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Mädchen, was sind die Vorzüge eines Badeanzugs?
Was die Badebekleidung angeht, so haben wir es seit jeher recht einfach. Einmal der Kinderbadehose entwachsen, genügt eine Short die irgendwie zwischen Gemächt und Knöchel endet und fertig. Die hält ewig, auch modisch gesehen. Bei euch tut sich da etwas mehr, nicht nur, dass ihr unserer Beobachtung nach relativ oft neue Bikinis herumtragt, immer häufiger sehen wir auch wieder Badeanzüge, also Einteiler. Die nun kannten wir, ganz profan gesprochen, bis vor wenigen Jahren ausschließlich als Kleidung für Turmspringerinnen und unsere Mütter, gerne dann noch mitsamt der paspelierten Gummibadehaube. Jetzt aber haben auch junge Modemarken wieder Einteiler im Angebot und gerade die lässigsten unter unseren Bekanntinnen schmachten diese Modelle an oder führen sie am eigenen Leib aus. Ein schöner Retro-Badeanzug ist heute jedenfalls unbedingt ein Teil, angesichts dessen alle anwesenden Damen „Oooooh!“ machen. Das führt uns zu der Frage, worin eigentlich für die Trägerin der Unterschied zwischen Bikini und Badenanzug besteht. Ist das nur eine Sache der Optik oder schwingen da noch andere Überlegungen mit, vielleicht gar politischer Natur? Wir sind gespannt wie ein zu kleines Bikini-Oberteil!
Auf der nächsten Seite: die Mädchenantwort.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Zuallererst: Ich gehöre ganz offensichtlich nicht zu den lässigsten aller Damen, denn ich bin ein entschiedenes Bikini-Mädchen. Aus Gründen: Erstens auch an Bauch und Rücken braun werden bzw. dunkelweiß in meinem Fall. Zweitens spielt wohl die immer noch nachwirkende Freude über den ersten Bikini eine Rolle. Damit war ich dann auch im Schwimmbad erkennbar zum ersten Mal Mädchen und nicht mehr geschlechtsneutrales Kind und es folgte eine ein bisschen aufregende Zeit mit Knutschen im Freibad und so. Das prägt. Drittens verpassen Badeanzüge den meisten Mädchen inklusive mir eine unvorteilhafte Kasten-mit-Gliedmaßen-dran-Silhouette. Zukunftsprognosen und Geschmacksurteile in modischen Fragen sind zwar stets unsicher, siehe Rückkehr der Röhrenjeans, aber ich würde für mich persönlich höchst verwegen auf Jahre ein Comeback des Badeanzugs ausschließen.
Es gäbe für mich nur einen guten Grund, beim nächsten Plantschgang Einteiler statt Zweiteiler zu tragen, bei dem es sich zudem um eine der beiden klassischen Erklärungen für den Badeanzug handelt: Angenommen, ich möchte mal wieder sportlich motiviert ein paar Bahnen kraulen. Wenn man da an persönlichen Bestzeiten arbeitet, ist es schön, wenn bei der 180 Grad-Rollwende nix verrrutscht und zurechtgezuppelt werden muss. Genauso wenig würde ich nach einem Auerbachsalto das Becken nach meinem Bindebandbikinioberteil absuchen wollen. Vorzug Nummer 1 des Badeanzugs: Alles bleibt an seinem Platz.
Ältere Mädchen, deren Körper schon arg gegen die Schwerkraft kämpfen – gelegentlich sind auch nicht ganz so alte betroffen – entscheiden sich manchmal aus ästhetischen Gründen für den Badeanzug, weil der zumindest in der Bauchregion verhüllt. Es gäbe natürlich keinen Grund, sich in der Badeanstalt für seine Körperformen zu schämen. Sowieso nicht nur da, aber dort, wo viele käsige Wampen über bevorzugt enge Badehosen wippen, erst recht nicht. Dennoch ist dies für manche von uns ein Argument pro Badeanzug und damit der zweite klassische Vorzug.
Bevor ich zu den zwei zeitgeistigeren Reizen des Badeanzugs komme, kurz zu deiner Überlegung, die Entscheidung könne politischer Natur sein: Möglich, dass eine von uns deshalb lieber in einen Badeanzug schlüpft. Manche reduziert umgekehrt aber aus den gleichen Gründen ihre Bekleidung um etliche Quadratzentimeter Stoff, siehe Femen und Slutwalkerinnen. Feminismus ist eben so flexibel wie die kommende Frauenquote.
Nun zu der Begeisterung für das Retromodell, die du bei deinen lässigsten Bekanntinnen beobachtet hast: Nun, das sind in der Regel die Mädchen, die zu viel „Mad Men“ geschaut haben, aus Stylegründen einen Plattenspieler besitzen, und Fotos aus Prinzip nur gut finden können, wenn sie mit einer Polaroid-Kamera oder einer Diana aufgenommen wurden. Genug der Häme, du liest schon, meine Welt ist das nicht. Dennoch Vorzug Nummer 3 des Badeanzugs: gerade moderner Vintage-Charme.
Tja, und dann spukt seit ein paar Jahren noch der Monokini durch unsere Bademodenwelt. Jener Badeanzug, der fast so viel freilegt wie ein Bikini, weil vor lauter Cut-Outs kaum Stoff übrig geblieben ist, der oben und unten zusammenhält. Er ist auf eine sehr unsubtile Art sexy, weil seine Trägerin nicht weniger zeigt als wir konventionellen Bikini-Mädchen, sie aber als Exotin in der Bikini-Masse auffällt und genau das in der Regel auch beabsichtigt. Mädchen, die sich wegen Vorzug Nummer 4, Aufmerksamkeit, für den Badeanzug begeistern, sind daher meistens sowohl mit ansehnlichen Körpern als auch einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet. Von daher wären wir alle gerne ein bisschen Monokini-Trägerin, auch wenn wir uns für eine andere Variante der Badebekleidung entscheiden.
juliane-frisse