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Mode-Spezial 2. Diesmal wühlen die Jungs im Kleiderschrank der Mädchen
Wann kauft ihr euch den ersten Hosenanzug? Gerade hat Hillary Clinton dem Herrn Obama die Unterstützung ihrer„Schwesternschaft der reisenden Hosenanzüge“ angekündigt. Es gibt in den USA also offenbar eine Gesellschaftsschicht, die sich durch dieses Kleidungsstück definiert, das man vermutlich deswegen auch allabendlich in der Tagesschau sehen kann und in der S-Bahn zum Flughafen erst recht. Bequem und richtig gut sieht so ein Hosenanzug eigentlich nicht aus - kaum ein anderes Kleidungsstück steht doch für gezwungenen Business-Look, oder? Wir wissen jedenfalls, wenn wir einer beanzugten Dame gegenüber stehen ist der Spaß meistens vorbei und man muss gleich das Wort Spesenrechnung denken. Messen sind das schlimmste Hosenanzugrevier überhaupt! Hasst ihr das Teil oder gehört der Kauf eines solchen Geräts einfach irgendwann dazu, zum ersten Vorstellungsgespräch, gar? Und warum heißt das nicht einfach Anzug, sondern Hosenanzug?
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Die Mädchenantwort: Dass so ein Hosenanzug nicht gut aussieht, ist, tut mir leid, eine gegenstandslose Behauptung. Ich war um die 14, als ich zum ersten Mal jenes Schwarzweißfoto von Helmut Newton aus dem Jahre 1975 gesehen habe, das in die Modegeschichte eingegangen ist: Auf diesem Bild ist eine große androgyne Hammerfrau abgebildet, sie steht lässig und unnahbar in einer leeren, schummrigen Gasse in Paris, ihre Augen gucken kühl und sind auf den Boden gerichtet, ihre Haare sind streng zurückgekämmt, in der Hand hält sie eine Fluppe. Diese Frau ist ein zeitloses Monument von Sexappeal. Und was trägt sie? Einen Hosenanzug! Spätestens ab diesem Zeitpunkt wollte ich auch so einen haben. Allein dafür, dass Yves Saint Laurent als Erster Frauen in Sakko und Bundfaltenhose gut aussehen ließ, sollte ein Feiertag namens „der Tag, an dem Yves Saint Laurent den Hosenanzug erfand“ eingeführt werden, der jährlich mit Feuerwerk und Konfetti-Paraden begangen wird. Warum so ein Hosenanzug Hosenanzug heißt, weiß ich auch nicht. Vielleicht, um sich in der Bezeichnung klar vom Kostüm abzugrenzen, und ein Kostüm, das ist wirklich spießig, dem haftet der Sekretärinnenmief an, den du ansprichst, da denkt man sofort an Twinsets und Lufthansa. Und auch der Hosenanzug kommt meistens in todlangweiligen Umgebungen vor, da hast du Recht, in Banken und auf Großmessen. Dass sie dann so ungeil aussehen, dafür kann man das Kleidungsstück als solches nicht diskreditieren: Ihr seht ja auch ganz anders aus, je nach dem, ob ihr euch ein Polyestersakko aus dem C&A-Schlussverkauf überwerft oder eines, das Hedi Slimane entworfen hat. Für ein richtig schönes Exemplar braucht man gar kein Vorstellungsgespräch als Kaufanlass. „Coco Chanel schenkte den Frauen die Freiheit, ich konnte ihnen die Macht geben“ sagte Yves Saint Laurent. Wenn ein Hosenanzug zusätzlich noch dabei hilft, um für eine Präsidentschaft zu kandidieren – immer her damit.
