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Wie organisiere ich meinen Umzug am besten?

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Der erste Umzug, bei dem ich mitgeholfen habe, war mein eigener. Raus aus dem Jugendzimmer im Bauernhaus rein in eine Einzimmerwohnung in Berlin. Ich hatte so wenig Zeug, dass für den kompletten Umzug der Sprinter eines Bekannten reichte und zum Schleppen meine Familie. So einfach war es nie wieder, denn in den nächsten Jahren zog ich immer öfter um und hatte jedes Mal: Mehr Zeug. Ein Umzug wäre fast ins Wasser gefallen, weil ich mit dem Packen nicht fertig wurde. Ich hatte mir vorgenommen, ordentlich auszumisten. Doch ich hatte die Macht der Erinnerungen unterschätzt: Immer wieder blieb ich an einem Foto hängen, einem Brief, oder alten Musikkassetten. Am Vortag des Umzug schlug ich endlich Alarm. Zwei Freunde kamen spontan zu Hilfe und es wurde ein überraschend schöner Abend: Wir bestellten Essen, tranken Wein, schwelgten in Erinnerungen und packten alles ein. Seitdem wird dieser gemeinsame Abend von vornherein eingeplant und mit Freude erwartet.

Ein anderes Mal ereilte mich die Katastrophe bei der Autovermietung. Ein guter Freund sollte den Wagen fahren, hatte aber vor kurzem seinen Führerschein verloren und nur einen vorläufigen dabei. Auf diesem stand aber nicht das Datum der bestandenen Prüfung. Die meisten Autovermietungen verlangen als Fahrer jemanden, der mindestens drei Jahre Fahrpraxis nachweisen kann. Es gibt also schon vor dem Umzug etliche Dinge, die bedacht und organisiert werden müssen. Das Kistenschleppen ist nur ein ganz kleiner Teil. Trotzdem macht der mir immer am meisten Sorgen. Oft setzt im Freundeskreis eine spontane Ortsflucht ein, wenn man einen Umzug ankündigt.

Mir ist es einmal beim Umzug in eine neue Stadt passiert, dass wir nur zu viert gewesen wären, um meinen gesamten Hausstand in den fünften Stock eines Hinterhauses zu befördern. Zum Glück haben die Freunde mir klar gemacht, dass ich um ein paar bezahlte Umzugshelfer nicht herumkomme - alleine hätten wir das nie geschafft! Mittlerweile kümmere ich mich um eine Mischung aus Freunden und bezahlten Helfern. Das hält die Sorgen klein und keiner muss sich kaputt schleppen. Und wir werden ja auch nicht jünger! Irgendwo ziept es immer. Bei meinem letzten Umzug schaute mich eine Freundin zum Beispiel genervt an und sagte, die Kisten mit Bücher zu beschriften sei ganz schön demoralisierend, da hätte ich auch gleich Gesteinsproben draufschreiben können. Für das nächste Mal habe ich mir vorgenommen, nur noch die wichtigsten Kisten mit einer 1! zu versehen - mit dem Bücherauspacken kann man sich ja wirklich ein bisschen Zeit lassen. Auf die anderen Kisten schreibe ich einfach Dinge wie Träume, Federn und Konfetti.

Mit jedem Umzug bin ich besser organisiert. Die Leute bekommen Kaffee und Wasser und am Ende auch ein Essen. Es sitzt sich gemütlich zwischen Kisten, und das Flaschenbier schmeckt nach gemeinsamer Schufterei umso besser. Proportional zur Anzahl der Umzüge ist auch meine Gelassenheit angestiegen.

Anne Köhler, 33, hat ihre angelernte Gelassenheit nur ein einziges Mal wieder verloren, als das Umzugsauto wegen eines Marathons abgeschleppt worden war und die Polizei leider nicht mehr wusste, wohin genau sie es umgesetzt hatten.
Fünf Tipps fürs Umziehen: 

1. Spontan-Umzüge sind nur was für Leute, deren Zeug in ein Privatauto passt. Bei einem Mietwagen ist man besser früh dran. Einige Autovermietungen bieten Sonderkonditionen an, wenn man den Wagen für 24 oder 48 Stunden nimmt und frühzeitig bestellt. Als Student hat man eventuell Glück und die Uni verleiht günstig einen Transporter. Da rund um den Umzug so viel zu erledigen ist, kann es nicht schaden, sich die Auto-Sorge vom Hals zu schaffen und jemanden im Freundeskreis zu bitten, sich um das Abholen und Zurückbringen des Umzugsautos zu kümmern. Meist muss man dafür für mindestens drei Jahre im Besitz eines Führerscheins sein und eine Kaution hinterlegen.

2. Möglichst früh die Freunde mobilisieren. Und zwar nicht eine Rundmail schreiben und hoffen, dass schon alle kommen werden. Nein, besser alle persönlich anrufen, das ist netter und verbindlicher. Und wenn die Zeit zum Packen knapp ist, ruhig auch da schon um Hilfe bitten! Mit einem Abendessen und einer guten Flasche Wein kann so ein Packabend ganz gesellig sein. Wenn man nicht genug Leute zusammenbekommt, fragt man am besten beim Studentenwerk nach. Nicht wenige verdienen sich auf diese Weise gerne was dazu. 

3. Am besten wirklich ALLES in Kartons verpacken, die leicht genug sind, dass man sie auch ein paar Treppen rauftragen kann, ohne zusammenzubrechen. Bananenkisten sind prima nicht zu groß und gut stapelbar - und oft bekommt man sie umsonst beim Gemüsemann. Gut ist, ein paar leere Kartons übrig zu haben aus irgendwelchen verborgenen Winkeln tauchen fast immer noch vergessene Artefakte auf. Und Gaffa-Tape darf eigentlich nie fehlen. Sei es, um Regalbretter zusammenzukleben, oder Matratzen, oder um irgendwas zu fixieren.

4. Große Pflanzen locker und großzügig mit Klarsichtfolie umwickeln das bewahrt sie vor dem Schlimmsten. 

5. Es gibt - vor allem, je älter man wird - immer jemanden im Freundeskreis, der nicht schwer tragen kann. Für solche gibt es trotzdem genug zum Helfen: z.B. die Kisten in der Wohnung verteilen, Reste einpacken, oder auch das Umzugsessen kochen/besorgen ...

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