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Mädchen, warum denkt ihr viel öfter ans Heiraten?

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Die Jungsfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich weiß, bei dem Thema tänzle ich wieder auf dem Rand des Klischeebrunnens - aber die Gefahr ist mein Haustier, also bring ich’s jetzt: Ihr seid doch hochzeitssüchtig! Wenn ein Junge erzählt, dass er gut Lasagne kochen kann, sagt ihr zum Spaß: „Ui, willst du mich heiraten?“ Wenn euer bester Freund euch geduldig die Beichte über das verkorkste Sechs-Wochen-Fremdgeh-Abenteuer abnimmt, sagt ihr: „Schluchz, irgendwann heirate ich sowieso dich!“. Und wenn ihr eine Beziehung habt, die länger als acht Monate richtig gut geht, kommt hundertpro bei Essenseinladungen und anderen zwischenmenschlichen Notwendigkeiten solche Sätze: „Ich würde schon, aber DER (rüffel) fragt mich ja nie!“ oder „Wenn wir mal heiraten brauchen wir aber zwei getrennte Zimmer.“ Alles Spaß,klar, die Sache ist nur: Irgendwie tragt ihr die Ehe offenbar schon als amourösen Horizont mit euch rum. Und wenn eine eurer Freundinnen ihn erreicht hat, seid ihr doch, kommt mir vor, neidisch und wollt auch. Klar, Jungs heiraten vielleicht genauso gerne, aber irgendwie kommen wir erstmal viel seltener auf die Idee. Die ist einfach nicht so dauerpräsent. Wenn das Thema auf dem Tisch liegt, okay, dann denken wir drüber nach. Aber für euch ist es doch mehr als das, so eine äh, Sehnsuchtsoption, oder ist das gemein? Aber was klingt für euch in dem Wort "Hochzeit" noch mit, was wir nicht gleich hören? Und warum noch mal kann man dazu nicht einfach an einem Vormittag ein Dokument unterschreiben und das war's dann? Warum dieser ganze, irrsinnige Pomp drumherum? Die Mädchenantwort steht auf der nächsten Seite!


Die Mädchenantwort

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Heiraten wollen wir natürlich nie, weil es spießig und von vorgestern ist. Sagen wir mit 16, 19, 22. Und wenn wir euch mal so einen Witz-Heiratsantrag machen, dann ist das einfach ein sehr großes Lob. Denn Heiraten heißt in unserer romantisch umwölkten Stimmung: für immer und ewig mit euch und euren käsigen Sportsocken zusammen geschweißt zu sein. Irgendwann sind wir dann so in der Mitte von Zwanzig und diese witzige, aber vor allem völlig aberwitzige Vorstellung „Heiraten“ wird plötzlich sehr real: Die olle Trulla aus der 8b feiert Hochzeit. Okay, die war schon immer doof, spießig und unempanzipiert, aber die top-supere Freundin mit Spitzen-Job hat gerade eben auch ihre Einladungen verschickt. Okay, die ist auch schon seit hundert Jahren mit ihrem Freund zusammen, aber der ebenfalls wirklich vernünftige und nette Kollege hat jetzt auch erzählt, dass er heiratet und der ist erst seit zwei Jahren mit seiner Verknutschten zusammen. Wir werden also vom Lauf der Zeit mürbe geklopft und die Vorstellung, einen geliebten Menschen zu heiraten, ist nicht mehr ganz so bescheuert. Und dann stellen wir uns in Mußestunden vor, wie wir unsere Hochzeit ganz bestimmt NICHT machen würden (nämlich so wie die der Trulla) und was an der Hochzeit der superen Freundin so besonders toll war. Und dann überlegen wir, wie wir es so ganz theoretisch machen würden, wen wir einladen, wo wir feiern, was wir tragen und wen wir neben wen setzen und … darüber kann schon mal ein ganzer Abend vergehen. Wenn wir Glück haben, lernen wir irgendwann einen kennen, der genauso ist, wie wir es immer wollten und den wir so lieben, dass wir es uns am liebsten in seiner Bauchhöhle gemütlich machen würden. Weil das aber nicht geht, wollen wir ganz konventionell und außerhalb seines Körpers den Rest unseres Lebens mit ihm verbringen. Und jetzt sagst du so voll unromantisch: dann mach halt, hol dir halt den Wisch am Standesamt und reiß dich mal zusammen. Aber du vergisst, dass der Mensch schon auch ein bisschen eitel ist. Wir wollen natürlich in erster Linie um des Verheiratetsein willens heiraten, einen Bund schließen, uns einander versprechen. Aber, um ganz (ganz!) ehrlich zu sein, wollen wir schon auch gerne um des Heiratens willen heiraten. Das ist nämlich eine tolle Vorstellung: dass wir und dieser großartige Mensch einen ganzen Tag im Mittelpunkt stehen, dass Menschen mit uns feiern, dass wir uns gefunden haben. Dass, na ja, wir uns schon auch herausputzen können. Und dass eben keine normale Party veranstaltet wird, sondern eine feierliche Hochzeit. Und deshalb sagen wir, wenn wir von dem Richtigen gefragt, nicht, dass er sich schleichen soll mit diesem albernen Vorschlag, sondern erwägen den durchaus. Und dann weinen wir ein bisschen, weil es so schön ist. Und dann rufen wir unsere Mutter an, die auch ein bisschen weint und etwas später unsere beste Freundin, die auch sehr gerührt ist. Und dann heiraten wir vielleicht tatsächlich. Aber! Wenn uns der, den wir so lieben und mit dem wir so glücklich sind, nicht heiraten möchte, dann heißt das nicht, dass wir nicht trotzdem unser Leben mit ihm zusammen verbringen werden. Und es gibt übrigens auch genügend Mädchen, die nicht heiraten wollen und das auch nie tun werden. Und die haben genauso Recht. penni-dreyer

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