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Kosmoshörer (Folge 10)

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Montag:     

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Die Woche geht gleich mit einem ziemlichen Knaller los! Ich war nämlich am Sonntagabend in Augsburg bei dem Konzert der großartigen Yasi Hofer. Eine junge Gitarristin, die vor einigen Jahren mit ein paar Coverversionen von Steve Vai bei YouTube ein bisschen bekannt wurde, kurz darauf mit ihrem großen Idol auf einer Bühne spielen durfte und jetzt gerade ein ziemlich interessantes Album mit einer großartigen Band aufgenommen hat. Das alles wusste ich schon vorher, deshalb wollte ich sie ja auch live sehen. Dass das aber ein so toller Abend werden würde, mit so viel Gänsehaut, so guten Songs, so fantastischen Musikern, die über zwei Stunden wirklich alles gegeben haben, hätte ich nicht erwartet.
Auch mit einigen Tagen Abstand gehört das zu den eindrucksvollsten Konzerten, die ich jemals erlebt habe. Natürlich hab ich gleich das Album gekauft und wie das immer so nach Konzerten ist, hört man das ja am nächsten Tag besonders intensiv. Ich habe selten so schöne Gitarrenmelodien so perfekt interpretiert (und mit so einem geilen Sound) erlebt. Wer auf Fusion-Rock-Zeug steht, hier bitte. Besonders erwähnt sei vor allem das wahnsinnige Solo ab 6:30. Was für ein Talent! Was für ein Gefühl! Was für eine virtuose Gitarristin!   

http://www.youtube.com/watch?v=-IfzzC0B_u4

Dienstag:  
Ich mache in letzter Zeit oft lange Spaziergänge durch die Stadt und habe angefangen, dazu auch wieder mehr Musik zu hören. Weil ich dabei gerne ein bisschen schneller unterwegs bin, muss mich das natürlich auch akustisch antreiben und so habe ich Iron Maiden wiederentdeckt. Besonders mag ich das „Brave New World“-Album aus dem Jahr 2000. Was für eine großartige Band, die selbst nach so vielen Jahren ohne jede Eitelkeit so viel positive Energie vermittelt:  

http://www.youtube.com/watch?v=vM4cMcAEc-Q 

Mittwoch:  
Gleich der nächste Gitarrenkracher: Eine meiner absoluten Lieblingsbands, Dream Theater, hat neulich so eine App für’s iPad rausgebracht, bei der sie eine neue Technologie ausprobiert haben. Sie haben nämlich ein Konzert mit sechs verschieden platzierten 360-Grad Kameras gefilmt, sodass man sich beim Ansehen völlig frei live vor bzw. auf der Bühne bewegen kann. Klingt verrückt, ist es auch ein bisschen, aber wenn man mit dem Finger dem Sänger über die Bühne folgen oder bei einem Schlagzeugsolo ganz genau hinsehen kann, was der Drummer da eigentlich so macht und zwischendurch nochmal kurz einen Blick ins Publikum werfen kann, ist das tatsächlich nah dran am Live-Erlebnis. Und weil Dream Theater eh eine Band ist, bei der das Publikum weder singt noch tanzt, sondern eigentlich nur mit offenem Mund den Musikern staunend auf die Finger glotzt, haben sie mich von diesem System total überzeugt. Hier wird erklärt wie das funktioniert:   

http://www.youtube.com/watch?v=NthrisVjOC0

Donnerstag:  
Bei einem meiner oben erwähnten Spaziergänge habe ich neulich gesehen, dass der Münchner Plattenladen „Shirokko“, den ich eigentlich immer in so eine Eso-New-Age-Ecke gesteckt hatte, im Schaufenster Werbung für zwei neu erschienene Keith Jarrett Livealben aus Bregenz und München macht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das finde ich toll, weil ich Keith Jarrett sehr mag, aber auch, weil sie tatsächlich im Schaufenster die originale Eintrittskarte des Konzerts von 1981 hängen haben. Es scheinen also echte Fans dort zu arbeiten - sehr überzeugend! Hier kann man reinhören:   