Gibt es halterlose Strümpfe wirklich, also habt ihr so was? Es gibt ja so viele seltsame Kleidungsstücke für Frauen und bei einigen hat man das Gefühl, sie würden nur für Catherine Deneuve und ihre Cousinen produziert. Diese Strümpfe zum Beispiel, in jedem zweiten Film werden sie halberotisch abgerollt im echten Leben an leibhaftigen Mädchen begegnet man ihnen aber nie. Sind das Sachen, die man erst ab 45 anzieht, wenn der Mann nur noch nur noch mit Aktionen ins Bett zu kriegen ist, die er aus dem Fernsehen kennt? Die Mädchenantwort: Es hat gute Gründe, dass ihr ihnen nicht begegnet: Halterlose Strümpfe erfordern, dass man sich ein albernes Strumpfhaltergerüst umschnallt. Dann hat man ein weiteres Kleidungsstück mehr an seinem Körper, ein ziemlich Umständliches noch dazu, das allein dazu da ist, dass die Strümpfe nicht herunterrutschen. Deshalb erfand der Mensch die Strumpfhose. Außerdem entsprechen halterlose Strümpfe irgendwie einer antiquierten Auffassung von Erotik. Diese Art von Erotik hat was mit dunklen Hinterkammern, weinroten Samtvorhängen und engen Korsetts zu tun. Klar, manche finden so was total retro und voll gut, das sind Leute, die brennend die erste Deutschlandfiliale von Agent Provocateur herbeisehnen und ein Autogramm von Dita von Teese wollen. Aber ich finde Dita von Teese sieht aus wie eine tote Porzellanpuppe. Ich hätte Angst sie anzufassen. Ich glaube, Dita von Teese riecht so, wie es hinter dem Sofa von meiner Oma riecht.
Warum wascht ihr eure Unterhosen so gerne im Handwaschbecken? Wir waschen nämlich nie irgendwas im Handwaschbecken, und das liegt nicht nur daran, dass unsere Unterhosen etwa zwei Quadratmeter mehr Stoff aufweisen als eure. Die Mädchenantwort: In manchen Unterhosen, das sind die, die uns lieb und teuer sind und auch so aussehen, steht auf dem Zettel innen drin: „Handwash Only“. Das machen wir auch brav, nicht, dass noch was kaputt geht. Bei euch ist das natürlich nicht nötig, zum Glück, denn wir würden sprichwörtlich ganz schön doof in die Wäsche gucken, wenn plötzlich eine Boxershort aus Seide oder Spitze unter eurer Jeans zum Vorschein käme. Zudem haben Unterhosen die Angewohnheit schnell auszugehen, weil man sie ja wechseln muss, gell, und ehe man es sich versieht, steht man vor der Situation, dass man am nächsten Morgen eine frische Unterhose braucht, aber keine Zeit oder rechte Lust hat, noch mal die Waschmaschine anzuschmeißen oder gar einen Kilometer zum Waschsalon zu laufen. Im Waschbecken ein paar Unterhosen zu schrubben, dauert genau fünf Minuten, und das ist doch besser als die alte noch einen weiteren oder zwei Tage anzubehalten, nicht.
Thema Schmuck. Wann geht das mit Gold und Silber so richtig los? Als Kind war das irgendwie gut: Mamas Schmuckschatulle. Man konnte darin herumklimpern, alles glitzerte und roch nach Gold und manche Sachen wurden uns sofort wieder aus der Kinderfaust gedreht. Dieser Mütter-Schmuck war kalt und schwer und echt. Wir wissen, dass es zur Verlobung einen richtigen Ring geben sollte, aber sollten wir euch auch sonst Schmuck schenken, wenn wir länger als ein Jahr zusammen sind? Also Ketten und Armreife und zwar nicht solche vom Tollwood, sondern so richtige Klunker? Wollt ihr das ist dieses Begehren da, ja? Und wisst ihr wie teuer das ist? Die Mädchenantwort: Schmuck ist total überbewertet. Teure Goldklunker taugen höchstens als Wertanlage in Zeiten platzender Aktienblasen. Ansonsten ist fraglich, was all das Glitzerzeug soll: Vielleicht kickt es für den Bruchteil einer Sekunde, zwei Monatsgehälter auf seiner Haut zu tragen. Dafür muss man ständig Angst haben, dass sich der Verschluss von der Halskette öffnet und die Monatsgehälter auf Nimmerwiedersehen im Gully landen oder ein maskierter Schurke um die Ecke kommt, der sie im fliegenden Galopp vom Leib reißt. Es mag sein, dass unsere Mütter und Großmütter früher sabbernd an Schaufenster von Juwelieren vorbeigelaufen sind. Aber wir trauen uns nicht an so eine Großinvestition: Wahrscheinlich mögen wir den Ring oder das Armband im nächsten Jahr schon nicht mehr, und dann war alles für die Katz. Deshalb: Nein danke, kein Schmuck.
