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Mädchen, wie fühlt ihr euch in unseren Klamotten?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Dass wir – im Regelfall – größer sind als ihr, finden wir normalerweise eher vorteilhaft. Wir können die Salatschüssel ohne Stuhl aus dem obersten Regalfach holen und die roten Kirschen ohne Räuberleiter vom Baum. Bei Konzerten sehen wir mehr von der Band als nur den Kopf des Sängers. Alles super. Aber es gibt Situationen, in denen wir ein bisschen neidisch sind, dass ihr einen Kopf kleiner seid als wir.  

Nämlich dann, wenn ihr unsere Klamotten anzieht. Wenn ihr euch unseren Pulli überwerft oder, nachdem ihr bei uns übernachtet habt, ein T-Shirt aus unserem Kleiderhaufen in der Zimmerecke zieht, euch das Stück überstreift und barfuß in die Küche tapert, um den Kaffee aufzusetzen. Das sieht so gemütlich aus und irgendwie meistens auch ein gehöriges Stückchen sexy, obwohl das ja nun meistens eine eher körperumschlabbernde Angelegenheit ist und wenig mit enganliegend und körperbetont zu tun hat. Wir sind dann immer auch ein kleines bisschen stolz, weil es sich wie ein kleiner Beweis der Zuneigung anfühlt, wenn ihr in eines unserer Kleidungsstücke schlüpft.  

Aber: Wir können da eigentlich nur Mutmaßungen anstellen. Das Anziehen der Partner- oder Gschpusiklamotte ist schließlich eine Ausdrucksform, die den meisten von uns aufgrund des Größenunterschiedes immer verwehrt bleiben wird. Eure T-Shirts sind so winzig, dass wir uns manchmal, wenn wir eines davon aus der Waschmaschine holen, fragen, ob uns da irgendein Kind kuckuckseimäßig seine Dreckwäsche untergejubelt hat. In eure Hosen können wir uns nicht reinquetschen, und Röcke, naja, die fallen eh aus, ganz abgesehen von der Größe. Deshalb können wir nur erahnen, wie es sich anfühlt, des anderen Kleidung zu tragen. Wir wissen natürlich, wie sich ein zu großer Pulli anfühlt, schließlich haben wir auch als Kinder mal in Papas Kleiderschrank gewühlt und ein Hemd anprobiert. Aber das Gefühl dahinter? Kennen wir nicht. Ist das ein Ausdruck von Liebe und Zuneigung? Macht ihr das, um etwas am Körper zu haben, das nach dem Menschen riecht, den ihr mögt? Wenn ja, wie fühlt es sich an? Und hat das vielleicht manchmal auch was von einer Trophäe, die ihr auf der Haut tragen könnt? Wartet ihr drauf, dass euch eine Freundin auf den Schlabberpulli anspricht, damit ihr dann sagen könnt: „Ist von meinem neuen Freund.“? Spielt es eine Rolle, was für ein Kleidungsstück ihr uns klaut? Kurz: Mädchen, wie fühlt ihr euch in unseren Klamotten?

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort von mercedes-lauenstein.



Die Mädchenantwort von mercedes-lauenstein:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Das schönste Mal ist das erste Mal. Vielleicht passiert es, nachdem wir das erste Mal bei euch geschlafen haben und unser eigenes Oberteil vom wilden Knutschen und Rumwälzen ganz zerknittert oder verschwitzt ist. Vielleicht passiert es aber auch bei einem der ersten gemeinsamen Unternehmungen, wenn es abends kalt wird und wir euren Pulli kriegen.

Zum ersten Mal etwas von euch anzuziehen, das ist wie eine innige Berührung to-go, die erste, unausgesprochene Interessensbekundung an einem neuen Wir. Wir probieren euch einfach schon einmal an, noch keine Garantie für gar nichts, aber wir sind interessiert und ihr offensichtlich auch. Und das ist aufregend, warm und geborgen, abenteuerlich, neu, vor allem wegen des Geruchs, der im Stoff hängt: Waschpulver und ihr, Deo oder Parfum oder nur Haut und Schweiß und diese Sekunde, in der sofort klar ist, ob wir das mögen oder nicht.

Und da gehört dann natürlich auch dazu, dass uns jemand in euren Klamotten sieht. Dass er oder sie ahnt: Da geht was. Und dass uns für einen Moment das unbezahlbare Gefühl überfällt, vielleicht gerade ein winziges bisschen so zu sein, wie das sehr sexuelle französische Mädchen in unserem Kopf, das barfuß und im viel zu großen Hemd eines Mannes auf ihrem lichtdurchfluteten Balkon steht und, naja, schmerzhaft perfekt ist.

Nicht weniger schön, aber eben ganz anders, fühlt sich die Mitbenutzung eurer Garderobe an, wenn wir schon länger mit euch zusammen sind. Wir greifen dann einfach zu, gar nicht mehr direkt aus romantischen Gründen, sondern weil wir grad nichts da haben oder unbedingt Lust auf Boyfriend-Style haben. Da ist dann euer Hemd nicht mehr jedes Mal direkt aufregend, dafür aber von einem tiefen, schützenden Gefühl der Verbundenheit durchdrungen. Wir müssen dann mitten am Tag plötzlich lächeln, weil von eurem Pulli dieser Ihr-Geruch aufsteigt und wir uns kurz unsichtbar in den Arm genommen fühlen. Oft landet euer Kleidungsstück nach so einem Tag in unserem Wäschekorb, wir waschen es irgendwann mit und hängen es bei uns auf. Dieser Moment ist ein wichtiger Bestandteil des Eure-Klamotten-Anziehens, denn dann überfällt uns die sinnstiftendste Gewissheit überhaupt: die, dass wir jemanden haben, der uns liebt und den wir lieben und mit dem wir teilen und tauschen und hin- und herleihen können, seien es Klamotten oder Ideen, Zweifel oder Ängste, ganz egal.

Wenn es getrocknet ist, legen wir es zusammen und nehmen uns vor, es euch gleich morgen wieder mitzubringen. Dann ziehen wir es aber doch noch einmal zum Schlafen an. Waschen es erneut, hängen es noch einmal auf und grinsen dabei wieder in uns hinein. Dann muss es aber irgendwann wirklich zurück zu euch. Sich aufladen mit eurem Geruch und eurer Form. Damit wir es uns bald wieder klauen können.

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