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Jungs, warum kocht ihr, aber backt nicht?
Die Mädchenfrage:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Unter euch, liebe Jungs, wird das Kochen anscheinend viel mehr als Kunst verstanden als in der Damenwelt. Ja, wir finden mitunter auch, dass kochen eine Kunst ist, aber bei uns besteht sie darin, dass das Gericht am Ende herrlich schmeckt. Bei euch allerdings fängt es schon mit dem Kartoffelschälen und dem Möhrchenschneiden an. Der gesamte Prozess ähnelt einer Choreographie, ihr umgebt euch mit einem kunstvollen Bauwerk aus Gewürzdosen sowie Löffeln und Messern unterschiedlicher Größen, eure Handgriffe scheinen teils von Fernsehköchen, teils von besonders eleganten Hütchenspielern abgeschaut. Ihr steht lässig vorm Herd, rührt in mehreren Töpfen, schabt in mehreren Pfannen und streut mit möglichst geschmeidigen Bewegungen ein wenig Gewürz hier, etwas Saucenbinder dort hinein. Ihr beweist Experimentierfreude, schmeckt immer wieder ab und macht ein nachdenkliches Gesicht, wenn ihr euer Werk auf eurer Zunge umherrollt, um herauszufinden, welche Note noch fehlt. Ihr lasst es so aussehen, als sei das Abgießen der Nudeln oder das Ablöschen mit Wein nur in genau der Sekunde möglich, in der ihr es tut – in jedem anderen Moment würde es das Essen völlig ruinieren. Am Ende serviert ihr mit der Mine eines Mannes, der gerade als erster über die Zielgerade läuft und nehmt ein Lob der Vorzüglichkeit eures Mahls weniger bescheiden als vielmehr gönnerhaft entgegen.
Das gestehen wir euch gerne zu, denn wenn einer von euch kochen kann, dann kann er es meistens auch wirklich gut. Allerdings beginnt eure Affinität zur Küchenkunst nicht nur mit dem Kochen, sie endet auch damit. Denn an das zweite große Gebiet, das sie umfasst, wagt ihr euch viel seltener heran: das Backen. Mit einer Teigrolle und einem Pullover voller Mehl sieht man euch viel seltener als mit einem Kochlöffel und Fettspritzern auf dem Hemd. Eigentlich sogar fast nie. Bei uns ist es nichts Ungewöhnliches, dass eine, die gerne kocht, auch gerne backt, aber bei euch scheint das die große Ausnahme zu sein. Was gefällt euch am Backen nicht?
Hat es zu wenig Chefkoch-Qualitäten? Glaubt ihr etwa, es sei zu anspruchslos für euch? Oder mögt ihr einfach nicht so gern Süßes? Erklärt doch mal, wieso ihr zwar die Festtagsgans stopft, aber keine Elisenlebkuchen backt?
Die Jungsantwort:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Prolog
Ich kann weder kochen noch backen. Deshalb ist meine Antwort eher eine beobachtende als eine erlebte. Denn von den Kochfreunden, die ich habe, weiß ich etwa das hier.
Antwort
Das Fernsehen ist schuld! Hast du im Fernsehen je einen Promi-Bäcker gesehen? Keks-Bäcker ist eher eine Berufsbezeichnung, hinter die das TV ein "sucht Frau" hängt. In jedem Fall bekommt ein Teig-Spezialist keine Vespa unter den Hintern geklemmt oder gar eine eigene TV-Sendung.
Erst wenn das sich ändert, ändert sich auch das männliche Verhalten zum Backen.
Als jahreszeitlich gebundene Weihnachtstätigkeit bietet es zudem nicht genügend Nerd-Potenzial. Man kann dafür keine Fachmagazine drucken oder der Werkstatt entlehnte Instrumente verkaufen. Backen ist wie Picknick, eine Beschäftigung, die zu kurz ausgeübt werden kann, als dass sich der männliche Experten-Aufwand lohnen würde. Man kann einfach nur wenige Wochen im Jahr mit dem eigenen Wissen und dessen ausgerollten Ergebnissen angeben. Das ist nicht effektiv genug.
Zudem sind die Ergebnisse auch stets süß. Das liegt vielen Jungs nicht so. Sie können also nicht nur ihre Umwelt, sondern auch sich selbst mit einem guten Keks weniger erfreuen als mit einem saftigen Steak.
Klischee-Antwort
Deshalb muss man es sich vielleicht sehr einfach machen, um eine Antwort zu finden. Vielleicht liegt es schlicht daran, dass noch niemand ein gutes Plätzchen-Rezept mit Fleisch erfunden hat. Wenn es das gibt, werden auch Jungs zu Weihnachtsbäckern.
Christian Berg