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Die jetzt-Kettengeschichte, Teil 20

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Was haben sie vor? Annas Chef Paul, der die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler kennt, taucht auf, um sie zu retten...und wir finden uns auf einmal in einer Parallelwelt wieder, in der Anna den Roman "Nachtschicht" gelesen hat - und in die Geschichte hineingesogen wurde. Gemeinsam mit ihrer Freundin Rana stürzt Anna durch ein schwarzes Loch in die Romanwelt und wird von ihren Feinden Gerwin und Liesel unter Drogen gesetzt. Als sie in einem dunklen Keller wieder zu Bewusstsein kommt, ist Paul bei ihr - doch Rana ist verschwunden. Die beiden machen sich auf die Suche nach ihr und müssen dafür einen Wachmann niederschlagen...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 20 von jetzt-User Ollepelle.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Du musst vor Allem leise sein. Ich weiß ja, dass ihr Frauen es nicht so mit dem Schweigen habt, hier solltest Du allerdings in erster Linie an die Gefahr denken“. Anna weiß ja, dass Paul Recht hat. Es war nicht sonderlich klug, laut rufend den Gang entlang zu stürzen.  „Komm jetzt“ zischt Paul sie an. „Rana?“ ruft Anna in nun gedämpftem Ton.  „Welche Tür?“ . Dann sieht sie im Halblicht, wie aus einem Schlüsselloch ein wenig Rauch austritt und ihr ist sofort klar, welche es ist. „Los, da vorn..!“. „Rana...“ denkt Paul derweil „...erinnert mich immer irgendwie an Margarine...“.  

Jetzt kann Paul es selbst riechen, diesen süßlichen Geruch von Cannabis, den man niemals vergisst, wenn man ihn einmal in der Nase hatte. Anna erfasst den Türgriff, stellt aber sofort fest, dass die Tür abgeschlossen ist. Sofort läuft sie zurück zu dem niedergestreckten Typen und sucht nach einem Schlüssel und findet ihn tatsächlich in der rechten Hosentasche, zusammen mit einem eklig nassen Taschentuch. Der Schlüssel dreht sich schwer im Schloss, fast zu schwer dafür, dass die Tür erst vor kurzem geöffnet worden war. „Rana“ sagt Anna halblaut in die Dunkelheit „wie geht es Dir?“. „Sülzebrot schmeckt besser als Stockfisch“ hört sie Rana kichernd aus der hinteren Ecke des feuchten Raums. „Wie bitte?“ fragt Anna zurück. „Schwurbelkuchen...“ sagt Rana nur leise vor sich hin und blickt Anna mit roten, gläsernen Augen an. „Oh Scheiße, Paul, die ist total zugedröhnt!“.  „Weiber“ sagt Paul nur kurz, hebt Rana unter lautem Gekreische auf den Arm und trägt sie hinaus in den Gang zur großen Doppelflügeltür. Er drückt den Griff herunter und beide Türflügel öffnen sich: „WAS..ZUM..HENKER..“ stottert er halblaut, als er sieht wo sie sich befinden. Anna ist nicht weniger erstaunt. Denn sie stehen im Flur von Bernhards Wohnung! „Es waren also doch nicht nur die Drogen...!“. Anna weiß überhaupt nicht mehr, was nun Realität ist und was nicht.  

Sie hören Stimmen aus der Küche.  

Als sie hineingehen, sitzt Bernhard, die eigentlich Bernarde heißen sollte, unnatürlich vornübergebeugt am Küchentisch, den Kopf mit den honigblonden Haaren auf der Tischplatte. Die einst so schöne, weiße Spitzentischdecke ist rot vom Blut. „Juten Tag, auch wenn die Umstände nich janz so erfreulich sind“ hören sie eine Männerstimme mit deutlichem Berliner Akzent. „Erwin Pankewitz. Ick bin hier der leitende Ermittler. Wat ham sie denn hier zu suchen, Herrschaften?“.
Dabei streckt er eine Hand in Pauls Richtung. „Det sieht nich jut aus“ sagt Paul, denn er fühlt sich sofort heimisch, schließlich stammt sein Vater aus Berlin und der Dialekt ist ihm nicht fremd. Pankewitz guckt Paul ob der Form der Erwiderung leicht verdutzt an. Auf dem Küchentisch liegt ein Paket, auf dem in großen, handgeschriebenen Lettern „AUSTRALIA“ steht und in der Ecke steht ein Mann im weißen Papieroverall, der Herrn Pankewitz nun in die Augen sieht, wie es die Kommissare im Fernsehen immer tun, wenn der Verdächtige etwas gesagt hat.

„Kenn Se die Tote?“. Die Frage ging direkt an Rana, die Paul in der Zwischenzeit abgesetzt hatte. „Wat is denn mit Ihnen los? Nehm se Drogen?“ Paul sieht sofort, was der Polizeispezi damit meint, denn das Weiße in Rana´s Augen ist immer noch rosarot und ihre Mundwinkel berühren trotz der skurrilen Situation um den Tod ihrer Freundin fast die Ohren, so grinst sie ihn an. „Ääähm ..“, das war Anna. „Sie hatte vorhin ihre Donnerstagsmigräne und ich sollte ihr eine Aspirin in einem Wasserglas auflösen. Allerdings hatte ich das nicht richtig verstanden und habe fünf Tabletten aufgelöst. Das ist ihr sichtlich nicht bekommen...arme Rana“. Dabei blickt sie gefühlvoll in ihre Richtung. „Jut“, sagt Herr Pankewitz „oder auch nich..ejal...komm se bitte alle morjen um 11 Uhr auf dieses Revier“, dabei überreicht er Anna seine speckige Visitenkarte. „Wir ham da noch n paar Fragen“. Sie verlassen eilig die Wohnung und treten auf die Straße. Es ist Spätnachmittag. „Was nun?“ fragt Anna.   

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 20 der Kettengeschichte erscheint am 11. September.

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