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Mädchen, warum findet ihr immer die komischen Mädchen hübsch?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Jetzt muss ich sehr aufpassen. Oder anders, ich sage einfach mal Frida Kahlo. Als Junge denkt man, ja, okay, sah so ein bisschen rustikal und durchgeknallt aus, die Alte. Sämtliche Mädchen aber: Eine so schöne Frau, so will ich auch sein! Oder, in einer Episode der großartigen Serie Inbetweeners will Mädchen A (gutaussehend) ihre beste Freundin B (zwei Meter groß, ein Meter breit, zurückgeblieben) verkuppeln. Die 17-jährigen Jungs sagen natürlich wenig diplomatisch: „Wäh, was ist denn das für ein übles Trumm?“ - und rennen weg. Die Mädchen aber: „Sie ist so nett! Ach, die beiden wären so ein süßes Paar! Du musst sie erstmal kennenlernen.“ Als hätten sie einen blinden Fleck. Wo sie doch sonst jede falsche Wimpern und jede unpassende Nagellackfarbe aufs Schärfste registrieren.

 In Folge dieser Eigenart passiert es uns tatsächlich bisweilen, dass wir denken, dieser oder jener Makel an irgendeiner Frau wäre allen völlig klar und wenn wir deswegen so was sagen wie: „Pöh, die mit ihrem Oberlippenbart und der Hakennase ist nicht so mein Typ.“, dann fallen sie aus allen Wolken und sagen: „Wie bitte, die hat doch ein total schönes Gesicht!“ Und sie sagen das mit so einem strafenden Unterton, dass unsere zuvor locker hingerotzten Schmähungen auf einmal scheußlich und faulend in der Sonne stinken und wir uns eilig revidieren. Dabei ist es nun mal so. Es gibt Menschen, die nicht den breiten Geschmack treffen und das sieht jeder und es ist nicht nett, das zu sagen. Aber man tut's eben trotzdem, so unter vier Augen. Nur das eben dann eure zwei Augen immer voll Unverständnis auf uns blicken, nur weil wir uns erlaubt haben zu sagen, diese Dame da im Film, hätte wohl einen ganz kolossalen Hintern. "Die hat so 'ne tolle Figur, ich würde mich freuen, wenn ich so aussähe." Okay, wir geben auf. Wir sind Unmenschen, nur weil wir das Offensichtliche ab und zu aussprechen. Oder?


Die Mädchenantwort:  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Gleich vorweg, ich finde Frida Kahlo schön. Nicht schön im Sinne von hübsch. Aber durchaus schön im Sinne von „Die hat was“. Ein Charaktergesicht, wie man dann gerne sagt, was zwar nicht wie ein Kompliment klingt, aber im besten Fall so gemeint ist. Doch um die Definition von Schönheit geht es ja zum Glück nicht.  

Um deine Frage zu beantworten: Nein, wir finden nicht immer alle hässlichen Frauen hübsch. Hakennasen und Oberlippenbärte bei Frauen (und auch bei Männern, aber das gehört nicht hierher) finden wir natürlich nicht attraktiv. Nur: Eure Kritik richtet sich im Normalfall nicht gegen Oberlippenbärte und vergleichbare Probleme, sondern gegen ganz normale Frauen. Gib’s zu, die Freundin B aus deinem Serien-Beispiel ist vielleicht ein bisschen größer als die meisten Mädels, vielleicht hat sie ein bisschen breite Hüften oder auffällig markante Gesichtszüge – aber das wars auch schon. Und genau damit trefft ihr einen wunden Punkt bei uns.  

Wenn ihr ganz normale Frauen aus der Bar, dem Film oder der Serie so herablassend nach ihrem Aussehen kritisiert, ist das ein natürlicher Reflex. Sofort suchen wir uns einen Aspekt, den wir an der Frau bewundern – nur damit wir euch sofort und entschieden widersprechen können. Ihre Ausstrahlung, ihren Humor, ihren Kleidungsstil. Egal was. Ein bisschen, um sie zu verteidigen, wobei wir wissen, dass sie kein Mitleid nötig hat. Ein bisschen, weil wir das Anderssein, wie bei Frida Kahlo, einfach interessant finden. Vor allem aber, weil wir Angst haben, dass ihr heimlich auch über uns so urteilt.  

Das hat nichts mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun, aber glaubt uns, wir finden uns tendenziell immer eher hässlicher als andere Frauen, als die im Kino und in der Serie sowieso, aber auch als in der Bar oder die an der Bushaltestelle. Genauso wie wir in Modezeitschriften blättern und dann unseren Körper hassen. Das ist einfach so. Euer „Wäh!“ oder „Boah, ist die hässlich!“ fassen wir schlicht als eine potenzielle Beleidigung von uns auf. Ich meine, wenn euch bei denen solche Sachen stören, was ist dann mit unseren breiten Hüften oder kleinen Zahnlücken?

kathrin-hollmer

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