http://www.youtube.com/watch?v=QTQcfZdnSPk

Freitag:  
Ich habe mir vor ein paar Tagen ein neues Auto gekauft und nachdem ich Stunden damit verbracht habe, da das alte Autoradio einzubauen, musste ich das natürlich erstmal ausgiebig testen. Meine Wahl fiel dafür auf das ziemlich toll produzierte Album „The Mountain“ der Londoner Band „Haken“. Die spielen ziemlich durchgedrehten Progressive Metal, was teilweise schon mehr nach Jazz als nach Rockmusik klingt.  Ich mag ja Musik, die ich nicht sofort verstehe, sondern mir sehr oft anhören muss, bis ich wirklich alles kapiert habe. Diese hier gehört auf jeden Fall dazu.   

http://www.youtube.com/watch?v=oIY4X8yi5Oo

Samstag:  
Nach dem Yasi Hofer Konzert (siehe Montag) habe ich tatsächlich seit Jahren mal wieder die Gitarre ausgepackt und fast jeden Tag ein bisschen gespielt. So ein Live-Erlebnis kann einem ja toll vor Augen führen, warum man eigentlich Musik machen sollte und das ist sehr inspirierend. Was auch inspirierend ist: Alte Gitarrenmeister wieder anhören. Natürlich kam auch ich da an Steve Vai nicht vorbei, von dem ich tatsächlich schon 1993 (!) die erste CD gekauft habe. Damals mochte ich die aber gar nicht so sehr und jetzt weiß ich auch wieder warum. Dieses Video beweist sehr eindrucksvoll, wie „Musikprojekte“ auch ziemlich schiefgehen können (zwei Drummer, TM Stevens am Bass und überhaupt von allem viel zu viel). Ist aber trotzdem sehr lustig:  
http://www.youtube.com/watch?v=iIjiP5kJwcE  
Und hier gleich noch mein zweitliebster Song von dem Yasi-Album. Sorry, wenn das nervt (ist auch ein mieses Video), aber hier bin ich einfach Fan und diese Musik hat mich die ganze Woche sehr intensiv begleitet:  

http://www.youtube.com/watch?v=-BGuyP9s_FQ    

Sonntag:  
Sonntag ist ja eher ein ruhiger Tag und den vergammle ich sehr gerne mit dem Durchklicken von einem YouTube-Video nach dem anderen. Heute ganz süß: Ein Gitarrist und ein Banjo-Spieler covern die Backstreet Boys. Die gibt’s ja jetzt wieder. Kennt vielleicht schon jeder von euch internetaffinen Checkern, ich find’s mindestens unterhaltsam. Und der Gitarrist, Josh Turner, hat noch einige weitere gute Videos, die es sich anzusehen lohnt:  

http://www.youtube.com/watch?v=qlwFUcJWXcI&list=UU3Wj9aO8VS5ZuXrtWfJf81w    

Auf der nächsten Seite: Der ausgefüllte Musik-Fragebogen von [link=/jetztpage/juri-gottschall" target="_blank">juri-gottschall.



Wie wichtig ist dir Musik? 
Wichtig. Keine andere Kunstform kann mich so direkt treffen.   

“Gute Musik” - was ist das eigentlich für dich?
Klingt immer etwas beliebig, aber: Ich mag echt viel verschiedene Musik, solange ich das Gefühl habe, dass das jemand mit Herz und Talent gut gemacht hat. Eigentlich ist es ein bisschen wie beim Essen: Mal ist gehobene Küche toll, aber mal auch einfaches Fastfood. Hauptsache der Koch ist gut und benutzt frische Zutaten.    

