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Mädchen, sollen wir uns einen Vollbart stehen lassen?

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Wie ihr bestimmt schon mal gehört habt, wächst uns jeden Morgen ein Bart aus dem Gesicht. Und jeden zweiten oder dritten Morgen müssen wir uns entscheiden, ob wir ihn da gewähren lassen oder die Gesichtswiese eben doch wieder zurückschneiden. So geht das, bis wir in die Grube fahren. Ihr kennt diesen Kreislauf des Wachsens und Stutzens natürlich von anderen Körperteilen, aber euch fehlt dort ein bisschen das kreative Potenzial. Denn wir immerhin, denken jeden zweiten oder dritten Morgen mindestens eine Millisekunde daran, das Zeug an Kinn und Wange wuchern zu lassen und das Ergebnis als optische Bereichung unseres Wesens auszugeben. Jeder Junge hat mehr oder weniger oft und offen mit seinen Barthaaren experimentiert und nicht selten soll eine Veränderung des Gesichtsfells eine Typveränderung unterstreichen. Trotzdem ist die Zahl derjenigen, die sich dauerhaft für einen richtigen Bart entscheiden klein, die meisten sind Umfaller, die irgendwann zu Golfrasen oder Blanko-Kinn zurückkehren. Aber immer wenn Prinzen oder Formel1-Fahrer, Arbeitskollegen nach dem Urlaub oder ganz nagelneue Rockbands mit ihren Bärten ins Scheinwerferlicht treten, überlegen wir, wie uns das stehen würde. Vor allem wenn diese Vorzeige-Bärtigen eine ganz und gar unbärtige Schönheit über den Hof führen, die besonders hübsch zu dem verdammt männlichen Bart kontrastiert. Das wäre doch eigentlich auch was für uns. Oder? fabian-fuchs


Vollbärte an Prinzen, Vollbärte im Scheinwerferlicht und Vollbärte an Modelseite - Jungs, ihr habt es ja eigentlich bereits erkannt: Ein Vollbart ist de facto so unansehnlich, dass es schon einer sehr glamourösen Inszenierung bedarf, ihn zu einem stilvollen Accessoire zu machen. Schaut, es ist ein bisschen wie mit uns und unserer zeitweiligen Sehnsucht nach dem Grunge-Look: In Modemagazinen sehen wir immer diese zarthäutigen Schwedenmädchen, wie sie in zerlöcherten Unterhosen, zerknitterten Männerhemden und mit einem ungewaschenen Haardutt auf dem Kopf am Geländer eines Altbaubalkons stehen. Da springt gleich unser Kopfkino an: Es riecht nach Kaffee, Sex und selbstgedrehte Zigaretten – und im Hintergrund läuft Velvet Underground. Wäre doch eigentlich was für uns, oder? Für ein, zwei Tage ist diese Ranzromantik in die Realität übertragbar. Und für ein, zwei Tage macht sie einen Heidenspaß. Aber dann fängt die klebrige Haut an zu nerven und der sexuelle Geruch .... naja, kippt ins Unangenehme. Stilvolles Verlottertsein ist eben eine hohe Kunst. Die, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen will, sehr eitel gepflegt werden muss. Und dann ist sie schon wieder so unentspannt entspannt, dass sie, genau: bloß noch albern ist. Ein Teufelskreis. Und hier sind wir dem Grund, wieso die meisten Männer ihre Vollbartexperimente vorzeitig beenden, schon ziemlich nahe: So, wie wir Mädchen nach drei Tagen hippieskem Velvet Underground-Daseins zu alten Campingplatzuschis verkommen, bleibt von eurem wildem Vollbartimage dann auch bloß noch die Unzugänglichkeit grumpeliger Holzfällerknaben übrig. Der Charme des Sich-Gehen-Lassens liegt in seiner Kurzweiligkeit. Die altbekannte „Weniger ist mehr“-Theorie eben. Ein bisschen Scheiß-egal-Haltung ist sexy, weil sie ehrlich ist. Zu viel Scheiß-egal Haltung ist abstoßend, weil sie undiszipliniert und träge ist. Zumindest gilt das für Normalsterbliche. Bei ewigen Rockstars, Prinzensöhnen und gottbegnadeten Celebrity-Schönheiten mag das wohl anders sein: Das mediale Scheinwerferlicht macht sie zu so makellosen Figuren, dass eine gute Portion Ranz geradezu notwendig ist, um sie zumindest in die Nähe des Bodens zu bringen. Belasst es also bei den urlaubs- oder sonntagsbedingten Bartexperimenten Jungs. Eure Ungehobeltheit ist umso attraktiver, wenn wir wissen, dass sie Montag schon wieder gestutzt wird. mercedes-lauenstein

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