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Mädchen, warum malt ihr euch an?
Die Jungsfrage
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jetzt kommt ja wieder die Zeit, in der wir uns von reizenden Schnapsdrosseln im Gorillakostüm rote Herzen an die Backen malen lassen. Das fühlt sich komisch an. Farbe im Gesicht kennen wir nicht, ihr aber wohl und deswegen möchten wir heute rund ums Schminken Bescheid wissen. Erstmal: Wann in eurem niedlichen Leben überlegt ihr, ob ihr euch schminken wollt und wer bringt es euch dann bei? Die Mutter, die Tussenfreundin oder doch irgendwelche Heftchen? Und dann: Wie gewöhnt man sich daran, eine Farbschicht im Gesicht zu tragen, die ständig Gefahr läuft zu verwischen, zerbröckeln und abzufärben? Täuscht der Jungseindruck, dass es mindestens zwei Ebenen von Schminkerei gibt: Alltägliche die fast jedes Mädchen macht und große Aquarellkunst, mit der Frauen ab vierzig gegen die biologische Erosion anpinseln? Was genau wollt ihr denn eigentlich übertünchen? Ist es wirklich der Traum jedes Mädchen einmal professionell geschminkt zu werden und falls ja: Warum zur Hölle? Um vier Stunden lang perfekt auszusehen und danach umso tiefer zu fallen? Gibt es Schminkgeheimnisse die wirklich jedes Mädchen kennt? Stimmt eigentlich die Ableitung: Wer sich ambitioniert schminkt, ist in Wirklichkeit hässlich? Und zum Schluss: sollten wir auch mal Wimperntusche auflegen? Die Mädchenantwort steht auf der nächsten Seite!
Die Mädchantwort
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Huch, das sind aber viele Fragen auf einmal. Und schwierig zu beantworten sind sie auch, wenn man bedenkt, dass Kosmetik genauso tief in der Phänomenologie des Mädchentums verflochten ist, wie Haare bürsten oder Wert-auf-Schuhe-legen. Wie also führen wir euch nun durch das wuchernde Psychodickicht, dass da das Verhältnis eines Mädchens zu ihrem Schminkkästchen darstellt? Ich würde sagen, wir nehmen den chronologischen Weg. Irgendwann, wenn unser Leben tatsächlich noch klein und niedlich ist, kriegen wir durch irgendeinen Zufall meist in Gestalt unserer Mütter zum ersten Mal eine Tube oder Flasche mit Malzeugs für unsere Gesichter oder Fingernägel in die Hand. Schminken ist Spielen und das Beste daran ist, dass wir danach ganz anders aussehen – vielleicht sogar ein bisschen wie das, was wir irgendwann werden wollen: Eine echte Frau. Es folgen ein paar Jahre, in denen wir zur Schminke so stehen, wie ihr zu euren ferngesteuerten Autos: Manchmal haben wir Bock darauf, manchmal wollen wir lieber Fahrradfahren oder auf Bäume klettern. Die Schminke ist lediglich ein Vergnügungsmittel unter vielen. Dann beginnt die Pubertät und es endet die locker-entspannte Beziehung zu kosmetischen Produkten. Wir betreten den unendlichen Kosmos der Selbstzweifel und Komplexe. Wir bekommen Pickel, unsere Nasen wachsen zu schnell im Vergleich zu unseren Wangenknochen und in uns reift langsam aber stetig der Wunsch, diese Unzulänglichkeiten irgendwie auszugleichen. Auf einmal führen wir Gespräche mit unseren Freundinnen, welche unserer Gesichtspartien eigentlich noch okay und deswegen also betonenswürdig sind. In 95 Prozent der Fälle einigen wir uns mit ihnen auf unsere Augen und so wird die Wimperntusche zu unserer neuen Geheimwaffe. Kurz danach, wenn die Hautunreinheit so richtig reinhaut, springen wir auf den Abdeckzug auf: Sehr viele Mädchen durchleben jetzt eine Phase, in der sie ihre Gesichter ungepudert und ohne Make-Up kaum noch ertragen. Ob sich nun in die früherwachsenen Zeit fortsetzt, hat paradigmatische Folgen. Und ab hier kann ich eben auch nur noch für diejenigen von uns sprechen, die es irgendwann langweilig finden, ihre Haut jeden Tag unter einer Pulver- und Schmierschicht zu begraben. Ich vermute allerdings, man gewöhnt sich daran, weil jeder Makel im Gesicht zu einem persönlichen Skandal mutiert. Das ändert sich dann auch nicht mehr so richtig. Und so entstehen dann die maskenartigen Aufstriche, die manche Damen höheren Alters zu tragen pflegen. Manche von uns werden Gegenstände großer Bewunderung und legen ihre Schminkgewohnheiten komplett ab. Die Mehrheit kehrt aber zurück zu ihrem ursprünglichen Motto: „Betone deine Stärken“ – nur, dass wir uns mittlerweile an unsere Schwächen besser gewöhnt haben. Übertünchen wollen wir dann eigentlich gar nichts mehr – sondern uns selbst eine klitzekleines bisschen näher an die Perfektion bringen. Deswegen ist es schon ganz schön toll, mal professionell geschminkt zu werden: Weil man dann eine Ahnung davon erfährt, wie es wäre, in einer idealen Welt zu leben. Außer, dass das Zeugs irgendwann ziemlich klebt, man nicht knutschen kann und es einem wegen der fettigen Rückstände sogar peinlich wird, aus einem Glas zu trinken. Das ist übrigens dann auch das Schminkgeheimnis, das jedes Mädchen kennt. P.S.: Wenn ihr uns eine Freude machen wollt, lasst ihr die Finger so fern wie möglich von der Kosmetik. Wenn euch daran nicht so viel liegt, tut, was ihr nicht lassen könnt. charlotte-schneider