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Was tun bei einem Auffahrunfall?

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Es reicht im Prinzip eine Sekunde, in der man nicht richtig auf die Straße schaut sondern sich von irgendetwas ablenken lässt und zack ist man dem Vordermann von hinten ins Auto gefahren. Genauso ging es mir auch, dummerweise nicht mal mit meinem eigenen Auto. Ich war in der Innenstadt in einer 50er-Zone unterwegs, und habe in einem Schaufenster eine traumhafte Jacke entdeckt. Die Ampel vor mir war grün, aber auf einmal haben alle Autos eine Vollbremsung eingelegt – was ich leider zu spät gemerkt habe. Mit meinem ganzen Gewicht habe ich mich in die Bremsen geschmissen, aber ich konnte nur noch zusehen, wie mein Auto mit 40 km/h in den stehenden Punto vor mir donnerte. Außer einem mittel bis sehr großen Blechschaden ist zum Glück nichts passiert. Ich selbst war unheimlich geschockt, und musste mich zum ersten Mal in meinem Leben um eine Unfallabwicklung kümmern. 

Nur was sollte man bei einem Auffahrunfall alles tun?  

Das Wichtigste überhaupt ist, erst einmal sicher zu gehen, dass niemandem etwas passiert ist. Damit stellt sich aber schon die erste Schwierigkeit: Je nachdem, wo der Unfall passiert ist, muss man sehr vorsichtig sein, wenn man das Auto verlässt – vor allem auf der Autobahn gilt: Niemals zum fließenden Verkehr hin aussteigen sondern nach Möglichkeit nur zur verkehrsberuhigten Seite hin. Für die Abwicklung über die Versicherung ist es immer von Vorteil, von der Unfallsituation selbst ein paar Fotos zu machen, also zu dokumentieren, wie die Autos stehen, wie weit der Gehweg entfernt ist, etc. Dann sollte man natürlich die beteiligten Autos so schnell wie möglich vom Unfallort zu einem sicheren Platz zu bringen – das kann ein Parkplatz sein, eine Seitenstraße oder manchmal reicht auch allein schon der Fahrbahnrand. „Wichtig ist, dass man dafür sorgt, dass es nicht noch mehr Auffahrunfälle gibt“, sagt Dr. Markus Schäpe, Leiter der Abteilung Verkehrsrecht beim ADAC. „Zuerst die Warnblinkanlage einschalten, dann die Warnweste anziehen und in passender Entfernung das Warndreieck aufstellen. Und dann muss man sich nach Zeugen umsehen, vielleicht hat ja jemand den Unfall genau beobachtet. Wenn man erst zehn Minuten später nach Zeugen sucht, ist das zu spät, da findet man keine mehr.“  

Als nächstes folgt dann das Gespräch mit dem anderen Fahrzeughalter. „Prinzipiell gilt: Wenn’s hinten kracht, gibt’s vorne Geld“, erklärt Klaus Reindl vom ADAC. „Aber es kommt natürlich immer auf die Situation an. Wichtig ist, dass man alle Daten für die Versicherung aufnimmt. Dazu gehören Fotos von der Unfallstelle und den Fahrzeugen, die Berichte und Kontaktdaten von Zeugen, und natürlich alle anderen Daten wie Anschrift, Versicherung und so was. Ideal ist, wenn man einen Unfallberichtsbogen dabei hat, den man ausfüllen kann. Da werden alle relevanten Punkte abgefragt, aber – und das ist wichtig – es ist keine Schuldanerkennung, sondern wirklich nur für die Versicherungen gedacht.“ Nur was ist eigentlich mit der Polizei? Muss man bei einem Auffahrunfall die Freunde und Helfer in grün dazu rufen? „Bei einem Auffahrunfall muss man die Polizei nicht benachrichtigen“, erklärt Markus Schäpe. „Schließlich ist es nicht Aufgabe der Polizei, Beweise zu sichern. Die Polizei kümmert sich nur um Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Bei Personenschäden muss man sie verständigen, aber ansonsten bekommt man im schlimmsten Fall einfach nur einen Strafzettel oben drauf. Sinn macht es dann, wenn beispielsweise das andere Auto nicht aus der EU kommt, dann kann es schnell zu Verständigungsschwierigkeiten kommen, bei denen die Polizei weiterhilft.“  

Wenn dann alle Daten ausgetauscht sind und alles mit dem anderen Fahrer geklärt wurde, führt der nächste Schritt in die Werkstatt. Dort wird entweder ein Kostenvoranschlag oder ein Gutachten erstellt. Alle folgenden Schritte, wie Schadensabwicklung und Reparaturkostenübernahme, werden ab diesem Punkt normalerweise von der Versicherung übernommen.  

Ein kleiner Trost für den Unfallverursacher: Ein Auffahrunfall kann immer mal passieren, auf den deutschen Straßen scheppert es allein über 400mal am Tag. So wenig es einen in den ersten Schocksekunden auch trösten mag: Das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert ist. Blech kann man ersetzen.    


Julia Siedelhofer, 24 Jahre alt, ist wegen einer Jacke im Schaufenster einem anderen Auto hinten aufgefahren. Beim eigenen Auto war der Motor soweit eingedrückt, dass es ein Totalschaden war, beim vorderen Auto hat sich lediglich die Stoßstange verzogen. Die Jacke hat sie übrigens nicht gekauft.


Fünf Tipps bei einem Auffahrunfall:

1. Unfallstelle sichern. Am besten in folgender Reihenfolge: Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und dann in entsprechender Entfernung das Warndreieck aufstellen. Falls die Autos noch fahrtüchtig sind, sollten sie schnell aus dem fließenden Verkehr an den Rand oder auf einen Parkplatz gebracht werden, um keine Dritten zu gefährden.

2. Polizei? Die Polizei sollte man nur bei hohem Sachschaden, Personenschaden, Fahrerflucht oder mangelnder Verständigung rufen. Ansonsten riskiert man nur ein polizeiliches Verwarnungsgeld. Wichtig: Die Polizei ist nicht für die Beweissicherung sondern nur für die Feststellung einer Straftat oder einer Ordnungswidrigkeit zuständig.

3. Eigene Beweissicherung. Auf jeden Fall sollte man die Unfallstelle und die Unfallfahrzeuge sehr genau fotografieren, am besten aus mehreren Richtungen. Falls es Zeugen gibt, die den Unfall beobachtet haben, deren Aussage festhalten und auch deren Kontaktdaten notieren.

4. Unfallbericht erstellen. Das geschieht vor Ort zusammen mit dem anderen Unfallbeteiligten. Ideal ist es, wenn man einen Unfallberichtsbogen dabei hat – dort werden alle relevanten Informationen zu den Beteiligten und dem Unfallhergang abgefragt.

5. Ruhe bewahren. So lange es nur ein Sachschaden ist, kann alles wieder repariert werden. Und – versprochen – in ein paar Monaten kann man vielleicht sogar schon wieder drüber lachen.

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