Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Jungs, kennt ihr auch schon die besten Vornamen für euren Nachwuchs?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Mädchenfrage:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Säße ich an einem grauen Nachmittag in einem mit anderen jungen, mir unbekannten Damen vollbesetzten Zugabteil und hätte ich das Bedürfnis, das nun doch schon etwas länger andauernde lähmende Schweigen zu durchbrechen und eine ordentliche Plauderstimmung in Gang zu bringen, ich wüsste durchaus, was ich sagen müsste. Und zwar diesen Satz: „Ich habe mittlerweile schon zwölf Namen – inklusive Zweit- und Drittnamen - für meine ungeborenen und nicht fest in den Lebensentwurf eingeplanten zukünftigen Kinder, wobei ich ja Jungs-Namen ganz generell viel einfach finde, als Mädchennamen…“ Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass in diesem Abteil binnen kürzester Zeit eine ausgesprochen lebhafte Stimmung herrschen würde und sich alle über die Vor- und Nachteile von konservativen, altertümlichen, modischen, exotischen und speziellen Namen austauschen würde. Ganz abgesehen von meiner gezielt provokant eingeworfenen (und in Damenkreisen eher unpopulären) These von den einfacheren Jungs-Namen. Warum dieses Thema in Damengruppen so intensiv diskutiert wird, das wiederum weiß ich allerdings nicht. Vielleicht liegt dieses Thema ja in unseren ollen, fortpflanzungsversessenen Genen, vielleicht auch an der Tatsache, dass wir als Kinder so viele Kuscheltiere besaßen, die alle einzeln getauft werden mussten. Auf jeden Fall kenne ich kein Mädchen, das nicht schon mindestens eine ausführliche Liste mit potentiellen Kindernamen kompiliert hätte. Nur für den Fall der Fälle. Und auch eher im ganz Privaten, man will ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen… Existieren in euren Privat-Ablagen auch solche Namenslisten? Immerhin könnte es ja durchaus auch sein, dass ihr sehr dringend einen aus dem Hut zaubern müsst, wenn die Urlaubsliebe von neulich anruft und euch mitteilt, dass sie gerade mit Presswehen im Kreißsaal von Llorett del Mar liegt und von euch wissen möchte, welchen schönen Namen sie dem in wenigen Minuten das Licht der Welt erblickenden Knaben geben soll. Nur mal so, als Vorstellung.. Habt ihr euren ungeborenen Kindern schon Namen gegeben? Oder liegt diese Gedankenspielerei vollkommen außerhalb eurer eher beschränkten Vorstellungskraft? Auf der nächsten Seite kannst du die Jungs-Antwort lesen.


Die Jungsantwort:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Moment mal, von wegen hier beschränkt. Nur weil ihr einen nicht unerheblichen Teil eures Frauenlebens mit dem Konjunktiv verschmust und – für alle Fälle – seit der Einschulung die Abläufe eurer Hochzeit, die Einrichtung eurer Traumvilla und die Taufung sämtlicher ungeborener Kinder durchdekliniert bzw. bei Bedarf mit anderen Frauen teilt, ist das noch keine sinnvolle Beschäftigung. Wir denken über Brückenbau und Auspuffkrümmer nach, ihr ob Gretel-Marie oder Ann-Oskar-Lilly gute Namen sind, oder ob eure Zukunftskinder damit vielleicht in ihren Zukunftsgrundschulen gehänselt werden. Denn das ist doch eines von zwei Argumenten, die euch von den goldigen Namen in stundenlangen Debatten wieder abbringen. Das andere Argument ist, wenn eine eurer besten zehn Freundinnen schon eine Lina kennt, welche leider total dick&doof ist und an die sie dann immer denken müssten. Seid ehrlich, so und nicht anders laufen doch eure ewigen Namenspalaver ab. Eine sagt einen Namen, den sie seit Jahren nah am Herzen trägt und die anderen machen dazu Quetschgeräusche und gestehen, dass ihre Mitbewohnerin so hieß oder der ihr Pflegepferd und dann ist der Name gestorben, was aber nichts macht, denn jetzt könnt ihr euch endlich wieder neu in eure heimliche Listenarbeit stürzen. Mädchen, ehrlich, ihr seid bisweilen total beknackt. Theoretisch möglich ist es schon, dass sich auch werdende Väter untereinander über die Namen ihrer ankommenden Kinder unterhalten, aber sie kennen eigentlich auch in solchen Extremsituationen noch erquicklichere Themen. Warum fesselt euch das so? Wenn man euch dabei beobachtet, wie ihr die zukünftigen Stammbäume durchhechelt, beschleicht einen doch der Eindruck, dass ihr da wieder nur Puppen anzieht und die Namen vor allem zur habitat-Sofagarnitur in der Traumvilla passen sollen. Ein Kindername muss, um euch zu gefallen, auf jeden Fall ethnographisch originelle Wurzeln haben, sollte wenn möglich einzigartig sein, leicht altmodisch, dennoch elegant aber auch ein klein wenig lustig klingen und dazu einen Schuß Frauenpower bzw. männliche Sinnlichkeit lautmalen und bloß keine Trend oder gar Popstar zugehörig erscheinen. Und weil ihr euch nicht entscheiden könnt, muss es mindestens ein Doppelnamen sein und weil der auch nicht reicht, müssen es auch mindestens drei Kinder und ein Hund sein später, damit ihre euren nominalen Überdruck loswerdet. Männer können diesen ganz Kriterien bisweilen schon auch etwas abgewinnen – oder lenken eben nach zweistündigen Abgewinnungsversuchen ein. Sollten sie wirklich mal eigenständige Vorlieben äußern dürfen, gehen sie folgendermaßen vor: Wie heißt mein Vater? Wie heiße ich? Warum heißt das Kind nicht wie ich oder mein Vater oder mein Opa? Das war bei uns in der Familie immer schon so und der Name ist noch pfenniggut, kaum getragen. Falls diese Methode wegen akuter Herbertisierung der Familie ausgeschlossen ist, suchen Männer nach Namen die sich leicht merken, gut einem ablegenden Boot hinterherbrüllen und einfach verstauen und putzen lassen: Tom, Tim, Jan, Sven und so was kommt dabei raus. Gelegentlich mag sich auch einer von Größen des Rock’n’Roll oder aus der Ralleyfahrer-Ecke inspirieren lassen (also Frank von Frank Zappa und Walter von Walter Röhrl), damit ist der Originalität aber auch Genüge getan. Das Kind heißt wie es eben heißt, basta. Kunststück, sagt ihr jetzt, die Väter stehen ja auch viel seltener an Spielplatz & Kinderkrippe und müssen diese ollen Vornamen rufen und sich dabei schämen. Ja, stimmt, das trifft dann doch wieder euch, bzw. euch trifft es und uns ist es da eher egal. Aber ja, in einer Lebensphase, in der ihr vollgekleckerte Klamotten und wegen Kindergrabschgefahr keine Ketten tragen dürft, sowie hässliche Autos fahren müsst, ist so ein klitzekleines Statussymbol am Sandkasten in Form eines todschicken Namens wirklich ein verständlicher Wunsch. Deswegen finde ich, dass meine Tochter einmal Prada heißen sollte. Meinetwegen auch Prada-Marie. Aber wenn ich das sage, regen sich alle weiblichen Anrainer auch wieder auf. Tss. max-scharnigg

  • teilen
  • schließen