Welche Kleidungsstücke von uns könnt ihr problemlos auch anziehen? Eure T-Shirts sind uns immer so viel zu klein, dass wir uns gar nicht vorstellen können, dass irgendwer darin gut aussieht. Eure Schuhe und Hosen sowieso und wenn wir mal einen eurer Schals tragen, merken doch fast alle, dass es ein Mädchenschal ist, außerdem riecht das den ganzen Tag so duftig und nach Creme. Ihr aber steht schon gelegentlich vor unseren Schränken und guckt begierlich. Was wollt ihr denn da? Die Mädchenantwort: Dass wir begierlich in eure Schränke gucken, liegt zum einen daran, dass wir in jeden Schrank begierlich gucken. Auch Klamotten, die wir ansonsten nur mittelgut finden würden, versenden grundsätzlich einen unwiderstehlichen Lockreiz, sofern sie in fremden Schränken liegen, umso mehr, wenn wir die Person mögen. Wenn wir morgens eure Wohnung in euren T-Shirts oder eure Hemden verlassen, bedienen wir damit eine Form von Gefühlsduselei: Sie sind wie ein Souvenir, das wir auf unserer Haut tragen und wenn wir daran riechen, fühlen uns euch dann ganz nah und so. Viele Modelabels bieten zudem derzeit überdimensionierte Klamotten an, die unter den Namen „Boyfriend-Jeans“, „Boyfriend-Blazer“ oder „Boyfriend-Shirt“ firmieren. Bevor wir für so einen Tand unnötig Geld ausgeben, bedienen wir uns lieber gleich bei euch.
Von welchem Label können wir euch ungefragt immer etwas mitbringen und ihr freut euch wie bekloppt? Kann ja sein, dass wir irgendwann sehr dringend etwas gutmachen wollen. Die Mädchenantwort: Wann habt ihr uns je schon mal was zum Anziehen mitgebracht? Aber macht nichts, denn das ist durchaus gut so. „Guck, was ich dir Hübsches mitgebracht habe“ ist nämlich so ein Satz, den man das letzte Mal von Mutti gehört hat und in der Regel war es nie, wirklich nie etwas Hübsches. Typen, die einsam und ratlos in der Damenabteilung von Zara umherirren, können einem irgendwie nur leid tun, denn meistens wird die Beschenkte ein gequältes „Ooooh. Danke“ sagen und das Stück in eine hinteren Ecke des Kleiderschrankes legen, in einen Winkel, wo es nie wieder das Tageslicht erblickt. Ganz ehrlich, wir brauchen uns gegenseitig wirklich nicht einzukleiden, das kann nur in gemeinsamen Sonntagsspaziergängen in passenden Goretex-Anoraks enden. Jeder ist für sein Äußeres selbst verantwortlich, und deshalb: Spart euch ungefragte Klamottenmitbringsel. Lindt oder Augustiner Hell dürft ihr uns aber immer in die Wohnung schleppen, das passt zu jeder Gelegenheit und zu jeder Unterhose.
Welches Kleidungsstück kauft ihr am wenigsten gerne ein? Bei uns dürften das Hosen sein, weil die in der Umkleidekabine am meisten Umstand machen. Oder eben ein Anzug für einen Anlass den man nicht mag, da mag man dann den Anzug auch meistens nicht und die Verkäufer geben einem zusätzlich noch Anzugjacken, in denen man locker noch ein Affenbaby schmuggeln könnte. Die Mädchenantwort Sockenshopping ist ziemlich lästig und liegt auf einer Spaßskala von eins bis zehn ungefähr bei minus fünf. Dezent unifarben und kein Snoopy drauf, das sind die einzigen zwei Entscheidungskriterien und man verlässt den Laden mit dem gleichen Hochgefühl wie nach dem Kauf von 20 Rollen Klopapier. Richtig nervig ist allerdings ein Gang in die Fußgängerzone mit dem Vorsatz, wirklich schöne Unterwäsche zu finden und die löchrigen, ausgeleierten Unterhosen endlich wegzuschmeißen. Ihr denkt, dass unsere Auswahl unbegrenzt ist, aber dem ist nicht so. Unterwäscheabteilungen, in denen man nicht gleich seine halbe Monatsmiete loswird, sind in der Regel ein Horrorkabinett des schlechten Geschmacks: entweder gibt es bequeme beigefarbene Sport-BHs oder so Monsterteile aus mehreren Schichten Spitze und Schleifchen und Polstern, in denen man sich fühlt wie ein ausgestopftes Tier im Museum. Dann steht man in der Umkleide, sieht wahlweise under- oder oversexed aus, zieht unbefriedigt von dannen und kauft zur Kompensation wie immer ein 5er-Pack schwarze schlichte Baumwollslips.
