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Kann man bei Tampons noch was lernen?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mädchen, habt ihr euch eigentlich jemals die Gebrauchsanweisung für Tampons durchgelesen? fabian-fuchs Die Mädchenantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das erinnert mich an eine Rund-E-Mail, die ich vor ein paar Stunden in meinem Posteingang fand. Darin wurde gewarnt vor Asbest-Spuren, die in bestimmten Tampons gefunden worden sind. Es wurde aufgefordert, doch mal eingehend den Gebrauchszettel der eigenen Tampons zu studieren und diese Information an alle Mädchen des eigenen Bekanntenkreises weiter zu leiten. Zugegeben, ich habe die sie keinem Mädchen zugeschickt. Aber erst recht keinem Jungen! Und während ich die Nachricht reflexartig in meinen Papierkorb schob, dachte ich mir: Pfft, wenn Asbest in meinen ob’s wäre, wäre mir das schon längst aufgefallen, so oft wie ich die doofe Anweisung schon gelesen habe. Was lernen wir daraus? Erstens lesen wir die Packungsbeilage unserer Tampons. Und zweitens, manche Dinge wollen wir mit euch echt nicht besprechen. Egal wie lieb wir euch haben und egal wie sehr wir euch vertrauen. Verwaschene Notfallunterhosen, voll gerotzte Taschentücher, stinkige Turnschuhe sind solche Sachen. Sie haben ihren Platz im Backstagebereich unseres Lebens und fühlen sich da wohl. Wir nehmen an, dass ihr das wisst und okay findet. Das Prinzip der Rockshow verändert sich deshalb aber nicht – das was auf der Bühne steht und passiert ist wichtig. Das, was dahinter läuft ist funktional und manchmal auch schmutzig und deswegen nicht der Rede wert. Tampons an sich gehören jetzt nicht unbedingt in die Nicht-Themen-Kategorie. Wir wissen, dass ihr wisst und diese ganze Menstruationsangelegenheit ist ja sogar bereits im Büropausengeplänkel so fest etabliert, dass es einem schon fast peinlich sein müsste, wenn man ein Problem hätte, darüber zu reden. Aber! Was wir machen, wenn wir auf der Toilette sitzen, gehört eigentlich zu den Themen, die Ausreiseverbot über die Geschlechtergrenze haben. Jetzt sind wir allerdings eh schon dabei, also los: Ja klar, wir haben die Gebrauchsanweisung gelesen, mehr als einmal. Wir benutzen die Dinger schließlich ständig. Gut, sie stellen keine außergewöhnlichen Forderungen an unsere technischen Fähigkeiten. Aber dann ist ja noch dieser kleine, aufgeregt winkende Schriftzug an der Seite der Packung. Achtung, ruft er: Hier gibt’s wichtige Informationen zum menstruellen TSS, einer seltenen, aber ernstzunehmenden Erkrankung! Lies mich doch, wo du eh schon hier auf der Toilette sitzt! Alle paar Jahre kriegt er uns dann doch mal wieder, die Packung steht ja so praktisch in Sichtweite. Wir hocken also da, studieren noch mal die gruselige Straphylokokken-Infektion, nehmen uns vor, bei einer plötzlichen Fiebererkrankung während unserer Tage sofort zum Arzt zu gehen und – wie die Packungsbeilage befielt – TSS zu erwähnen. Dann fragen wir uns kurz, wer denn bitte einen Tampon länger als zehn Stunden drin – aber jetzt sind wir schon wieder da, wo wir mit euch gar nicht hin wollen. Also: wir stellen uns kurz etwas eher Ekliges vor und greifen dann irgendwie zur Zeitung oder auch mal einem Herrenmagazin.

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