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Jungs, wer ist eure Audrey Hepburn?

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Vor Kurzem hat sich Romy Schneiders Todestag zum dreißigsten Mal gejährt. Darum war sie auf einmal wieder sehr präsent in den Medien. Die vielen Fotos und Berichte haben mich daran erinnert, dass sie zu den Filmstars früherer Zeiten gehört, für die viele von uns Mädchen eine Schwäche haben. Oder zumindest mal eine Schwäche-Phase hatten. Romy Schneider reiht sich da neben Audrey Hepburn oder Marlene Dietrich ein.

Natürlich waren das drei sehr unterschiedliche Frauen. Aber sie alle vereint etwas, dem Mädchen, vor allem solche zwischen 15 und 20, gerne verfallen: Eleganz und Nostalgie. In all ihren Darstellungen tragen diese Damen die schönsten Kleider und extravagantesten Sonnenhüte oder Fellmützen, die wir höchstens mal zum Karneval oder zur Mottoparty ausprobieren können. Auf den Fotos sind sie kess (Hepburn), nachdenklich (Schneider) oder verführerisch (Dietrich), und so bleiben sie, ohne dass sich vor unserem geistigen Auge irgendein Boulevard-Bild mit verschmierter Schminke oder zu weit nach oben gerutschtem Rock dazwischendrängt. Eben das macht sie ja zu Ikonen. Wir haben ihre Skandale und Skandälchen nicht miterlebt, wir kennen nur ihr Abbild, und das ist dann meist auch noch schwarz-weiß und sieht darum nach ernsthafter Schönheit aus. Die Filme tun ihr Übriges: Da werden Rollen zementiert, sodass man bei Romy Schneider immer „Kaiserin Elisabeth" oder bei Audrey Hepburn „Holly Golightly" denkt, und mindestens wie eine der beiden, wenn nicht sogar abwechselnd wie beide, möchte fast jedes junge Mädchen mal sein. Geheimnisvolle New Yorkerin oder Kaiserin von Österreich, egal, Hauptsache, man darf sich auch mal so anziehen und so leiden und am besten sogar so ein Knistern in der Stimme haben, auch, wenn das bloß technisch bedingt ist!

Natürlich wissen wir, dass wir da auf etwas hereinfallen. Natürlich wollen wir eigentlich lieber emanzipierte Frauen im 21. Jahrhundert sein als stilisierte Schauspielerinnen im 20. Aber die meisten von uns haben doch schon mal eine Audrey Hepburn-Fotoausstellung besucht oder alle Sissi-Filme gesehen oder uns Marlene Dietrich in „Der Blaue Engel" als Kostümvorbild genommen. Für Eleganz uns Nostalgie sind wir wie gesagt manchmal doch sehr anfällig.

Die Frage ist: Gibt es dazu ein Jungs-Pendant? Einen männlichen Filmstar alter Zeit, der genauso sehr ikonisiert wurde und dem viele Jungs irgendwann mal verfallen? Einen, dessen Filmrollen euch fasziniert haben? Den ihr manchmal googelt, um dann sofort hundert schwarz-weiß-Bilder zu finden, auf denen er gut angezogen ist und ein perfektes Gesicht macht? Jungs, wer ist eure Audrey Hepburn?

Auf der nächsten Seite: die Jungsantwort von fabian-fuchs


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Die Jungsantwort:

  Dazu möchte ich zunächst anmerken, dass Audrey Hepburn auch durchaus von uns super gefunden wird. Vielleicht mit einem etwas anderen Zugang, aber trotzdem mit dem gleichen Ergebnis: Als ewige Benchmark, was Mädchen-Mädchen angeht (Ja, auch wenn sie als Holly grausam zu Katzen ist). Was männliche role models aus der cineastischen Vergangenheit betrifft, so teilen sie ein bisschen das gleiche Problem wie ihre Kollegen in der cineastischen Gegenwart – wir suchen jetzt nicht krampfhaft nach Hollywood-Heroen für die vordere Herzklappe, das liegt uns nicht so.

Nicht weil wir keine unerreichbaren Vorbilder bräuchten, aber wir streuen da weiter. Für den einen ist es eben Onkel Udo mit den tollen Muckis, für den anderen irgendeine Fußballfrettel, der dritte hattte Ozzy Osburne und der vierte ein Jackie-Chan-Poster im Zimmer, aber eher wegen der allgemeinen Kampfkraft und splitternden Knochen und nicht weil er unbedingt genau so ein Mann sein wollte. Dieses Reizvolle an den Romy Schneiders und Audrey Hepburns ist ja das Gesamtpaket, das sie darstellen und das über einzelne Rollen in den Filmen hinausgeht. Das nun ist bei männlichen Hauptdarstellern noch mal seltener, also etwa ein Lebensgefühl Jude Law, derlei habe ich noch nie gehört. Der einzige, der mir sofort dazu einfällt ist Steve McQueen. Den bekommt man immer noch und von allen Seiten als lässigsten Hundling aller Zeiten und als mysteriöses Testosteron-Gesamtpaket vorgesetzt, ja eigentlich vergeht keine GQ-Ausgabe in der sein Stil, seine Autos, seine Uhren nicht ausgiebig analysiert werden. Er hat auch einen Vorteil, den zum Beispiel Cary Grant nicht hat – McQueen tauchte nicht im Traummänner-Reigen unserer Mütter auf. Das ist nicht unerheblich, denn die waren es doch zumeist, mit denen wir unsere ersten, prägenden Fernseh-Erlebnisse absolvierten und die uns die ersten großen Schauspieler vorsetzten. Meine Mutter mochte also die alten Doris-Day-Filme, mochte die Rock Hudsons und Cary Grants, aber die kamen mir damals schon vor wie aus einem Museum für lebendige Anzugständer entliehen. Da fand keine Sekunde lang eine Identifikation statt.

Der einzige, der damals auch schon in Richtung Lehrerdiplom in Lebensschule tauglich gewesen wäre, war vielleicht James Bond. Aber da bewunderte man eben die Kunstfigur und nicht so sehr seine real existenten Verkörperer und genau deshalb hatte sich der James-Bond-Reiz in der Pubertät erledigt – es gab einfach zu wenig Lebensabgleich mit dieser Rolle. Natürlich gibt es Schauspieler die wir toll finden und bewundern und von denen wir uns gerne eine Augenbraue oder ein Lächeln abschneiden würden: Robert Redford, Hugh Grant, Edward Norton, Adrien Brody, Ryan Philippe in "Eiskalte Engel", Jon Hamm sowieso und viele andere mehr. Aber das ist kein richtiges, dauerhaftes ins Leben integrieren, die sind keine ewig gesetzten Größen. Wir essen kein Müsli und fragen uns dabei, wie es Adrien Brody tun würde. Mit Audrey, und das ist der Unterschied, kann man solche Spiele aber machen, die steckt überall drin. Mit SteveMcQueen vielleicht auch, wobei, der hat bestimmt nie Müsli gegessen.

fabian-fuchs

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