen ins Netz kriegt? fabian-fuchs Auf der nächsten Seite kannst du die Mädchenantwort lesen


Ihr müsst jetzt ein für alle Mal etwas begreifen: Wir Mädchen wollen überhaupt nicht weniger Sex als ihr. Sex, und damit meine ich durchaus: sehr viel Sex, ist super. Davon sind wir mindestens so überzeugt wie ihr. Deshalb: Auch ein gesundes Mädchen-Single-Leben zeichnet sich dadurch aus, dass es Phasen gibt, in denen wir mehr Sex haben wollen, als wir kriegen können. Glaubt es uns. Wir gehen in diesen einsamen Zeiten, ganz genau wie ihr, häufiger abends aus. Nicht, weil wir ‚nett tanzen’ gehen wollen. Wir hübschen uns vor dem Spiegel zurecht, weil die flattrige Hoffnung, später von einem neu kennengelernten Wahnsinnstyp ausgezogen zu werden, es uns diktiert. Wein und Zigarette in der angeschickerten Hand entsteht vor unseren Augen ein schönes Kopfszenario: Wir, des frühen Morgens glänzend nackt und wild vögelnd mit besagtem Wahnsinnsjungen auf dem Parkettfußboden seiner stilvollen Wohnung. Das kleine Adjektiv ‚stilvoll’ vor der fremden Wohnung verrät jetzt aber schon, in welche Richtung ich grabe, um den vorherrschenden Unterschied zwischen uns erkennbar zu machen. Ich habe nämlich den Eindruck, dass es euch bei der Befriedigung dieser spontanen Sexlust eher um die bessere Form der schnellen Selbstbefriedigung geht. Uns aber geht es um weitaus mehr. Den akuten Bedarfsorgasmus masturbieren wir nämlich immer noch am liebsten selbst herbei, bevor wir da einen x-beliebigen Typen ans Werk lassen würden. Unsere Sehnsucht nach dem One-Night-Sex-Exzess mit fremden Jungs rührt da her, dass wir auf der Suche nach echter Interaktion sind. Mit Spannungsaufbau, Spielverlauf und allem was dazu gehört. Wir wollen nicht nur heiß gefunden werden, weil wir einen knackigen Hintern in der Hose haben oder ein süßes Lächeln auf dem halbangesoffenen Gesicht. Wir spazieren nicht gern in ausgebreitete Netze. Tatsächlich suchen wir deshalb im gerade betretenden Partyraum auch erst einmal nur nach jemanden, den WIR gut finden. Wer uns gut findet, daran verschwenden wir überhaupt gar keinen Gedanken. Tut nichts zur Sache. Halt machen wir bei jemanden, der intelligent und witzig, geistreich und umsichtig wirkt. Wir versuchen das zu testen, in dem wir (gefühlt) intelligenten Augensex provozieren und irgendwann ins Gespräch geraten, um (gefühlt) geistreiche Formulierungen auszutauschen. Er muss diesen Test bestehen und zusätzlich unserer Auffassung von einem gut riechenden Menschen entsprechen. All das brauchen wir, um später die Road-Movie Filmmusik vor unserem inneren Ohr einblenden zu können, wenn wir in der orangefarbenen Morgensonne mit ihm nach Hause torkeln. Aber wenn es sich denn überhaupt einmal so begäbe, liebe Jungs! Selbst angenommen, besagter Tolltyp taucht nun tatsächlich neben uns auf, muss er uns ersteinmal mindestens genauso gut finden, wie wir ihn. Sonst können wir Road-Movie Platte in unserem Kopf ja gar nicht erst anschmeißen. Die langweilige Antwort auf eure zugegeben spannende Frage lautet also: Wir stehen mit unseren spontanen Sexgelüsten letztendlich vor dem gleichen Problem wie ihr auch: Wir müssen wahnsinnig konzentriert & versiert & eloquent sein, um den Jungen unserer Begierde zu beeindrucken. Jemand, der mirnichtsdirnichts zu haben ist, kommt uns nicht ins Haus. Eure Idee davon, dass wir ständig nach Belieben Sex haben könnten, sollte hiermit also widerlegt sein. Und: Hä, was sagt ihr? Da stehen tausend andere lechzende Jungs hinter uns, die uns sofort mit nach Hause nehmen würden? Sehen wir nicht. Zu beschäftigt unserem Held des Abends entgegen zu strahlen. Die anderen Typen, falls da welche sind, liegen wie Schatten hinter uns. Schatten, die nach abgestandenen Bierlippen, durchschnittlichem Waschpulver und billigem Drogerieparfum riechen. Nichts für uns. martina-holzapfl

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