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Klamottenpaar der Woche: Anna Isabell und Martin vom Münchner Unistreik

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Anna Isabell, 26, studiert Freie Bildhauerei an der Kunstakademie München und kommt ursprünglich aus der Nähe von Mönchengladbach

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Anna, was hast du an, wo hast du es her und wieviel hast du dafür ausgegeben? Die Fellmütze ist von einem Flohmarkt aus Amsterdam und hat 30 Euro gekostet. Der Schal ist von American Vintage und war ein Geschenk. Meine Jacke ist eine alte H&M Jacke vom Flohmarkt für 2 Euro. Der graue Pulli hier, den ich drunter trage ist ein ganzer alter Diesel-Pulli von meinem großen Bruder. Da gab es anscheinend mal so eine Zeit, wo alle Jungs Diesel tragen mussten. Die Biker-Boots sind von Sanchez und auch schon ziemlich alt. Ursprünglich haben die aber mal 150 Euro gekostet. Das lilafarbene Teil, das ich als Rock trage, war mal irgendein Jerseyteil von American Apparel, aber ich weiss nicht mehr wieviel das gekostet hat. Ihr besetzt gerade im Rahmen des Bildungsstreiks die Kunstakademie. Hat das deine Klamottenwahl beeinflusst? Ich erinnere mich nicht mehr, wieso ich genau das hier vor vier Tagen angezogen habe. Seitdem bin ich nämlich hier in der Uni und habe die Sachen an. Und ja, ich schlafe auch in denen. Alles für die Revolution! Oben liegen Matratzen und da übernachten wir solange bis wir etwas erreicht haben! Und das sollten alle tun! Das ist ein Aufruf!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was war das Exzentrischste, das du bis jetzt getragen hast? Gar nichts. Also meine bloße Nacktheit. Und zwar bei der Perfomance „Drei Teilchen ergeben noch lange keinen Raum“ von dem Projekt Perineum 2000, das ich mit ein paar Freundinnen aus der Freien Bildhauerei zusammen mache. Wir haben das im Münchner Carl-Orff Haus aufgeführt. Hast du einen geheimen Shoppingtipp weiterzugeben, irgendein Markt oder Geschäft, wo du immer was findest? Nö. Ich habe viel zu viele Klamotten. Wenn ich was suche, finde ich es in meinem eigenen Kleiderschrank. Ich ändere die Sachen dann einfach so ab, wie ich es gerade brauche. Dieses lilafarbene Teil hier zum Beispiel (zieht an ihrem Rock) ist auch einfach nur von einem Kleid abgeschnitten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gehört dein Hund zu deinem Outfit? Wie heisst der? Der heisst Laser. Der macht halt mit bei der Revolution.


Martin, 24, studiert Slawische Philologie an der LMU München und kommt ursprünglich aus Nürnberg

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Martin, was hast du da an und weißt du noch, wie viel du dafür ausgegeben hast? Die Schuhe sind von Panama Jack und haben 160 Euro gekostet. Die schwarzen Socken im 5-er Pack von Aldi 3,99, die Hose ist von Boss, 100 Euro. Meine Uhr ist eine Festina und hat 400 Euro gekostet. Der Mantel und das Jacket von Magoon - ersteres für 200 Euro, letzteres 99 Euro. Mein Shirt ist von Dark Muse und hat 45 Euro gekostet. Der Schal ist so’n Kaufhofschal, Marke vergessen, 20 Euro, oder so. Und die Kopfhörer sind amerikanische, von Mc Alley. Die sind deshalb so toll, weil es, soweit ich weiss, die einzigen sind, die eine unaufällige iPod Halterung haben. Den kann man da einfach dranstecken.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sind Kopfhörer für dich Teil des Outfits, sozusagen ein Accessoire? Ja, schon. Für Männer gibt’s da ja auch nicht so viel. Außer Uhren. Hast du heute morgen bei der Klamottenwahl die Besetzaktion des Audimax im Kopf gehabt? Hat das in irgendeiner Art und Weise deine Outfitwahl beeinflusst? Nee, ehrlich gesagt war ich gestern feiern und habe gar nicht zuhause geschlafen, mich daher auch nicht umgezogen. Das ist jetzt quasi noch mein Partyoutfit. Und bis eben gerade wusste ich auch überhaupt nichts von der Besetzung. Ich wollte ganz normal in meine Vorlesung gehen, aber die war jetzt sowieso überfüllt, obwohl hier Proteste sind. Jetzt schau ich mich mal um, was hier passiert. Wie finanzierst du dir deine Klamotten? Ich habe parallel zur Uni vier Nebenjobs, und da kommt einiges zusammen. Im Lehel arbeite ich nachmittags als Kinderbetreuer in einem Hort, außerdem bin ich Positionsscout für die Bundesliga. Und für die Premier League England führe ich Observationsarbeiten für die Spielerdatenbank aus. Und ich spiele natürlich auch selbst Fußball, beim FC Azzurri München. Da gibt’s dann ab und zu Siegprämien, wenn wir gut sind.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gibt’s ein Klamottenstück, das du schon immer haben wolltest? Nein, da fällt mir jetzt keines ein. Ich gehe jetzt aber gleich mal in die Stadt und kaufe mir neue Fußballschuhe. Würdest du sagen, du verfolgst einen definierten Stil oder probierst du dich immer mal wieder neu aus? Ach, ich kaufe immer, was mir gerade gefällt, aber wenn ich darüber nachdenke, fällt das doch eigentlich immer sehr klassisch aus. Wenn du mich nach einem Stilvorbild fragst: George Clooney hat einen tollen klassischen Stil. Mein Shirt hier ist das heute aber ausnahmsweise mal nicht. Da ist ein Mädchendruck drauf, so ein bisschen im „Suicide Girls“ Style, das mag ich bei Mädchen ja irgendwie. Was kannst du denn bei Mädchen rein trendmäßig überhaupt nicht ausstehen? Meiner Meinung nach sind Lackleggins schrecklich. Und UGG-Boots. Die sehen so nach Hausschuhen aus. Aber ich will eigentlich gar nichts Schlechtes über irgendeinen Trend sagen, denn meiner Meinung soll jeder anziehen, was er will. Das ist einfach eine Sache des Geschmacks und das respektiere ich total. Ich will niemanden verurteilen.

Text: mercedes-lauenstein - Fotos: ml

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