Was ist ein Pullover-BH? Davon ist immer in den Supermarktanzeigen zu lesen, gerne auch nur: „Pulli-BH“. Klingt ja irgendwie doof, nicht zuletzt, weil Jungs dabei denken: Unterm Pulli ist es doch eigentlich eh egal, oder? Die Mädchenantwort: Das wissen wir auch nicht wirklich. Bestimmt ist es etwas Funktionales und Funktion-BHs sind vielleicht praktisch, aber garantiert hässlich. Ich erinnere mich zum Beispiel an diese Dinger mit durchsichtigen Trägern, die man vor einigen Jahren an jedem zweiten Mädchen erblicken konnte, damals, als eine Pest namens „Spaghetti-Top“ um sich griff. Man versucht etwas vermeintlich zu verbergen und macht es dadurch nur noch sichtbarer, sowie manch jemand seine Hautunreinheiten in einem hilflosen Anlauf mit tonnenweise Abdeck-Makeup überschmiert, woraufhin die Makeup-Flecken die Welt anlachen und „Hier, hier, eitriger Pickel!!“ schreien. Um auf die Frage zurückzukommen: Unter dem Pulli braucht man tatsächlich keinen speziellen BH, unter rückenfreien und trägerlosen Tops aber schon. Diese sind seltsam konstruiert, zwicken an allen Enden und Ecken und, wie gesagt, unansehnlich. Deshalb ziehen wir sie ungern an: Wie sieht das denn aus, wenn ihr uns das Top auszieht? Mädchen mit kleiner Oberweite sind also stark im Vorteil, die können frei baumeln lassen und sich fühlen wie Kate Moss.
Habt ihr nicht selber Angst vor euren Schuhen? Wir reden jetzt nicht über Sneakers, sondern über diesen anderen Schuhe, die es für euch noch gibt: Dornenspitze, scharfkantige Zacken, die alle möglichen Angriffsformen haben, aber nie Fußform. Männerschuhe sind an der Fußspitze rund oder bieten wenigstens annähernd gleichmäßig viel Platz für den Fuß. Viele Frauenschuhe, namentlich solche mit Stöckel, laufen aber vorne doch so spitz zu, dass man schon Pyramidenfüßse bräuchte, um einigermaßen reinzupassen. Warum eigentlich, ist das nicht irgendwie unpraktisch? Und die nackten Füsse, die darin stecken, werfen doch nun mal auch Falten an der Stelle, wo sie zusammen gequetscht werden, das ist doch nicht fein, oder? Was für Schuhe tragt ihr eigentlich, wenn ihr einfach mal gut geradeaus gehen wollt und anschließend vielleicht noch in ein gutes Restaurant? Die Mädchenantwort: Mit hohen Absätzen und kompliziertem Schuhwerk tun wir uns oft schwer. Im Laden denken wir noch: „Ist gar nicht so unangenehm“, und spazieren vor dem Spiegel auf und ab. Unsere Füße sehen mit einem Mal grazil, unsere Waden antilopenhaft aus, wir fühlen uns erhaben, erwachsen und toll. Nach nicht mal zwei Stunden in dem Riemchen-Absatz-Konstrukt sind unsere Füße nun gar nicht mehr so zart und engelsgleich, sondern fette, rote, elefantöse Klumpen. Wir ziehen die Mörderviecher aus, humpeln geknickten Ganges barfuß weiter und wünschen diese zwei widerspenstigen Körperteile in Orthopädenschuhe hinein, in irgendwas, wo sie nicht wehtun. Manche Frauen können problemlos alles in hohen Schuhen erledigen: In England laufen zum Beispiel viele Mädchen 24/7 in 10 cm hohen Absätzen herum, aber in England ziehen Mädchen im Winter auch Miniröcke ohne Strumpfhose an. Diese Mädchen haben entweder einen perfiden Trick raus, den wir nicht kapieren und beherrschen, oder – und das ist meine Vermutung - sie haben viel Geld für Taxis und immer Sneaker in der Handtasche. Weil bewegungseingeschränkt aber spaßeingeschränkt bedeutet und es dämlich ist, stinkige dreckige Zweittreter wie ein Obdachloser mit sich zuschleppen, kapitulieren wir meistens vor schönen, aber gemeinen Schuhen, die uns ja, manchmal Angst machen. Deswegen haben wir zwar einen ganzen Schrank voll davon, latschen aber immer in den gleichen zwei Paar Schuhen ohne Absatz rum. xifan-yang