Was war deine erste eigene Platte - und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?   Wahrscheinlich irgendwas von den Beatles. Ich glaube sogar das blaue Album.  Ich hab als Kind Beatlesplatten gesammelt und einen großen Teil meines Taschengelds bei einem kleinen Plattenladen gelassen, dessen Besitzer da Experte war. Danach war ich irgendwann der größte Michael-Jackson-Fan der Welt, mochte aber gleichzeitig auch Guns N’ Roses wegen der Gitarren. Ende der 90er mochte ich viel englische Indie-Musik, die ja damals auch wirklich gut war und nebenbei war ich auch noch ein Metallica-Fan. Der bin ich eigentlich auch bis heute geblieben, zusammen mit einigen anderen ziemlich lauten Bands mit schnellen Soli. Ich fand aber auch das letzte Justin Timberlake Album ganz fantastisch und kann auch amerikanischem Country viel abgewinnen. Es gibt halt einfach wirklich viel gute Musik.  

Wie hörst du Musik: Klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale? 
Zuhause Vinyl, weil ich den Prozess mag, der mich ein bisschen zur Aufmerksamkeit zwingt. Ich habe auch eine ganz stattliche Sammlung von MP3s. Die sind aber immer nur zweite Wahl. CDs hab ich komplett abgeschafft und Streaming mag ich gar nicht. Ich will die Musik kaufen und dann besitzen.   

Und wo: vor allem unterwegs, nur daheim, am liebsten zum Einschlafen? 
Vor allem im Auto. Da ist der Sound gut und man hat nichts anderes zu tun und kann sich sehr gut drauf konzentrieren. Zuhause auch gern, dann aber ganz bewusst und gezielt. Manchmal auch beim Spazierengehen unterwegs, wobei ich echt nicht zu den Leuten gehöre, die immer einen Kopfhörer aufhaben sobald sie das Haus verlassen. Ich höre zwar oft, aber keineswegs immer Musik.  

Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst? 
Nee, und eine schon gar nicht. Aber natürlich habe ich ein oder zwei Handvoll Lieblingsbands, von denen ich mir eigentlich alles kaufe.  

Welche Musik magst du gar nicht und warum? 
Reggae. In meinen Ohren stupide und schrecklich langweilig. Techno und Konsorten empfinde ich meistens ähnlich.  

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt? Sehr gerne. Live ist ja fast jede Musik nochmal besser. Zuletzt waren das Dream Theater im Januar (Wahnsinn!) und die schon erwähnte Yasi Hofer (auch Wahnsinn!). Neulich war ich auch bei „Lissie“, die ja so ein bisschen im Netz gehypt wurde und deren Platten ich ganz gerne höre. Das war aber irgendwie live nicht sehr beeindruckend. In diesem Jahr freue ich mich noch besonders auf Black Sabbath auf dem Königsplatz in München. Mit Soundgarden als Support! Und ich hoffe ja, dass Pearl Jam mit ihrer neuen Platte auf Tour kommen. Die hab ich nämlich vor vielen Jahren mal gesehen und das Konzert als eines der besten aller Zeiten in Erinnerung.   Unter anderem deshalb:   

http://www.youtube.com/watch?v=30BlueyXoyg

Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung? 
YouTube ist gut, kann mich aber schnell durch die Vielfalt verwirren und zum Schluss gucke ich dann doch wieder nur Michael Jackson Videos. Also lieber persönliche Empfehlungen oder Zufallsentdeckungen. Meine letzte ist die Band „Pain of Salvation“, die als klassische Metalband angefangen haben und inzwischen eher sowas wie Bluesrock machen. Sehr interessant.  

http://www.youtube.com/watch?v=X0siPj1Z0UU

Verrate uns einen guten Song zum...  
Aufwachen:
Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gespielt von Nigel Kennedy. Muss aber ziemlich laut sein und funktioniert auch nur im Frühling und Sommer. 

Tanzen:
Vielleicht was von Cab Calloway? Oder irgendein alter Rock ’n Roll?  

Traurig sein:
Midnight Choir - Amsterdam stranded. Schrecklich traurig, wie eigentlich alles von denen. 

http://www.youtube.com/watch?v=dyfUU8TAsrQ

Als nächsten Kosmoshörer wünsche ich mir:


Text: juri-gottschall - Foto: Juri Gottschall

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