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Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 33

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab, um ihren Schwarm Gerwin Gewinner zu treffen. Doch Gerwin entpuppt sich als Verbrecher und er und seine Komplizin, die alte Liesel Maier, sperren Anna auf einem Dachboden ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon - die drei haben gemeinsam Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben.

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle, werden von einer Zombie-Armee bedroht und von einem fliegenden Einhorn gerettet...

...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber gefeuert. Vor dem Redaktionsgebäude trifft sie auf einen geheimnisvollen Fremden und auf Gerwin - als Kapitän eines Raumschiffs. Anna wird ohnmächtig und wacht im Haus ihrer Urgroßtante auf. Dort bekommt sie die Möglichkeit, zu einem beliebigen Punkt der Erzählung zurückzuspringen und landet wieder in der Redaktion, die sie arbeitslos verlässt. Ihre nächste Mission: eine erfolgreiche Journalistin werden! Aber erst geht sie noch in einen Club. Dort angekommen bekommt sie eine SMS von ihrer Mitbewoherin Vera: „Anna, pass auf dich auf, dieser Club, in den du wolltest, ist angeblich verrufen als absoluter Drogenumschlagplatz…“

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 33 von jetzt-Userin nanajacobi.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ob hier wirklich eine Story lauert? Anna nagt nervös an der Unterlippe. Sie hat ein schlechtes Gewissen wegen der vielen Anrufversuche von Steffi und diese Mitteilung von Vera – merkwürdig. Sie schüttelt den Kopf. Vera kennt doch den Club! Sie waren bestimmt schon fast hundert Mal zusammen hier. Und dann diese gestelzte Ausdrucksweise. Das passt alles gar nicht zu ihr, überlegt Anna und spürt, wie ihre Nervosität zunimmt. Irgendwas geht hier vor, das ist mal sicher.

Sie schaut noch einmal auf das Display, dann steckt sie das Handy ein und tritt aus dem Waschraum heraus zurück in den dunklen Gang. Für einen Moment hat sie erwartet, dass wieder einmal etwas völlig Abgefahrenes passiert, aber alles ist wie immer. Lichtröhren flackern an den Wänden, der Dreck darauf überzieht sie in wilden Mustern. Inzwischen ist es rappelvoll, mühsam bahnt sie sich ihren Weg zurück zur Tanzfläche. Der Boden vibriert im Takt der Bässe, Lichtblitze zucken auf und verlöschen wieder. Nein, sie mag nicht mehr tanzen. Irgendwie ist ihre Stimmung gekippt...

Nachdenklich geht sie weiter Richtung Theke, schnappt sich einen freien Barhocker und kneift die Augen zusammen. Sofort verschmelzen die Flaschen in dem beleuchteten Regal vor ihr mit der Umgebung zu einem Brei aus Farben. Vielleicht sollte sie nach Hause gehen. Getrunken hat sie sowieso genug. Sie sieht dem Barmann zu, wie er ein paar Drinks mixt und wartet, bis er sie bemerkt. Im nächsten Moment ist er da.
„Was trinken?“ überschreit er die Musik und zeigt auf eine Bierflasche.
Anna schüttelt den Kopf. Und schreit zurück: „Was war das da eben?“
Er zuckt mit den Schultern und legt den Kopf schief. „Geheimrezept“, sagt er ganz dicht vor ihrem Gesicht und lächelt dabei wie ein Sphinx. „Traust du dich?“
Anna nickt und kramt in ihrer Tasche nach dem Handy, ohne den Barkeeper weiter zu beachten. Schnell drückt sie auf die Wiederholungstaste. Soweit kommt es schon, dass ich mir wegen einer SMS Sorgen um Vera mache, denkt sie und spürt, wie trotzdem die Angst in ihr hochkriecht. Irgendwas ist faul an der SMS...

Sie nippt an dem Drink und lässt das Handy weiterläuten. Nichts. Jetzt nimmt Anna doch einen kräftigen Schluck.
„Na, schmeckt dir meine Kreation?“, schreit der Barmann.
Anna blickt hoch und zuckt zusammen. Der Typ hinter der Theke sieht aus wie Paul. Nein, das ist Paul.
„Cheers“, sagt eine Stimme von links und hält ihr das Glas hin.
Anna kann es kaum glauben. Es ist Rana.
„Wie bist du denn....“
Weiter kommt sie nicht, sie muss tief Luft holen. Rana lacht und beschreibt mit ihrer Hand einen weiten Bogen. „Schau dich mal um, liebe Anna. Alle sind hier. Alle.“
Anna reißt die Augen auf und kann es nicht glauben. Alle Figuren, die sie auf ihrer Reise durch Geschichten, Träume und Paralleluniversen geschaffen hat – sie alle sind hier, in diesem Club.
„Was ist mit Vera?“, fragt sie matt, „ich sehe sie nicht.“
Von rechts pufft sie jemand an. Auf das Schlimmste gefasst, dreht sie sich der Person zu. Wendy Wendepunkt.
„Kindchen“, beginnt diese das Gespräch mit strengem Unterton, „es reicht langsam. Diese Geschichte ufert aus, so wird das nie was mit einer Karriere als Autorin, Journalistin... was weiß ich.“
Anna blickt Wendy an, als sei sie ein Marsmensch.
„Ich habe mir erlaubt, diese SMS zu schreiben. Dein Gefühl war richtig, ich habe einen Logikfehler gemacht. Vera wusste doch gar nicht, in WELCHEN Club du gehst. Nun gut. Du hast dieses Zeug getrunken, das hat uns alle hergebracht. Und jetzt schau dir mal das wüste Durcheinander an Figuren an.“
Anna blickt sich um und schluckt. Da hat die gute Frau wohl recht.
„Und nun?“, will sie wissen und bestellt sich bei Paul noch einen Drink.
Wendy legt ihr mütterlich die Hand auf die Schulter.
„Wir müssen irgendwann doch mal zum Ende kommen, Anna. Oder willst du weiter mit Einhörnern und Raumschiffen umherschwirren, morgens die Welt retten und abends Mensch-ärgere-dich-nicht-Turniere besuchen? Du musst die Kurve kriegen, Anna, es wird Zeit.“

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 34 (und damit der vorletzte Teil!) der Kettengeschichte erscheint am Donnerstag, den 11. Dezember.

Text: jetzt-redaktion - Illustration: Yinfinity

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