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Mädchen, was sollen die Socken im Bett?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Wir Jungs haben in unseren Sockenfächern eine weitaus geringere Auswahl an Fußbedeckungen als ihr Mädchen. Es gibt dünnere Socken für den Sommer und dickere für den Winter. Die meisten von uns haben außerdem noch eine kleine Auswahl an feinen Zum-Anzug-Socken, und natürlich verschiedene zweckgebundene Exemplare wie Wander- oder Snowboardsocken.

Was bei uns aber garantiert nicht vorhanden ist und unser Strumpfkästchen damit von eurem unterscheidet, sind: Schlafsocken. Viele von euch Mädchen besitzen solche Socken. Ihr schenkt sie euch gegenseitig zu Weihnachten und platziert sie unter der Decke eurer gemachten Schlafstatt. Wenn Abends eure Decke zurückschlagt, liegt da nicht nur ein T-Shirt wie bei uns, sondern auch diese Socken. Anscheinend haltet ihr sie für eine unumgängliche Vorraussetzung für einen geruhsamen Schlaf, wie ein kleines Kind, das sich weigert, ohne seinen Teddybär ins Bett zu gehen.

Klar, auch unsere Füße sind im Bett ab und an unterkühlt. Aber bei weitem nicht so sehr, dass wir ihnen mit Socken zu Leibe rücken müssten, die Decke reicht da völlig, um irgendwann wieder warm zu werden. Ich hätte sogar Angst, in den Socken zu schwitzen und meinen armen Füßen, die ohnehin den ganzen Tag verpackt sind, ihr letztes bisschen Freiheit und Luft zu nehmen. Mir kämen besockte Füße im Bett sehr seltsam vor, im Prinzip genauso, als würde ich im Bett Handschuhe tragen (Was bei genauerer Betrachtung sogar mehr Sinn ergäbe - schließlich sind die Hände im Bett weitaus öfter nicht zugedeckt als die Füße). Und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass männliche und weibliche Füße so unterschiedlich beschaffen sind, dass ihr ständig friert und wir nicht.

Gibt es also vielleicht tiefere Gründe für eure Angewohnheit? Ist das Überstreifen der Schlafsocken eine Art Wohlfühl- oder Gemütlichkeitsritual wie das Kissen, das ihr euch beim Fernsehen auf den Bauch drückt?

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort.



Die Mädchenantwort:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Zufälligerweise triffst du mit deiner Frage ins Schwarze, denn ich habe mir erst vor kurzem ein Paar Winterschlafsocken ins Bett gelegt. Wenn ich an sie denke, gerate ich in einen Zustand kindlicher Verzückung, ganz so, als habe ich mir aus lauter Decken eine gemütliche Zimmerhöhle gebaut, von der ich weiß, dass es mir darin sehr gut gehen wird. Schlafsocken haben also durchaus etwas von Fernsehkissen: Sie sind (vor allem im Winter) großartige Wohlfühlaccessoires.

Sie sind das aber nicht ohne Grund. Entgegen deines Glaubens ist es nämlich so, dass wir Mädchen tatsächlich stärker frieren als ihr Jungs. Während eure innere Temperaturregelung auf konstante Ober- und Unterhitze eingestellt ist, konzentriert sich unsere Körperwärme lediglich rund um unsere, naja, ‚Brutstätte' zwischen Becken und Brust, dort, wo in der Schwangerschaft eben das Baby wohnt. Leider wird dieses Brutnest, völlig ungeachtet dessen, ob wir nun tatsächlich gerade ‚brüten' oder nicht, dauerbeheizt. Unsere Hände und Füße stellen da lediglich das nebensächliche Astwerk dar und kriegen von dem großen Versorgungsofen aus unserer Körpermitte nur die nötigste Überlebensration zugeteilt. Folglich sind sie meist eiskalt. So wurde mir das jedenfalls einmal erklärt, und es scheint mir sehr einleuchtend.

Um diese evolutionäre Nachwehe bestmöglich zu regulieren, haben wir übrigens nicht nur Schlafsocken parat – unser Super-Repertoire gegen den winterlichen Frostfuß beinhaltet unter anderem einen schnellen Wasserkocher für die unzähligen täglichen Wärmflaschen, beflauschte Hausschuhe vom Weihnachtsmarkt, Lammfellsohlen in den Winterschuhen, Ingwer-Chili-Tees und sonstige Gemütlichkeiten.

Auf die Gefahr hin, dass das jetzt merkwürdig klingt, aber: Ich für meine Teil möchte diese Einheizbedürftigkeit nicht missen. Das Gefühl, wenn der Frost nachlässt und die Wärme den Körper flutet, ist so aufregend, erquickend, wunderbar, dass ich es mir traurig und fad vorstelle, mich nach einem langen Tag in der Kälte nicht mehr darauf freuen zu können.

mercedes-lauenstein

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