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Mädchen, meint ihr das mit unserem Waschbärbauch ernst?

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Die Jungsfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Manche Sachen glauben wir euch nicht. Das mit dem Humor, der wichtiger wäre als alles andere zum Beispiel. Und gleich danach das mit dem Bäuchlein. Ich meine diese sehr nette Nettigkeit, die ihr immer öfter loswerdet: Es müsste gar nicht der Stahlbauch sein, es dürfte ruhig auch eine kleine Plautze sein, bei uns. Ekliges Stichwort „Waschbärbauch“, ihr wisst schon. Nun, das wirkt überaus großzügig. Wenn wir ganz ehrlich in uns reinhorchen, sind wir nicht so leicht mit ähnlichen Geschenken bei der Hand: Hab’ ruhig üble Hängebrüste! Lass’ ruhig deinen Hintern so groß werden wie eine Ikea-Tasche! Solche Zugeständnisse fallen uns nicht ein, wenn wir jemanden kennen lernen wollen. Ihr aber sagt: Kleines Männerbäuchlein darf ruhig sein. Und wir sind froh – denn so ein kleines Männerbäuchlein ist schnell gemacht und fühlt sich auch gut an. Es sieht nur leider immer gleich ziemlich unflott aus, nicht wahr? Deswegen wollen wir von euch gar nicht unbedingt dazu ermuntert werden und hätten lieber ein strikte Ansage, etwa so: "Wenn bei dir was plautzt, kannste dir ne Neue suchen, Alter!" Da würden wir ganz schön joggen! Aber es ist noch was anderes: Erteilt ihr die Bauch-Erlaubnis nicht nur, weil ihr daran denkt, dass ihr in fünf Jahren selber nicht mehr Herrinnen über euer Bindegewebe sein werdet? Weil ihr demnächst den Erwerb von Krähenfüßen, Senkschrunkeln und Fetthippen plant? Und wenn wir dann darüber mosern, werdet ihr uns mit voller Wucht ein: Bei deinem Waschbärbauch sag’ ich doch auch nix!“ hinknallen. Ist es das? Sichert ihr euch also nur von vornherein ab? Das fänden wir, bei allem Humor, eher gemein. P.S. Bei euch macht ein kleines Bäuchlein wirklich überhaupt nichts. Es sieht nicht mal unflott aus! Die Mädchen erklären auf der nächsten Seite!


Die Mädchenantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Moment mal! Habt ihr also gerade gesagt, wir hätten ein Bäuchlein? Habt ihr ein Problem mit unserem Bauch oder was? Na, dann sucht euch doch ne andere Tussi mit einem Sechserbauch und nix in der Birne. Scheint euch ja lieber zu sein! Jungs, ihr wisst – Körperkonversation, mit uns betrieben, ist eine heikle Angelegenheit, Risikoverhalten im Sinne des Krokodilkopfspringens. Ihr könnt hier eigentlich nichts richtig machen, aber vieles sehr, sehr falsch. Die Königin aller Fehltaten aber ist es, wenn ihr uns gegenüber einen körperlichen Anspruch erhebt, der unseren Status als eure Liebeskameradin an unser Aussehen knüpft. Das ist quasi so, wie wenn ihr unseren seelischen Ellerbogennerv piekt. Wir möchten, dass ihr nett zu unserer Figur seid. Und daher sind wir das zu eurer auch. Insofern stimmt eure Annahme, wir würden sozusagen Präventionsarbeit per Fettakzeptanz betreiben. Denn wir wissen – so einfach, wie wir es jetzt haben, bleibt es nicht. Kommt nämlich die Lebensmitte, wandert unser Bauch in unsere Taille, unser Popo expandiert nach Ost-West und jeder Körperteil inkl. des kleinen Zehs verformt sich und wirft Speckfalten. Diese Entwicklung einzugrenzen wird uns viel Aufwand, Verzicht und Disziplin kosten und wenn wir dabei eins nicht brauchen, dann zusätzlichen Druck von euch. Den Stress machen wir uns schon selbst. Bestätigen wir euer Recht auf Bäuchlein, fordern wir zugleich auch Akzeptanz für unsere eigenen problematischen Körperzonen. Wir lassen euch in Frieden, ihr uns, das ist der Deal und darüber dürft ihr ruhig mal froh sein. Oder fändet ihr es besser, wenn wir euch bei jedem Feierabendbier ermahnten, dass sich die Kalorien nicht von selbst aus dem Fettgewebe schwemmen lassen? Lieber geben wir euch das gute Gefühl, dass ihr ruhig ein bisschen weich sein dürft und wir euch gerade dafür auch lieben. Denn genau das tun wir ja auch, metaphorisch aber auch wörtlich gesprochen. Die Allermeisten von uns stört es tatsächlich nicht, wenn ein Jungsbauch nicht gemasert und gemeißelt ist, und flach am Hosenbund anliegen muss er auch nicht. Erstens fühlt sich ein sanfter Oberkörper auch gut an, und zweitens ist so ein Brett aus Haut und Muskeln gar nicht so sympathisch. Sondern vielmehr respekteinflößend. Wenn wir euch besichtigen und berühren, wollen wir aber nicht in Ehrfurcht erstarren, wir wollen in Begeisterung ausbrechen. An Stahl würde die aber abprallen und so arg unflott sieht das kleine Männerbäuchlein ja auch nicht aus. Jedenfalls nicht so, dass es unser Interesse an euch maßgeblich beeinflussen könnte. Vielleicht tun wir uns und euch aber auch gar keinen Gefallen mit all der Toleranz. Denn die Grenze zwischen „Mini-Bauch“ und „Hosenknopf-auf-soviel-Bier-und-Teigwaren-rein-bis-man-aus- Pizzakartons-und-Dosen-ein-lustiges-kleines-Kolosseum-auf- dem-Bauch-errichten-kann“ scheint für euch nicht eindeutig erkennbar zu sein. Es kommt dann vor, dass ihr nach einigen Jahren an unserer wohlwollenden Seite auf einmal die Wampe eines Fünfzigjährigen Stammtischgewächses vor euch herschiebt, oder das, was wir als zukünftige Wampe identifizieren. So lange ihr eure erotische Ausstrahlung und strahlende Persönlichkeit dabei nicht verliert, verlassen wir euch deswegen natürlich trotzdem nicht. Aber, ja, wir beißen uns dann doch in den sorgfältig gehüteten Hintern und fragen uns, ob wir euch den Unterschied zwischen Gemütlichkeit und Verwahrlosung vielleicht doch anhand ein paar deutlicher Worte erklären sollten – aber wehe ihr sagt dann das mit der Ikea-Tasche. Dann könnt ihr euch echt eine andere suchen. penni-dreyer

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