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Welche Möglichkeiten gibt es, sich in einer WG die Haushaltskosten fair zu teilen?

Foto: onemorenametoremember / photocase.de

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Als Ulrich den Kugelschreiber zückte und ein großes U auf seine Milchtüte malte, spürte ich, dass ich mir das WG-Leben irgendwie anders vorgestellt hatte. Ich war 19 und gerade in meine erste Wohngemeinschaft mit besagtem Ulrich, einem meist abwesenden Hauptmieter und zwei italienischen Erasmus-Studentinnen gezogen. Ulrich reagierte mit dem U darauf, dass ich ebenfalls frische 1,5%-Milch beim selben Discounter gekauft hatte. „Das ist doch besser, dann verwechseln wir unsere Milch nicht“, sagte er. Ich bin mir noch heute sicher, dass Ulrich sich nicht sorgte, dass er versehentlich einen Schuss meiner Milch in seinen Filterkaffee kippen könnte, sondern dass ich umgekehrt nicht in die Versuchung kommen sollte, mir etwas von seiner zu stibitzen.

Wer in eine WG zieht, muss es ertragen, dass sich der Mitbewohner mal ein Schälchen vom eigenen Müsli macht. Und bei vielen Dingen ist es auch sinnvoll, sie gemeinsam einzukaufen: Fünf verschiedene Allzweckreiniger, Klopapiervorräte und Gewürzsammlungen verstopfen Bad und Küche.

Alles kollektiv einzukaufen und dann die Kosten gleichmäßig zu teilen, wie es die WG meiner kleinen Schwester macht, könnte ich mir aber nur schwer vorstellen. Immer gemeinsam zum Supermarkt zu gehen oder alle Kassenzettel aufzubewahren und einmal im Monat abzurechnen, dabei aber das Shampoo wieder abzuziehen, das man schnell noch mitgenommen hat, erfordert viel Zeit und Koordination.

Von einer Haushaltskasse rät auch WG-Mediator Ludger Büter vom Kölner Studentenwerk ab. Er vermittelt bei Konflikten in Studentenwohnheimen und weiß aus Erfahrung, dass es oft zu Streit über die gemeinsamen Ausgaben kommt: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand benachteiligt fühlt.“ Etwa, weil einer öfter in der Mensa oder unterwegs isst als die anderen. Oder häufiger Besuch hat. Oder viel verreist.

Ludger Büter empfiehlt, jedem Mitbewohner möglichst viel Entscheidungsfreiheit zu lassen. Also doch alles getrennt kaufen? Was alle brauchen und auch in etwa gleichem Maße verbrauchen, kann man meiner Erfahrung nach dennoch gut gemeinsam anschaffen. Man muss nur herausfinden, was das in der jeweiligen WG ist. Und dann darf rotiert werden: Dieses Mal kaufe ich das Spülmittel, nächstes Mal du. Das erspart die komplizierte Rumrechnerei.

Um die WG-Finanzen entspannt zu regeln, ist das Allerwichtigste aber Gelassenheit und Selbstreflexion: Bevor man seinen Mitbewohner beschimpft, dass er beim Kochen immer eine gefühlte halbe Flasche vom teuren Bio-Extra-vergine-Olivenöl verbraucht, sollte man den eigenen Waschpulver- und Weichspülerverbrauch überschlagen. Setzt man vielleicht doch öfter als er eine Maschine auf? Und wenn man ehrlich ist, lässt man ja auch häufiger das Licht an.  

Die Antwort von Juliane Frisse, 24 Jahre: Sie teilt Haushaltskosten gerne nach dem Rotationsprinzip.

Fünf Tipps, die Finanzen in einer WG befriedigender zu regeln:

  • Großzügig sein! Etwa 99 von 100 WG-Bewohnern glauben, sie würden am meisten in die WG investieren. Weil das nicht stimmen kann, ist es dem WG-Frieden sehr förderlich, sich spendabel zu fühlen, dann passt meist alles.
  • Bei gemeinsamen Ausgaben Kompromisse machen. Ist es wirklich so entscheidend, ob das Klopapier in der vierlagigen oder der Recycling-Variante bereit steht? Das Wichtigste ist doch, dass rechtzeitig jemand Nachschub besorgt.
  • Man kann auch ein WG-Konto anlegen, auf das jeder einen bestimmten Betrag einzahlt. Wer neue Staubsaugerbeutel kaufen geht, zückt einfach die EC-Karte. Das erspart mühsames Abrechnen.
  • Wenn man auch nur den leisen Verdacht hat, zum Beispiel mehr Kaffee als die anderen Kommunarden zu konsumieren, darf man gerne auch einmal öfter den Filtertütenvorrat auffüllen.
  • Viele WGs schwören auf ein Kassenbuch, in das jeder unter seinem Namen die Ausgaben für die Gemeinschaft einträgt. Sobald ein eklatantes Ungleichgewicht eintritt, wird abgerechnet.

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