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Menschen-Biografie: Meine Freundinnen
Sophie: Die Unschuldigen Mädchen: Eigenartige oft in Rosa gekleidete Geschöpfe, die nicht im Stehen pinkeln können und lieber mit Puppen als Krieg spielen. Trotzdem war da etwas, das mich auf unerklärliche Weise zu Sophie hinzog. Zuerst beachtete sie mich nicht, was meine Sehnsucht ins Unermessliche steigerte. Doch dann traten wir uns in den Pausen immer öfter gegenseitig ans Schienbein. Irgendwann schrieb ich Sophie einen Brief. Er war sehr kurz. In ihm stand in Versalien: „ICH LIEBE DICH“. Sophie lächelte mich an, dann aber funkte unsere Lehrerin Frau Pilz dazwischen. Sie konfiszierte den Brief und zeigte ihn beim nächsten Elternsprechtag meiner Mutter. Nie wieder war mir Liebe peinlicher als in der zweiten Klasse.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Birgit: Die Anfänger Birgit war ein bisschen mollig, aber sonst sehr hübsch. Außerdem bewegte sie sich in High-Society-Kreisen der 6. Klasse. Sie kannte alle Leute, die Schieber-Partys im Party-Keller feierten. Auf einer dieser Partys sollte es passieren. Birgits Freundinnen hatten es nämlich schon alle getan. Wir waren die letzten. Nachdem mir auf der Party von mehreren Gästen die alles entscheidende Frage „Bist du Metaller oder Rapper?“ gestellt worden war, ging das Licht aus und Rod Stewart sang „I am Sailing“. Ich glaube, ich habe damals meinen Mund zu weit geöffnet oder meine Zunge zu weit raushängen lassen. Jedenfalls ging etwas schief: Birgit trennte sich noch am selben Abend von mir und erzählte all ihren Freundinnen, dass ich einen Fischmund hätte. Eine Woche später lernte ich Agnes kennen und Birgit kam mit einem Metaller zusammen.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Dani: Zum ersten Mal ernst Am Ende unserer zehnmonatigen Beziehung besaß ich 34 mit Liebesschwüren vollgeschriebene Diddl-Maus-Karten und ich muss gestehen: Mindestens ebenso viele habe ich verschenkt. Eine typische Konversation zwischen Dani und mir lief in etwa so ab: „Ich liebe Dich“ „Ich dich auch“ „Wirklich?“ „Ja“ „Aber du sagst das so nebenbei“ „Meine ich aber nicht so“ „Warum sagst du es dann so?“ „Weil…“ Darauf folgte ein Streit, in dessen Verlauf Dani irgendwelche Dinge gegen die Wand warf und an dessen Ende wieder eine Diddl-Maus-Karte mit Liebesschwur stand. Nach fast einem Jahr machte ich Schluss. „Ich bin erst 17. Ich kann nicht den Rest meines Lebens mit einer Frau verbringen“, sagte ich zu ihr. „Ich muss noch Erfahrungen sammeln.“ Man sagt, die erste große Liebe prägt einen für den Rest des Lebens und tatsächlich dauerte es mehrere Jahre lange, bis etwas an emotionaler Intensität passierte.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Katharina, Silke, Louise und Jasmin: Quantität statt Qualität „Man kann nicht mit allen Frauen der Welt schlafen. Aber man muss es versuchen!“ Der Satz stammt angeblich von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Mit 20 zogen Karl und ich in unsere erste WG. Ich machte Zivildienst und Karl schaute den ganzen Tag Videos. Irgendwann entdeckten wir die Verfilmung von Henry Millers „Stille Tage in Clichy“ und beschlossen, von nun an mit so vielen Frauen zu schlafen wie nur möglich. Um diesem Ziel näher zu kommen, musste ich zwangsläufig meine Ansprüche herunter schrauben. Am Ende dieser zwei Jahre hatte ich undefinierte bis verpeilte Affären mit Katharina (ertrug es nicht, wenn man ihr beim Essen zusah), Silke (trank keinen Alkohol und sammelte Käfer), Luise (war langweilig) und Jasmin (sagte beim zweiten Treffen: „Mir macht Sex keinen Spaß“) hinter mir. Erfolglos versucht hatte ich es außerdem noch bei Sarah, Laura, Miriam, Ute, Nora, Evi, Lisa, Mia, Ingrid, Vera, Nina, Bea, Carla, Jennifer, etc.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Maria: So richtig.
Wir arbeiteten beide in derselben Bar und studierten was Geisteswissenschaftliches. Wir tranken viel Weißwein und fuhren zusammen nach Indien und dann auch nach Südfrankreich. Wir hatten Sex am Strand und im Wald und in der Waschküche. Wir rauchten Gras im Bett und hörten Velvet Underground im Auto. Wir dachten nie darüber nach, wo uns das alles hinbringt. Fünf Jahre später lagen wir nebeneinander im Bett und schauten „Tatort“ – wie jeden Sonntag. Die Routine ist eine stille, sanfte Macht, die mit viel Zeit und dreckigen Unterhosen alles zerstören kann. Wir trennten uns klassisch, als wir mit dem Studium fertig wurden. Der Uni-Abschluss ist die letzte Ausfahrt. Wer auf der Autobahn bleibt, zieht zusammen und kriegt Kinder.
Mädchen, wie sieht eure Jungs-Biografie aus? Die Antwort liest du hier
Text: philipp-mattheis - Illustration: Christian Fuchsberger