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Mädchen, wie steht es wirklich um den Cunnilingus?

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Jüngst klagte eine Gefährtin bitterlich: Die einen Männer wollen nicht, die anderen trauen sich nicht und viele haben´s einfach nicht drauf. Wie viele Männer gerne und gut lecken, könne sie nur schätzen, die Quote sei aber sicher lausig. Zu viele Frauen verzichteten folgerichtig lieber, und der Cunnilingus führe ergo ein Schattendasein. Im Normalfall bleibt dieses Thema eher in der kommunikativen Komfortzone. Wenn man aber doch einmal im Kreise seiner Lieben darüber spricht, wird alsbald klar: Die Wahrheit ändert sich mit der Perspektive. Jede Frau ist anders, jeder Mann hat andere Erfahrungen gemacht, ein Patentrezept gibt es kaum. Schwierig, schwierig. Und für mich Anlass, dabei eine gewisse Lockerheit zu kultivieren: Versagen kann ich nicht, da es kein absolutes richtig oder falsch gibt. Sie und ich können quasi nur gewinnen. Eigentlich eine komfortable Situation - oder denke ich zu kurz? Ich drehe es mal um: Beim Fellatio, dem leichter thematisierten Gegenstück, kann Frau zwar sehr wohl mißperformen, doch bleiben nachhaltige Klagen oder gar Abstinenz eher die Ausnahme. Die meisten Blow-Jobs sind eben zumindest zweckdienlich, viele gut, manche ziemlich geil. Das Verhältnis Cunnilingus zu Fellatio ist also eher ein Pars-Pro-Toto-Paradebeispiel für generelle Gender-Sex-Relationen: Männer sind (auf rein technischer Ebene) einfacher zu befriedigen, Männer haben (u.a. auch deswegen) im drögen Durchschnitt mehr finalen Spaß am Sex. In den Spitzen sind Frauen jedoch deutlich satisfaktionsfähiger. Was ich glaube verstanden zu haben, ist Folgendes: Um sich, pardon, ordentlich oral bedienen lassen zu können, muss für die meisten Frauen sowohl alles stimmen, als auch der Mann vieles richtig machen. Weil es um Vertrauen und maximale Intimität geht. Dass „Da unten“ eben sensibles Terrain ist, scheint mir jedoch jeder halbwegs zivilisierte Mann inzwischen kapiert zu haben. In der Therme des antiken Ostia hingegen pflegten männliche Prostituierte angeblich den oralen Akt (obwohl damals mehr als verpönt) an betuchten weiblichen Gästen durchzuführen. Waren die alten Römerinnen denn wahlloser, emanzipierter, offener oder experimentierfreudiger? Oder die Lustboys damals besonders gewieft? Müssten sich Mädels, platt gesprochen, vielleicht einfach mal locker machen, zu Gunsten eines mitunter immensen Lustgewinns? Inwiefern können wir Jungens dazu beitragen, außer uns möglichst geschickt anzustellen und Detailfragen in „Der perfekte Liebhaber“ nachzuschlagen? Wie sprechen wir am besten übers Lecken, damit keine Wünsche offen bleiben? Findet Ihr solch eine Mediations-Denke bei Sex auch so extrem lustfeindlich wie ich? Wie kann man Euch eleganter zu mehr Spaß durch Zunge verhelfen? Habt Ihr da überhaupt Bock drauf? Die Mädchenantwort gibt's auf der nächsten Seite!


Die Mädchenantwort:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gleich vorweg: Oralsex ist die Königsdisziplin und Menschen, egal ob Mann oder Frau, die das nicht so sehen, möchte ich gar nicht kennen. Ich habe noch nie verstanden, warum man sich davor ekeln sollte. Wir besitzen doch alle Duschen, Hygieneutensilien und Rasierklingen. Sicher, ob nun rasiert oder nicht rasiert heißer ist, liegt im Auge des Betrachters. Umfrageergebnisse bei Expartnern und Freundinnen ergaben aber bisher zweifellos, dass keiner Lust hat, im Zuge des Oralsexes gleichzeitig auch noch eine Zahnseidenreinigung vorzunehmen. Eine Umfrage in den U.S.A. ergab, dass für 96 Prozent der 20- bis 30jährigen Frauen Oralsex ein höherer Lustgewinn bedeutet als einfacher Geschlechtsverkehr. Wenn das nicht eindeutig ist! Aber wie bei allen Teilaspekten der Sexualität, gehört wohl ganz klischeehaft bei Frauen immer noch dieses Vertrauensdings dazu. Mal eben mit jemandem zu schlafen ist einfacher, als sich lecken zu lassen. Ersteren Vorgang kann man eben auch unpersönlich abhandeln. Überhaupt: Was ist ‚Lecken’ schon wieder für ein dämliches, prolliges Wort? Gut, dass ‚Blasen’ ebenso bescheuert ist. Immerhin trifft bei Lecken die Semantik besser zu. Das Vertrauensdings ist nicht zu unterschätzen: Wie du schon sagst, Männer sind einfacher zu befriedigen. Ungerechtigkeit der Natur, aber nicht mehr wert, Buchstaben darüber zu verlieren. Die Schwierigkeit bei Cunnilingus besteht sicherlich darin, dass die Navigation um Meilen komplizierter ist als bei Hand-Instruktionen (können wir ja selber) und Rhythmusanweisungen (langsamer, schneller, fester etc.). Nur wenige von uns haben das mit anderen Frauen erprobt und selbst da zweifle ich daran, dass eine genaue sprachliche Formulierung der Wünsche möglich ist. Macht aber auch nichts. Männer lassen sich da genau in zwei Gruppen einteilen: Die, die es können (Talent) und die, die es nicht können (kein Talent). Woher sie das können, ist nicht von Interesse. Aber ja, es ist ganz ganz schlimm, wenn man einen tollen Kerl zwischen den Beinen liegen hat, der glaubt, dort ein Hörnchen Erdbeereis vernichten zu müssen. Da müssen wir leider aufstehen und gehen. Vielleicht nicht beim ersten Mal, aber sicher beim elften. Das impliziert nämlich, dass er keine Verbindung zu uns aufbauen kann. Sonst würde er doch spüren, dass wir das jetzt nicht so berauschend finden. Dann hapert es also auch an anderer Stelle und die traurige Show ist nur ein Symptom dafür, dass auch sonst möglicherweise etwas faul ist. Bisher – und ich halte die steile These auch weiterhin – war es immer so, wenn die Chemie gestimmt hat, war Oralsex die höchst mögliche Erfüllung sexueller Lust. Wenn Cunnilingus funktioniert, stimmt in neun von zehn Fällen auch der Rest. Dann wissen wir, dass wir genau richtig liegen in der Vermutung, dass exakt dieser Mann der Held der Gegenwart ist. Und ganz simpel: Ja, wir haben da Bock drauf! Sowohl auf Oralsex als auch darauf, den Helden zu finden. Gibt ja genug (talentfreie) Idioten da draußen. yvonne-gamringer

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