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Ich habe ein Buch geschrieben – und jetzt?

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Du hast es tatsächlich geschafft. Du hast dir die Nächte um die Ohren geschlagen, hast getippt, gedacht und es vollbracht: Du hast ein Buch geschrieben, herzlichen Glückwunsch. Hiermit ist jetzt der romantische Teil (diese Sache mit dem „Künstlerleben“ und dem „Alkohol“ und den „schlaflosen Nächten“) vorbei. Du hast leider gerade mal die Einleitung damit geschafft. Herzlich Willkommen in deinem ganzen persönlichen Hauptteil.  
Es gibt zahlreiche Foren, Webseiten, Bücher und Berater, die auf dem beschwerlichen Weg vom ersten Satz bis zum Belegexemplar deines eigenen Buches weiterhelfen wollen und es gibt noch einmal so viele Literaturagenturen. Was also tun, wenn das erste Buch zwar geschrieben, aber noch so weit von einer Verlegung entfernt ist, wie dein Name von einer Erwähnung im Feuilleton?  

Marko Jacob, Literaturagent bei einer der renommiertesten Literaturagenturen Deutschlands „Eggers & Landwehr“ rät zunächst einmal dazu, einen Erstleser zu finden, dessen oder deren ehrlichem Urteil man vertraut. Denn ein unbefangener Blick auf den Text kann helfen, beispielsweise sprachliche Ungenauigkeiten und inhaltliche Schwachstellen aufzudecken.    Wichtig hierbei: Mama und Papa finden meistens alles gut, deine Freundin findet vielleicht das Buch furchtbar, aber dich nicht – und sagt deshalb lieber nichts. Also: Lass dein Buch von einem Menschen gegenlesen, von dem du im besten Fall annehmen kannst, dass er schonungslos ehrlich ist. Im noch besseren Fall kennt sich dieser Mensch übrigens auch noch ein bisschen mit Satzbau, Grammatik und Rechtschreibung aus.  

Eine weitere Möglichkeit ist, dein Buch Agenturen anzubieten. Das sollte erst geschehen, wenn du zumindest ausgeschlossen hast, dass die Rechtschreibung deines Manuskripts der deines 5-jährigen Bruders verdächtig ähnlich ist. Danach gilt: Nicht jede Agentur vertritt jedes Genre. Nicht jede Agentur will unverlangt Manuskripte zugesandt bekommen. Und am wichtigsten: Nicht jede Agentur ist seriös. „Üblich in Deutschland ist eine Beteiligung von 15 Prozent bei erfolgreicher Vermittlung, eine seriöse Agentur wird keinesfalls eine Vorauszahlung oder ähnliches verlangen. Einen guten Agenten erkennt man aber auch daran, dass er mit Autoren zunächst intensiv an deren Texten arbeitet“, so Jacob.  

Willst du dein Buch lieber direkt einem Verlag (oder mehreren) anbieten, sparst du auch hier Zeit, Papier und Nerven, wenn du dir vorher die Verlage genau ansiehst. Wichtige Fragen, die vorab geklärt werden sollten sind: Passt mein Buch in das Verlagsprogramm? Wer ist der Ansprechpartner für mein Genre? Handelt es sich um einen seriösen Verlag, oder um einen sogenannten „Druckkostenzuschussverlag“ (die in den meisten Fällen weniger an deinem Buch, als an deinem Geld interessiert sind)?  

„Angesichts der unzähligen Manuskripte, die Woche für Woche auf dem Schreibtisch eines Lektors landen, kann man sich den eigenen Text wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen vorstellen. Deshalb würde ich dazu raten, beim Verlag anzurufen bevor man sein Manuskript dorthin schickt und dabei möglichst so überzeugend sein, dass der Lektor mehr lesen will und um Zusendung eines Exposés und einer Leseprobe bittet“, rät Marko Jacob, der selbst mehrere Jahre als Lektor in einem großen Publikumsverlag gearbeitet hat und fügt hinzu: „Der Text sollte dann natürlich auch halten, was man vorher am Telefon versprochen hat.“  

Wenn du diese Fragen geklärt hast, dein Manuskript samt Exposé und einer Menge großer Hoffnungen verschickt hast, dann folgt die Königsdisziplin auf dem langen Weg der Thronbesteigung des Buchmarktes: Geduld und das dazugehörige Durchhaltevermögen. Manchmal kann es sehr lange dauern, bis eine Antwort kommt und manchmal bekommst du auch einfach überhaupt keine Antwort. An diesem Punkt sind wir nun bei dem Schluss der Geschichte angelangt. Und den schreibst leider nicht du, sondern das bisschen Glück, ein Verlag, der sich begeistern lässt (oder eben nicht) und die Vorarbeit (s.o), die du im besten Fall gründlich gemacht hast.  

Kathrin Weßling, 25, weiß, was Geduldigsein bedeutet. Und dass es sich auszahlt.  Mittlerweile hat sie nicht nur einen Literaturagenten, sondern auch einen Buchvertrag.  
Fünf Tipps für das erste eigene Buch:

1. Lass dein Manuskript gegenlesen. Das sollte im besten Fall jemand übernehmen, der dir eine unabhängige Beurteilung geben kann. 

2. Informiere dich vorab über die Verlage, die für dich in Frage kommen. Ein Verlag, der sich auf Belletristik spezialisiert hat, wird mit deinem Buch über die Wirkkraft von Heilessenzen wenig anfangen können. Hier gilt: Suche dir die Verlage, die wirklich zu deinem Thema, deinem Genre und deinem Buch passen. Meistens findest du auf den entsprechenden Internetseiten der Verlage auch Ansprechpartner, die du vorab kontaktieren und denen du deine Fragen diesbezüglich stellen kannst. 

3. Ein seriöser Verlag verlangt keinen Vorschuss von dir. Sei vorsichtig bei sogenannten „Druckkostenzuschussverlagen“, die in den meisten Fällen unseriös arbeiten. Ausnahmen gibt es auch hier, jedoch ist es immer ratsamer, sich an Verlage zu halten, die keine Form der Vorauszahlung von dir verlangen. 

4. Wenn du dich von einer Agentur vertreten lassen möchtest, so gelten hier die gleichen Regeln wie bei der Verlagssuche. Auch Agenturen vertreten oft nur bestimmte Genres oder Themen. Informiere dich vorher, ob die Agentur unverlangt zugesandte Manuskripte annimmt und zu welchen Konditionen sie ihre Autoren vertritt. 

5. Hab Geduld. Es kann manchmal viele Anläufe und manchmal sogar Jahre dauern, bis der richtige Verlag gefunden und der erste Vertrag unterschrieben ist. Das ist ganz normal und eine Sache, auf die du dich einstellen solltest. „Schnell“ ist ein Wort, das du lieber aus deinem Wortschatz streichst, wenn es darum geht, ein erfolgreicher Autor zu werden.

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