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Wo und wie kann ich mich für Stipendien bewerben?

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„Für ein Stipendium komme ich niemals in Frage", dachte ich, als ich zum Studieren von Polen nach München gezogen bin: Ich befand meine Deutschkenntnisse für nicht ausreichend - den Gedanken an eine Bewerbung habe ich erst einmal verschoben. Eine Kommilitonin, die aus Weissrussland kommt, erzählte mir dann, dass sie auch Stipendiatin einer politischen Stiftung sei. Lange haben wir über die Anforderungen gesprochen, meine Deutschkenntnisse, über meinen Lebenslauf und meine Studienleistungen. Sie ermutigte mich: „Bewirb dich doch einfach mal!" Dann ging es relativ schnell: Ich habe die Stiftung angerufen, wurde mit dem Ansprechpartner für Stipendien verbunden und habe ich mich kurz darauf vorgestellt. Die meisten Stiftungen, egal ob kirchlich, politisch oder gemeinnützig, haben ganz genaue Anforderungen an ihre Stipendiaten, unter anderem gesellschaftliches Engagement und sehr gute Noten. Ich konnte das alles vorweisen: Ich habe in einem Waisenhaus in München gearbeitet, bin Mitglied bei Reporter ohne Grenzen und habe Praktika im journalistischen Bereich, zum Beispiel bei einer Produktionsfirma und verschiedenen Fernseh-Redaktionen absolviert. Mein Notendurchschnitt lag immer so ungefähr bei 1,9, also im Einserbereich. Eine sehr fleißige Schülerin und Studentin war ich immer – aber keine 1,0-Kandidatin. Das war aber wurde auch nicht verlangt: Aber ich hatte als Nicht-Deutsche, denke ich, auch andere Rahmenbedingungen. Das Bewerbungsgespräch lief gut: Wir haben über interessante Themen gesprochen, ich habe mich sehr entspannt und wohl gefühlt. Übrigens: Die Politik war meines Erachtens ein Nebenfaktor für die Aufnahme. Ich wurde nicht gefragt, ob ich konservativ wähle; politisch aktiv bin ich auch nicht. Ich hatte nie das Gefühl, indoktriniert zu werden. Aber: Die politische Richtung ist schon anwesend, allein schon dadurch, dass Politiker aus dem konservativen Lager zu Veranstaltungen und Diskussionsrunden eingeladen werden. Also, ob man als überzeugter SPD-Anhänger bei einer politisch konservativen Stiftung glücklich wird, weiß ich nicht. Meist braucht man für die Bewerbung zwei Referenzen, zum Beispiel von einem Dozenten oder Lehrer. Ich hatte sogar vier super Referenzen, drei von der Universität und eine vom Chefredakteur des Radiosenders, wo ich gearbeitet habe. Und: am besten frühzeitig bewerben, so dass man noch mindestens vier Semester vor sich hat. Bei allen politischen und konfessionellen Stiftungen bewirbt man sich auf Eigeninitiative, das heißt, man muss nicht mehr von einem Lehrer oder Professor vorgeschlagen werden. Auch die Studienstiftung des Deutschen Volkes hat letztes Jahr die Selbstbewerbung eingeführt. Ich war begeistert, als die Zusage kam. Der Gedanke, „Jetzt kriege ich Geld, jetzt kann mich ausruhen", kam mir aber nie. Ich wollte beweisen, dass es richtig war, mich als Stipendiatin auszuwählen: Ich habe mehr für mein Studium gelernt, die Pflichtseminare zeitlich vorgezogen, und weiterhin Vollzeitpraktika gemacht. Alles, um zu unterstreichen, dass ich wirklich „diese begabte Studentin" bin. Dass Geld hilft, ist klar. Die meisten Stiftungen bezahlen nach dem Bafög-Satz, der Höchstsatz beträgt 670 € pro Monat. Zusätzlich erhält man, unabhängig vom Einkommen, Büchergeld. Ich habe das monatliche Geld als Belohnung betrachtet, welche ich mir immer wieder aufs Neue verdient habe. Ich musste, wie bei anderen politischen Stiftungen auch, erst einmal ein Probejahr bestehen, bis ich in die Hauptförderung aufgenommen wurde. Stipendiatin zu sein war für mich, auch wenn es sich etwas geschwollen anhört, eine Ehre. Eine einmalige Chance mich weiter zu entwickeln - das Geld spielt eine Nebenrolle. Die Chance an Seminaren teilzunehmen war für mich Motivation fürs Lernen und Arbeiten. Aber: Stipendiatin zu sein ist eine Vollzeitbeschäftigung. Studenten, die das als lästige Pflicht betrachten, sollten sich nicht bewerben. Fiona Weber-Steinhaus, 24, hat für diesen Text Maria, 24, protokolliert. Maria ist inzwischen Altstipendiatin und rät, sich bei Stiftungen zu bewerben. Zumindest denjenigen, die sich kein laues Studentenleben wünschen. 5 Tipps für die Bewerbung: 1. Das Klischee, dass alle Stipendiaten 1,0 Studenten sein müssen, stimmt nicht so ganz: Sehr gute Noten sind oft Vorraussetzung, aber viele Stiftungen erwarten genauso gesellschaftliches Engagement, politisches oder soziales Interesse. Also: Bewerben lohnt sich. 2. Am besten früh im Studium, zum Beispiel in den ersten beiden Semestern bewerben. Meist muss das Abiturzeugnis schon vorliegen, zusätzlich braucht man Referenzschreiben. 3.Der Bewerbungsschluss liegt oft mehr als ein halbes Jahr vor Semesterbeginn. 4. Nur Geld kriegen geht nicht: Die meisten Stiftungen erwarten, dass man an den Seminaren, Workshops und Veranstaltungen teilnimmt. Vorher überlegen, ob man dazu Lust hat. 5. Die Förderung wird häufig nach dem Bafög-Satz bestimmt. Zusätzlich gibt es monatliches Büchergeld, Zuschüsse zu Auslandsreisen und Sprachkursen, sowie studienrelevanten Veranstaltungen. An manchen Unis werden die Studiengebühren für Stipendiaten erlassen. Überblick über die größten deutschen Fördermöglichkeiten (kein Gewähr):  Studienstiftung des deutschen Volkes (Übrigens: Ab letzten Februar kann man sich bei der Studienstiftung auf Eigeninitiative bewerben und muss nicht mehr, wie früher, von einem Dozenten oder Lehrer vorgeschlagen werden.) Stiftung der deutschen Wirtschaft Hans Böckler Stiftung (gewerkschaftsnah) DAAD-Stipendien: Informationen für Studenten, die ins Ausland möchten oder Studenten aus dem Ausland, die in Deutschland studieren möchten. Politische Stiftungen: Friedrich Ebert Stiftung (SPD-nah) Friedrich Naumann Stiftung, (FDP-nah) Heinrich Böll Stiftung, (Grünen-nah) Hanns Seidel Stiftung, (CSU-nah) Konrad Adenauer Stiftung, (CDU-nah) Rosa-Luxemburg Stiftung, (Die Linke-nah) Konfessionelle Stiftungen: Vorraussetzung: konfessionelle Angehörigkeit Evangelisches Studienwerk Cusanuswerk, katholisch

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