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Mädchen, stört unser Bart beim Rummachen?

Foto: Toa Heftiba / Unsplash / Illustration: Daniela Rudolf

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Liebe Mädchen,

auch wenn das Phänomen Barbershop langsam in die Bubble-Tea-Phase (der erste von fünf in deiner Straße schließt schon wieder, dein peinlicher Onkel hat’s neulich auch ausprobiert) zu schlittern scheint und der Hype somit langsam abebbt, ist der Bart in unseren Gesichtern nach wie vor allgegenwärtig: Wer sich vor ein paar Jahren noch über sogenannte Hipster und deren ach so prätentiöses Holzfällerauftreten („Haha, er hatte noch nie eine Axt in der Hand!“) aufgeregt hat, trägt inzwischen selbst einen, vom Bankkaufmann bis zum identitären Vollidioten. Will sagen: Ihr entkommt dem Bart eigentlich nicht, egal in welchem sozialen Raum ihr euch bewegt. Jeder, der kann, trägt irgendeinen Bart. Und damit ist auch die Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt gering, dass ihr schon mal mit einem Bartträger im Bett gelandet seid.

Ob euch dabei der Bart rein äußerlich gefällt, wollen wir hier gar nicht zur Diskussion stellen. Überspitzt gesagt habt ihr ja eh kaum noch eine Wahl. Deswegen soll es hier mal um die rein technischen Aspekte des Themenfelds „Bart & Zuneigung“ gehen: So kommt es zum Beispiel vor, dass die sensibleren Hauttypen unter euch nach dem ersten exzessiven Geknutsche mit einen Bartträger einen ziemlich fiesen Hautirritationskreis um den Mund davontragen, gerade wenn sich die Barthaare im Dreitages-Sandpapier-Zustand befinden. Nervt das nicht? Wie bekämpft man den? Reine Gewöhnungssache? Ist Knutschen mit Bartträger generell ganz anders? Inwiefern?

Noch ein Punkt: Die Anti-Bart-Fraktion versucht ja regelmäßig, den Bart als Bakterienherd zu diskreditieren. Er ist schmutziger als eine Klobrille, sagen sie. Das ist natürlich Quatsch, wir wüssten aber schon gerne, ob manche von euch beim Anblick eines Bartes eine Art Hygienepanik überkommt. Nehmen wir mal an, der Typ ist Kettenraucher, hat grade einen Mitternachtsdöner verspeist und steht jetzt schwitzend auf der Tanzfläche vor euch, bereit zum Kuss – spielt der Umstand, dass sich all diese Elemente nun rein theoretisch auch in seinem Bart wiederfinden, eine Rolle?

Und wenn wir mal über das Küssen hinausdenken, könnte dieser Bart ja eines Tages auch mal den Weg zwischen eure Beine finden. Das Wort Oralsex meint ja eigentlich nicht das haarige Drumherum, aber: Macht es hier ebenso einen Unterschied, ob derjenige Bartträger ist?

Eure Jungs

Die Mädchenantwort:

maedchenfrage

Liebe Jungs,

als wir Kinder waren, war es so, dass wir über die Fotos unserer Eltern aus den Achtzigern gelacht haben. Fotos, auf denen die Väter Schnurrbärte und die Mütter Dauerwellen tragen und von irgendeinem orangegelben Licht beleuchtet werden, das beide ganz unfassbar jung und cool aussehen lässt. Trotz der haarigen – wie wir damals meinten – Geschmacksverirrungen. Aber, wie ihr wisst, Bart is back, auch Schnurrbart, deswegen gibt’s da nichts mehr zu lachen (trotzdem hoffen wir immer noch inständig, dass uns Frauen zumindest der Dauerwellen-Trend erspart bleibt.)

Wir nehmen ihn ernst, den Bart, und meistens ist es auch so, dass ein Gesicht, dass wir hübsch finden, nicht durch einen Bart entstellt wird oder unattraktiver aussieht. Aber wie ihr schon gesagt habt, es soll hier nicht um Geschmäcker gehen.

