Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Mädchen, stört es euch, wenn in eurer Yogaklasse Männer dabei sind?

Foto: Lucas1989 / photocase.com; Bearbeitung: Janina Schmidt

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Liebe Mädchen,

viele von uns haben noch nie ein Yoga-Studio betreten, auch ich nicht. In Yogastudios wird intensiv rumgeatmet, eine Möchtegern-Inderin, die eigentlich Steffi Rammeltshammer heißt, faselt dazu krudes Zeug aus dem Eso-Hohlphrasen-Generator und wirklich anstrengend ist das alles auch nicht – soweit mein lückenhafter und natürlich auch maximal klischeebeladener Kenntnisstand. Nicht mein Sport, obwohl ich auch keinen anderen Sport habe.

Mindestens genau so viele von uns Typen haben sich allerdings erfolgreich genau dieser Vorbehalte entledigt oder vielleicht auch nur gelernt, sie zu „umarmen“. Sie rennen Woche für Woche in Steffis Studio, verbringen ihre freien Tage in sündhaft teuren Retreats und erzählen uns, dass sie dort wieder richtig toll ihre „Akkus aufladen“ konnten, um künftig noch mehr arbeiten zu können. Und das müssen sie auch, schließlich sind Yoga-Monatsabos schweineteuer.

Yoga ist ein vergleichsweise sinnlicher und intimer Sport

Wie fragwürdig diese Motivation insgesamt ist, sei hier mal dahingestellt. Bestimmt gibt es tatsächlich gute Argumente dafür, seinen vom Bürostuhl geschundenen Körper ab und zu in alle Himmelsrichtungen durchzustrecken und die grundlegendste körperliche Aktivität schlechthin – das Atmen – zu irgendeiner Form von „Perfektion“ zu bringen. Und, um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken: Sportarten wegen vermeintlicher Unmännlichkeit abzuurteilen ist natürlich großer Quatsch. Und sicher können auch viele Frauen mit Yoga nichts anfangen.

Aber das ist auch gar nicht der Punkt: Der Großteil der Yoga-Skepsis vieler meiner Geschlechtsgenossen rührt daher, dass wir uns partout nicht vorstellen können, mit unseren verkürzten Sehnen neben elfenhaften Gummimuskelwesen einen ästhetischen Eindruck zu hinterlassen. Und von dieser rein optischen Belästigung mal abgesehen: Stehen Typen in einem (klischeehafterweise) von attraktiven Frauen wimmelnden Yogastudio bei euch nicht automatisch unter Verdacht, nur zum Gaffen und Angraben gekommen zu sein? Yoga ist ja ein vergleichsweise sinnlicher, intimer Sport.  Ein der Gafferei eigentlich unverdächtiger Bekannter meinte neulich, man könne sich der Ansammlung formschöner Körper dort selbst mit den größten Anstands-Scheuklappen nur schwer entziehen, da einem permanent mindestens „vier perfekte Ärsche vor dem Gesicht rumwippen“.

Will man so jemanden dabeihaben? Wie empfindet ihr das? Sind männliche Yoga-Dilettanten peinlich? Niedlich? Nervig? Bemitleidenswert? Potenzielle Lustmolche? Oder ganz toll?

Namastē,

eure Jungs

Die Mädchenantwort: 

Mädchenantwort

Collage: jetzt.de

Liebe Jungs,

 

als ich eure Frage gelesen habe, musste ich gleich an unseren Sport-Grundkurs „Gymnastik und Tanz“ in der Oberstufe denken. Da waren wir nämlich 16 Mädchen – und ein Junge. Und, um gleich zum Punkt zu kommen: den fanden wir alle ziemlich cool.

 

Nicht, weil wir es süß fanden, wie er krampfhaft versuchte, die uns zugegebenermaßen recht leichtfallenden Schritte nachzuahmen. Auch nicht, weil wir es sexy fanden. Nein, einfach weil wir ihn für seinen Mut bewunderten.

 

Denn die ganzen Dinge, die ihr da in eurer Frage aufzählt, um die ihr euch sorgt und wegen derer ihr euch im Yoga blöd vorkommt, sind ja, wie ihr selbst schon bemerkt habt, vor allem eins: ziemlich klischeebehaftet. Mädchen sind die leichtfüßigen Elfen, die sich bis ins Endlose verbiegen können und dabei auch noch sexy in ihren Yogahosen aussehen. Männer sind die groben, unbeweglichen Typen, die vor allem aus Hipster- oder Gaffergründen eine Yogaklasse besuchen.

 

Wir finden es einfach cool, wenn ihr euer Ding macht

 

Dazu fällt mir nur eins ein: Quatsch! Denn im Grunde soll doch einfach jeder machen, worauf er Lust hat. Und wenn das eben etwas ist, das gemeinhin als untypisch für das eigene Geschlecht angesehen wird, dann ist das auch egal. Uns ist völlig wurscht, ob ihr die einzigen Männer im Yogakurs seid. Oder ob ihr mit euren Zehen an die Nase kommt oder eben nicht. Wir finden es einfach cool, wenn ihr euer Ding macht. Denn die von euch, die das trotz Vorurteile und komischer Blicke (von wem auch immer) durchziehen, die respektieren wir am meisten.

 

Gerade beim Yoga geht es ja unter anderem darum, einfach mal loszulassen. Sich keine Gedanken darüber zu machen, was andere denken könnten oder ob die Verrenkung gerade komisch aussieht. Deshalb aber auch noch ein Wort zu den von eurem Kumpel beschriebenen, wippenden „perfekten Ärschen“: Natürlich ist es alles andere als cool, wenn man bei so einer absolut nicht auf Partnersuche ausgelegten und eigentlich der völligen Entspannung verschriebenen Sache wie dem Yogakurs lustmolchig angestarrt wird. Deshalb: Wenn ihr euch nicht zusammenreißen könnt, bleibt besser zu Hause.  Am besten übt ihr dann erst mal unter Männern, wie man seinen Zen findet – denn wenn ihr euch so leicht ablenken lasst, habt ihr Yoga wohl ziemlich nötig.

 

Ansonsten gilt, liebe Jungs: Kommt zum Yoga, macht einen Reitkurs, übt rhythmische Sportgymnastik – macht einfach, worauf ihr Lust habt.

 

Wir finden das cool.

 

Eure Mädchen

Weitere Texte:  

  • teilen
  • schließen