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Kinderlieder: Wer, Wie, Was

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Heute: Wer, wie, was (Sesamstraßen-Titellied) Darum geht’s: Wer, wie, was. Wieso, weshalb, warum - wer nicht fragt, bleibt dumm. Titellied und Glaubensbekenntnis der Sesamstraße und des gesamten Bildungsfernsehens: "Ich glaube an die Frage, die Mutter des Wissens, Schöpferin der Klugheit und des Fortschritts. Und an die Antwort, ihre eingeborene Tochter, unsere Herrin. Empfangen durch das Heilige Sendegerät, geboren aus der Kenntnis der TV-Produzenten. Nicht gekreuzigt, gestorben und begraben, weder Frage noch Antwort - das wäre ja auch irgendwie Blödsinn. Kein Pontius Pilatus, keine Auferstehung. Und den Rest der üblichen Story lassen wir auch mal weg. Die Antwort sitzt zur Rechten der Frage, der wunderbaren Wissensschöpferin - und von dort wird sie kommen, zu unterrichten die Lebenden und die Toten und jeden, der sonst noch einschaltet. Ich glaube an die Vergebung der Unkenntnis, die Auferstehung der Bildung und den ewigen Quotenerfolg. Amen."

Warum wir dieses Lied gesungen haben: Es war die Zeit, in der das Fragen noch half. Wir hatten so viel mehr Fragen als Antworten an das Leben: Warum gibt es so viel Ungerechtigkeit auf der Welt? Wann leben endlich alle Menschen auf der Welt friedlich, nett und fröhlich miteinander und tanzen und singen? Wäre es nicht möglich, die Hungernden in der Dritten Welt vom Butterberg in Europa zu ernähren? Warum will Tim nicht mit uns befreundet sein und klaut uns immer unsere Pausenmilch? Können wir unsere Mathe-Hausaufgaben immer bei Sandra abschreiben und trotzdem in die nächste Klasse versetzt werden? Lachen uns alle aus, wenn wir uns mit dem Geodreieck am Rücken kratzen? Warum gibt es eigentlich kein Hundefutter mit Katzengeschmack? Warum gibt es kein Katzenfutter mit Mäusegeschmack? Warum schmecken Fischstäbchen nicht nach Fisch? Wenn sie schon nicht nach Fisch schmecken, warum schmecken sie dann nicht nach Schokolade? Heute wissen wir: Auf fast alle Fragen (Weltfrieden, Butterberg, Geodreieck) gibt es eine Antwort - nur in den wirklich entscheidenden Dingen (Fischstäbchen) bleibt oft nur Ratlosigkeit. Alle Ungerechtigkeit der Welt ist Teil von Gottes fantastischem Plan. Deshalb gibt es auch keinen Weltfrieden: Da würde der Gute sich auf seiner Wolke auch fürchterlich langweilen, wenn es keine Action auf der Erde mehr gäbe. So gut ist das restliche Fernsehprogramm im Himmel nämlich nicht. Den Butterberg nach Afrika zu transferieren, ist leider nicht möglich, weil es gegen eine EU-Richtlinie verstößt. Tim konnte uns nicht leiden, weil er reiche Eltern hatte und - anders als wir - nicht die alte Kleidung seines Bruders tragen musste. Die Milch hat er aus Spaß an der Freude geklaut. Das mit dem Abschreiben und der Versetzung in die nächste Klasse funktioniert auf Dauer nicht. Es sei denn, wir sind genial. Wir sind aber nicht genial. Trotzdem hätten wir ahnen können, dass uns die Geodreieck-Rücken-Performance zum Gespött der Klasse und des Pausenhofgesprächs macht. Hundefutter schmeckt nicht nach Katzen und Katzenfutter schmeckt nicht nach Mäusen, weil das einfach zu teuer wäre. Denn statt erst großartig Mäuse zu züchten und zu verhackstücken, nimmt die Futterindustrie lieber Fleischabfälle, die eh schon da sind. Fischstäbchen schmecken nicht nach Fisch, weil Kinder sie dann nicht so gern essen würden. Warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, sie nach Schokolade schmecken zu lassen, ist jedoch ein kniffliges Rätsel. Damit müsste sich schließlich ein Vermögen verdienen lassen. Tschüss, ich muss mal schnell telefonieren. Text, der genauso gut zur Melodie passt: Hohl, blöd, dumm: du bist wirklich saudumm. Frag' doch nicht, bleib' stumm.

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