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Jungs, wie findet ihr Vagina-Rap?

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Die Mädchenfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine Journalisten-Bauernregel besagt, dass man bei drei Manifestationen eines Phänomens innerhalb kurzer Zeit getrost von einem Trend reden kann. Weshalb ich jetzt mal kühn einen neuen Trend ausrufe: Den Vagina-Rap.

Junge Damen rappen sehr eindrucksvoll darüber, welche Tricks und Kniffe ihre Vagina so drauf hat und warum sie deshalb besser ist, als die der anderen Tanten in der näheren und ferneren Umgebung. Das ist dann, je nach Künstlerin, sehr ernst oder sehr lustig. Auf jeden Fall hörenswert*:

Lady – „Pussy“

"Tight pussy, right pussy,

fuck-me-all-night pussy,

make-you-leave-your-wife pussy,

‘cause this-what-ya-like pussy."

Awkwafina – „My Vag“ 

"My Vag effortless

Your vag posts ads on craigslist

My Vag squirts Aloe Vera

Your Vag looks like Tony Danza

My Vag like Taste in Heaven

Your Vag manages 7/11

My Vag speks eight different languages and told

Your Vag to make me a sandwich

My vag won Best Vag

Your vag won Best Supporting Vag"

Brooke Candy – „Das Me“

„A dude could fuck three bitches and they say that he the man

But I get it in with twins, ‘She's a whore,' that's what they sayin'

It's time to take the word back, ‘slut' is now a compliment

A sexy ass female who runnin' shit and confident."

Iggy Azalea – Pu$y

"Left right back to the middle

Head on swivel neck till I quivel

Open ya mouth

Taste the rainbow taste my Skittles ah!"

Total neu ist das natürlich nicht, dass Frauen über Sex singen –schon Dinah Washington hat sehr sehnsüchtig Ausschau gehalten nach „The Man with the big long sliding thing“– und das war 1954. Und auch davor, in den 1920er und 1930er Jahren gab es Blues mit Titeln, wie "It's Tight Like That", "It Feels So Good", oder "Shave 'Em Dry".

Aber hier und heute ist es der Vagina-Rap, der sehr neu die weibliche Anatomie zum Zentrum der Macht macht. Und es ist extrem erfrischend, nicht den sonst immer stattfindenden verbalen und musikalischen Schwanzvergleich anzuhören, der ja seit Anbeginn des Popkulturzeitalters fester Bestandteil der männlichen Diskurskultur ist. Aber nachdem wir jetzt eure Ohren randvoll abgefüllt haben mit Reimen über die Pussys diverser Damen, kommt nun die Frage:

Findet ihr das neue Genre Vagina-Rap auch so toll wie wir? Oder findet ihr es eklig, wenn Frauen übers Untenrum rappen und kaum eine Stelle auslassen?

(* Die ersten drei Beispiele stammen aus diesem Text)

Die Jungsantwort 
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ach, ähm, naja, es schadet ja niemandem, nicht wahr? Wenn es die Vagina-Monologe jetzt also auch im Hiphop-Gewand gibt, erreichen sie bestimmt noch eine andere, jüngere Zielgruppe und das ist ja etwas, das man unbedingt gutheißen muss, gell?

 

Denn damit sind wir schon beim größten Unterschied zur popkulturellen Annäherung an den Penis. Die gilt ja nie als ernsthafte Auseinandersetzung mit unserer sexuellen Identität und blabla, sondern meistens nur als Ausdruck schlechten Geschmacks, Prollhumors oder übersteigerter Macho-Manie. Wenn wir Penis-Witze machen verdreht ihr die Augen, wenn wir ihn feiern, wie die Spaßnasen von „Das Pack“ hier im beigelegten Video, dann findet ihr das kindisch und es soll schnell vorbei sein.

Das Wort Vagina in der Öffentlichkeit steht hingen fast immer gleichbedeutend mit aufrechter Annäherung an eure sehr erwachsene Sexualität, da wehen im Hintergrund immer gleich feministische Fahnen und als Mann hat man das gefälligst auch wichtig und längst Überfällig zu empfinden. Deswegen sind wir noch ein bisschen gehemmt, diese Rapvideos wirklich "Haha, so ein Scheiß!" -witzig zu finden, nicht wegen des Sujets, sondern weil wir nicht wissen, ob das nicht wieder so ein Entabusierungs-Dings ist, zu dem wir nichts sagen dürfen oder das nicht wieder gegen uns verwendet werden kann oder an dem wir allgemein die Grundschuld tragen.

 

Aber gut, vielleicht sind wir in Sachen Genital-Parodie und -Ikonisierung einfach schon weiter. Ich kenne bis heute nur sehr wenige Frauen, die einfach mal so einen Witz über ihre (oder auch jede andere) Vagina machen oder auch nur überhaupt locker darüber reden. Dass sie richtiggehend stolz darauf ist, wie die Damen in den Videos, das habe ich überhaupt noch nie gehört, insofern ist das eine erfrischende Sache, dieses Muschi-Geprotze, als Junge hört man da gerne mal zu. Wir wissen ja nicht, warum das alles immer so ernst feat. kompliziert sein muss, bei euch da unten, haben wir nie verstanden. Ich meine, die ganze Männerwelt imaginiert sich quasi ständig diese paar Quadratzentimter Körper und ihr seid nicht mal ein bisschen stolz drauf oder tragt einen goldenen Abguss davon um den Hals? Ja, warum denn nicht? Wir würden das doch als erste verstehen. Bei Brüsten ist das durchaus schon anders, damit könnt ihr ja heutzutage schon fast normal hantieren, also öffentlich reflektieren, meine ich!

 

Natürlich trällern wir auch nicht jeden Tag ein Glied-Lied, aber der Schwanz als Witzträger ist eben doch viel häufiger, nur eben, siehe oben, schlecht beleumundet. Wäre die Welt nicht noch ein Stück lässiger, wenn Männlein und Weiblein all diese immergleichen Körperteile egalisieren und die an ihnen haftenden Probleme, Komplexe, Verschämtheiten, Kichereien und Unwissen einfach langsam über Bord werfen könnten? Und das ist keine Jungsfrage.

 

fabian-fuchs

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