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„Er berührt meine Narben und Stümpfe“

Foto: Susann Städter/photocase.de

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Die meisten Paare kennen vor allem die klassischen Formen des Körperkontakts: Sie genießen Kuscheln, Streicheln, Reiben, Küssen und Sex miteinander. Ihre Berührungen sind schließlich hauptsächlich dazu da, bestimmte Gefühle zu vermitteln oder die Paarung voran zu treiben. Menschen mit Behinderung allerdings teilen oft ganz andere Berührungen mit ihrem Partner. Schließlich ist vieles aufgrund ihrer körperlichen, manchmal auch geistigen Einschränkungen, nicht so einfach möglich – oft sind Betroffene auf die körperliche Hilfe anderer angewiesen. Das muss aber nicht immer belastend sein – es fühlt sich offenbar auch verdammt schön an, dass da jemand ist, der einem mit seinem eigenen Körper helfen will.

Genau das wollte Imani Barbarin, eine in Paris lebende Autorin, die selbst unter Bewegungsstörungen leidet, nun öffentlich thematisieren. Sie setzt sich seit Jahren für Menschen mit Behinderung ein, etablierte unter anderem den Hashtag #DisTheOscars. Damit wollte sie darauf hinweisen, dass Menschen mit Behinderung in der Filmbranche radikal unterrepräsentiert sind und meist falsch dargestellt werden.

In einem Tweet forderte sie vor einigen Tagen Menschen mit Behinderung dazu auf, ihr folgende Frage zu beantworten: „Über welche Körperlichkeiten – die anders sind als die, mit denen Menschen ohne Behinderung Liebe zeigen – gibt dir dein Partner das Gefühl, geliebt zu werden?“

Damit thematisiert sie offenbar etwas, zu dem viele Menschen eine Geschichte haben. Unter ihrem Tweet findet man inzwischen rund 500 Antworten.

Darin beschreiben einige, dass ihr Partner ihnen durch Berührungen beibringt, sich selbst besser zu akzeptieren. Eine Nutzerin schreibt so: „Er berührt meine Narben und Stümpfe. Ich zuckte früher davor zurück. Aber so wusste ich, dass er mich liebt.“

Viele andere beschreiben, wie ihre Partner ihnen das Leben mit Behinderung erleichtern. Wie sie beispielsweise an der Hand geführt worden seien, nachdem sie erblindet waren. Oder wie er bestimmte Tanzschritte erfunden habe, um seine Partnerin wieder tanzen zu lassen.

Viele schreiben außerdem, dass sie genießen, wie ihre Partner sie mit ihren Händen unterstützen. Also zum Beispiel an den Rücken greifen und sie leicht stützen, wenn sie aufstehen wollen oder einen Berg hinauflaufen müssen.

Andere sind dankbar dafür, dass ihr Partner auch bei alltäglich notwendigen Verrichtungen hilft: beim Baden und dem Toilettengang, beim Zubettgehen und beim Anziehen, beim Essen und beim Trinken.

Einige Frauen loben ihren Partner auch dafür, dass er beim Sex Verständnis dafür habe, dass man mit ihnen vorsichtiger umgehen müsse als mit anderen Frauen. Sie könnten nur in bestimmten Positionen Sex haben – und das nicht allzu häufig.

Viele Nutzer kommentieren aber auch, dass sie selbst noch keinen solchen Partner gefunden hätten. Bisher wäre ihnen noch niemand begegnet, der mit ihrer Behinderung hätte umgehen können. Allerdings, und so geht es auch Fragestellerin Imani Barbarin, gäben ihnen die Antworten der anderen zumindest eines zurück: Hoffnung.

lath

Und natürlich haben auch Menschen mit Behinderung Sex:

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