- • Startseite
- • Jungsfrage
-
•
Mädchen, wie sehr hängt ihr an unseren Haaren? Die gehen nämlich bald aus.
Die Jungsfrage
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Was die Angst vor körperlichen Verfallserscheinungen angeht, so haben wir Jungs immer noch das weichere Ruhekissen. Es gilt uns eigentlich nur zwei Kugeln zu vermeiden: Die Bierbauchkugel vorne und die Glatzenkopfkugel oben. Leider kündigen sich beide meist ziemlich zur gleichen Zeit an und leider sind beide schwer zu vertuschen. Immerhin, gegen die Bierkugel gibt es zuverlässige Abwehrstrategien, aber so ein Haarausfall ist schon etwas Hundsgemeines, gemeiner als all eure Orangenhäute, Pfirsichbacken und Stelzschrullen zusammen. Man kann nichts dagegen tun, noch schlimmer, man hat in Form seines Vaters oder Opas ein ziemlich klares Bild vor Augen, wie es aussehen wird, wenn es fertig ist. Dabei wissen wir natürlich, dass so ein haarloser Kopf nicht zwangsläufig hässlich sein muss, nahezu jeder Modedesigner hat ja zum Beispiel mal einen. Trotzdem ist der unfreiwillige Verlust der Haare ein psychologischer Tiefschlag, denn damit ist man endgültig angezählt, ein Quasi-Körperteil hat das sinkende Schiff schon verlassen, die Gruft ruft mit ihrem kitzel-kalten Odem, brrrrr. Und außerdem sieht man kahl komplett anders aus. Bevor es soweit ist, gibt es ja noch die schlimmen Übergangsphasen, genannt Geheimratsecken. Sie haben anfangs nur den Durchmesser eines Kölschglases, dehnen sich dann aber doch in alle Richtungen aus und legen, wie eine blöde Wüste, immer mehr Kopflandschaft brach. Das kann Jahre dauern, aber es wird nie besser. Man passt die Frisur an, heißt, man lässt die Haare erst länger, zum Übertünchen, dann immer kürzer, bis irgendwann nur noch so ein Frisurentorso übrig ist. Viele verkennen leider in dieser Phase, dass radika(h)l immer besser ist, als so ein dünner Kompromiss mit Haarkranz am Hinterkopf und genau deswegen ist die Halbglatze auch so schlecht beleumundet - sie ist der Inbegriff einer spießigen „Retten was noch zu retten ist“-Mentalität und gilt für extrem unsexy. Da sind wir schon bei der Frage: Volles Haar steht für Vitalität und Kraft – sehr ihr das auch so? Nehmt ihr von zwei sonst baugleichen Jungs lieber denjenigen mit vollem Haar? Wollt ihr unbedingt drin wuscheln können? Was ist, wenn euer Freund sich im Laufe der Beziehung oben immer mehr frei macht? Ist Glatze okay, aber erst ab 35? Die Mädchenantwort gibt's auf der nächsten Seite!
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Mädchenantwort Also diese Frage mit den baugleichen Jungs ist, wie soll ich sagen, ziemlich niedlich. Das ist in etwa so, als würde ein Fahrradhändler sagen: „Ich kann Ihnen diese zwei Räder anbieten, gleiches Modell zum gleichen Preis, nur ist bei dem einen das Licht kaputt. Welches wollen Sie lieber?“ Einige von uns wandern mit ihren Blicken sicherlich zuerst zu eurem Bizeps, eurer Nase oder eurem Hinterteil. Ich kann hier nur für mich sprechen, und bis vor gar nicht allzu langer Zeit war es bei mir so: Als allererstes schaute ich bei einem neuen Jungen auf sein oberes Ende (Kopfhaar), dann auf sein unteres Ende (Schuhe). Gefiel mir nicht, was ich sah, zog ich erst gar nicht in Erwägung, den Bereich dazwischen einer weiteren Begutachtung zu unterziehen. Volle und geschmeidige Jungenhaare sind top, ein bisschen verstrubbelt ein weiterer Pluspunkt und im Idealfall besitzen sie die haptischen Qualitäten des Felles eines edlen Straßenköters: Schließlich erfreuen sich Strolche, auch in charakterlicher Hinsicht, bei vielen Mädchen großer Beliebtheit, nicht nur bei Susi. Ja, es ist von Vorteil, wenn wir mit beiden Händen gut und ausgiebig in eurer Mähne herumfahren, herumwühlen, herumkraulen können. Das macht ihr auch gerne vice versa; früher habt ihr euch sogar Lockenpartien von uns unters Kopfkissen gelegt. Daher versteht ihr wohl, dass der Genuss des Kopfhaarstreichelns nicht nur euch vorbehalten sein soll. Ihr wollt es ja auch. Ob wir unterbewusst wirklich umweglos von gutem Haarmaterial auf gutes Genmaterial schließen, weiß ich nicht und sei mal dahingestellt. Aber wenn ihr das Familienalbum aufklappt und wir Fotos von euren Vätern und Großvätern sehen, auf denen der Haarschwund im Alter von 30 bereits deutlich sichtbar wird – dann wird uns schon ein bisschen mulmig. Dann müssen wir an das Haarwuchsmittel denken, das unser Vater daheim im Badezimmerschrank lagert. Dann müssen wir an die Antifaltencreme unserer Mutter denken, die gleich daneben liegt. Und daran, dass all diese Mittelchen überhaupt nichts bringen im Kampf gegen das Gespenst namens Altersverfall. Naja, der Niedergang oben auf unserem Haupt kann doch nicht der Grund sein, dass ihr euch plötzlich nahendem Tod und Hängebrüsten gewahr werdet, werdet ihr einwenden. Eben doch, denn (und das klingt jetzt furchtbar fies): mag euer Arschvolumen zunehmen, eure Beine schwer wie Blei werden und solltet ihr vor Bauchumfang eure Füße nicht mehr sehen können – lässt sich all das zwar ebenfalls schwer vermeiden, aber im unmittelbaren Erscheinungsbild zumindest irgendwie durch Hemd und Hose kaschieren. Haare dagegen sind das (Sahne)Häubchen auf dem prominentesten und repräsentativsten Körperteil, dem Kopf. Den darauf stattfindenden Ausfallprozess tragt ihr damit jeden Tag öffentlich zur Schau – es sei denn, ihr setzt euch ab Mitte 50 eine Schiebermütze aus Tweed auf (sieht an älteren Herren recht gut aus). Ihr seht, diese Frage bringt uns durchaus in Verlegenheit und für diese undiplomatische Antwort dürft ihr mich ruhig hassen. Aber wir wissen auch: Hey, ihr könnt nichts, absolut gar nichts dafür. Und da es in absehbarer Zeit jedem von euch so ergehen wird, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns damit abzufinden und uns mit eurem Schütterhaar anzufreunden. Dann lieben wir euch halt mit Haut, aber nicht mehr mit Haaren. xifan-yang