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Kurzfilm für Betonliebhaber

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Obwohl der Zeitgeist sich gerade eher der Natur, den Hochbeeten und der Balkonbegrünung zuwendet, entwickelt sich im Netz seit ein paar Jahren ein so ganz unnatürliches Material zu einem regelrechten Fetisch: Der Beton – und mit ihm der Architekturstil des sogenannten Brutalismus. Auf Tumblr-Blogs wie Fuckyeahbrutalism oder in Facebookgruppen wie der "Brutalism Appreciation Society" teilen die Betonliebhaber Bilder von Gebäuden, die jeder Großstadtgärtner wohl als menschenfeindlichen Betonklotz abtun würde. Häufig finden sich auf den Betonseiten allerdings Bilder von jugoslawischen Monumenten aus der Tito-Zeit, die wohl auch den größten Betonhasser faszinieren dürften:

Die in ganz Ex-Jugoslawien verteilten Denkmäler sollten an Konzentrationslager und den Partisanenkampf gegen die Nazis erinnern. Für die Tito-Pioniere wurden sie zu Pilgerstätten und dienten beim Aufbruch in den Sozialismus der patriotischen Erziehung. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens gerieten sie in Vergessenheit – bis vor wenigen Jahren die Betonfetischisten sie neu entdeckten.

 Mit "A Second World" haben die Briten Oscar Hudson und Ruben Woodin-Dechamps nun einen Kurzfilm gedreht, der die Mischung aus Beton-Futurismus und dessen Zerfall aufgreift. In einem dreiwöchigen Roadtrip besuchten sie die Skulpturen und betteten die Aufnahmen in eine poetische Dokumentation ein, die sich um die Visionen  eines alten Serben dreht. Ljuba Stojanovic, der dem vereinten Jugoslawien nachtrauert, glaubt seit dessen Zerfall 1992, Stimmen von einem fernen kommunistischen Planenten zu hören. Vermischt mit Interviews von Anwohnern  und Aufnahmen der Skulpturen, die wie Portale ins All wirken, ist der Film ein spannender Trip in eine Welt aus Utopie, Beton und der Sehnsucht nach einem Land, das es nicht mehr gibt.

"A Second World" ist seit ein paar Tagen in voller Länge auf Vimeo zu sehen. Eine Empfehlung, nicht nur für Betonfetischisten.

qli

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