Dass der Bart ein Bakterienherd ist, glauben die meisten von uns eher nicht, sonst kämen wir ja überhaupt nicht voran in der Annäherung. Und ihr wisst, wie sensibel wir mit unserer Gesichtshaut spätestens seit der Horrorjahre 13 bis 16 sind. Wer länger mit einem Bartträger in einer Beziehung lebt, weiß: frisch rasiert ist sehr ungewohnt, stoppelig ziemlich heiß, und irgendwann kommt der Punkt, an dem der Bart zu viel wird und man irgendwo noch die Augen oder Grübchen des geliebten Gegenübers sucht. Dann deuten wir vielleicht etwas an und das Ganze geht wieder von vorne los. Der Bart ist ab und gesichtsnackt steht ihr da und seht auf einmal zehn Jahre jünger aus und wir denken uns: Hätte ich doch bloß nichts gesagt.

Jedenfalls, zu der Irritation, die vor allem die so attraktive drei-oder-eher-fünf-Tagebart-Phase in unserem Gesicht hervorruft: Die lässt sich nicht vermeiden. Und ja, manchmal ist es so, dass wir, wenn wir uns nach längeren und wilderen Küssen im Vorbeigehen im Spiegel betrachten, kurz zusammenzucken und uns denken: Wer zur Hölle, bitte, ist diese rote Frau und was macht sie in meiner Wohnung?

Die gerötete Haut geht aber zum Glück schnell wieder weg, und was das Kratzen betrifft: Ein Bart juckt nicht wie ein Mückenstich, sondern kratzt eher so, wie man sich ein (sehr weiches) Igelbaby am Gesicht vorstellt, jedenfalls nicht unangenehm. Aber auch da gibt es Unterschiede, je nachdem, wie weit der Bart fortgeschritten ist. Die Phase kurz vor dem drei-Tage-Bart ist am Schlimmsten, da kann’s dann doch manchmal kratzen, aber es gilt: Je voller und weiter gereift der Bartwuchsprozess, desto weicher.

Und ja, manchmal riecht der Bart vielleicht ein bisschen nach Zwiebel, vor allem nach einem mitternächtlichen Dönerszenario. Aber wenn wir an diesem Abend dabei sind, sind wir ja meistens selbst vom Tanzen verschwitzt und sicher nicht mehr in dem wohlriechenden Zustand, in dem wir das Haus verlassen haben. Dementsprechend gnädig, vom Club abgestumpft und auf alles vorbereitet sind unsere sensiblen Näschen dann auch. Und wenn wir euch küssen wollen, weil wir euch auf der Tanzfläche attraktiv finden, dann interessieren uns ganz andere Dinge als der Dönerzwiebelbartzigarettengeruch. Klar, es gibt Frauen, die überhaupt keinen Zigarettengeschmack im Mund mögen. Aber da ist dann wieder wurscht, ob der Geschmack oder Geruch von einem rasierten oder einem bärtigen Menschen kommt.

Das heißt nicht, dass ihr euch um euren Bart nicht kümmern müsst, und ihn wachsen lassen sollt bis zum Bauchnabel. Und damit wären wir auch schon bei der unteren Körperhälfte angelangt. Niemand von uns hat Lust, mit Hagrid ins Bett zu gehen. Solange ihr im Gesicht einigermaßen gepflegt seid, denken wir auch beim Oralsex nicht darüber nach. Obwohl auch hier die frischen Bartstoppeln wieder die unangenehmste Zeitspanne sind, aber nur minimal. Denn der kurze Irritationsmoment wird ja dann, im besten Fall, durch etwas viel Schöneres abgelöst.

Deswegen: Keine Angst vor zu viel Bart. Wenn wir euch mögen, dann ist es uns egal, und wenn wir euch lieben, dann sagen wir eh, wann’s reicht.

Eure Mädchen

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