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Jungs, wie war eure Stripclub-Sozialisation?

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Die Mädchenfrage

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Tony Soprano, Familienvater und Mafiaboss in der HBO-Serie „The Sopranos", hat ein Büro, in dem ihn seine Soldaten und Capos immer wieder aufsuchen. Diese Zentrale der Mafiafamilie befindet sich an einem zwielichtigen Ort: In den Hinterzimmern eines Stripclubs namens „Bada Bing". Gerne sitzen die Herren Mafiosi hier auch an der Bar und trinken, während sich im Hintergrund Frauen um Stangen schlängeln. In „The Wire" fungiert ebenfalls ein Stripclub, das „Orlando's", als Zentrale und Treffpunkt der Drogenbosse. Überhaupt sind diese – nennen wir sie beim Namen – Tittenbars in Filmen und Serien immer ganz und gar verruchte Orte. Die Beleuchtung ist schummerig, die Luft verraucht, die Musik unfassbar laut, die Frauen sind laszive Objekte und werden schlecht behandelt, auf dem Tisch wird getrunken und gekokst und unterm Tisch werden Geschäfte gemacht.

Soweit unser Bild von diesen Etablissements. Denn wir kennen sie nur aus dem Fernsehen und dem Kino. Wir waren noch nie drin. Erstens wollen wir nicht und zweitens sind Frauen dort sicher auch nicht allzu gerne gesehen – man wird vielleicht nicht allerorten so harsch beschimpft wie in der Hamburger Herbertstraße, aber dass man freundlich aufgenommen wird, ist wohl auszuschließen. Und auch verständlich.

Aber für euch, liebe Jungs, muss der Mythos von Stripclubs und Bordellen kein Mythos bleiben. Ihr könnt ihn an der Realität überprüfen, indem ihr einfach reingeht in den Laden, indem ihr euch an die Bar setzt und filmreife Kerle seid, indem ihr einfach mal schaut, was passiert. Wir wissen auch, dass die meisten von euch das schon mindestens einmal in ihrem Leben getan haben. Aber hinterher, das scheint eine goldene Jungsregel zu sein, sprecht ihr nicht darüber. Vielleicht sagt ihr sogar irgend so etwas völlig Überholtes wie „Was unter Männern geschieht, bleibt unter Männern" oder schüttelt auf unsere Nachfrage hin mit quasi versiegelten Lippen den Kopf, weil ihr denkt, alle Frauen würden automatisch zu zeternden Superzicken, wenn ihr erzählt, dass ihr nackten Frauen beim Tanzen zugesehen oder weiterführende Angebote bekommen habt.

Die Sache ist aber: Wir wollen nicht zetern. Wir wollen wissen, wie sie abgelaufen ist, eure Stripclub- und Bordell-Sozialisation. Wie war es da drin? Wirklich so verrucht und geheimnisvoll oder doch eher schmutzig und traurig? Und vor allem: Wie habt ihr euch gefühlt? Habt ihr beim Anblick der Damen ernsthaft „wow" gedacht? Oder wart ihr ein bisschen beschämt? Und wie ist das so mit den kritischen Gedanken an die Frauen, ihre Herkunft und ihr Leben? Gibt es die auch oder blendet ihr das aus? Erzählt doch mal – wir zetern auch nicht, versprochen!

Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort.



Die Jungsantwort von eric-mauerle

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Du hast schon recht, die meisten von uns sind schon mal irgendwann in so einer Bar gelandet. Ich sage bewusst gelandet, weil so ein Stripclub-Besuch glaube ich in den wenigsten Fällen eine mit langem Vorlauf geplante und gut vorbereitete Aktion ist.

Schuld am ersten Mal Tittenbar ist normalerweise eine Mischung aus Neugier und dem Drang, sich in einer Jungsgruppe was beweisen zu wollen. Wir sind dann gerade 18 und zum Beispiel auf einem Wochenende in einem Skiort, wo auf dem Heimweg von einem fürchterlichen Après-Ski-Schuppen ein Etablissement mit einem Namen wie „Halligalli“ auftaucht. So wirklich will eigentlich keiner von uns da rein, weil wir keine Ahnung haben, was genau wir da überhaupt zu tun haben und deswegen ein bisschen Angst – in den Fernsehserien sieht man die Herren Mafiosi ja tatsächlich meistens nur herumsitzen. Aber leider hat dann schon der Vorlaute in unserer Gruppe ein „Auf geht’s“ in die Runde geworfen, und in so einer Situation ist Widerspruch nicht unsere Stärke. Wir sind dann sehr überrascht, dass ein Bier da 8 Euro kostet, und dass wir nicht einfach in vorsichtiger Beobachterposition in einer Ecke sitzen und gucken können, sondern innerhalb von zwei Minuten eine halbnackte Frau auf dem Schoß haben, die nach Champagner verlangt und eine private Tanzaudienz anbietet. Überhaupt, das Gucken. Wir finden das Geschehen an der Stange ja schon ziemlich interessant und superaufregend, müssen genau das aber gleichzeitig verbergen. Weil mit offenem Mund zu glotzen sieht nicht sehr Mafioso-cool aus, und außerdem wir haben ja gelernt, dass sich das nicht ziemt.

So ähnlich bleibt das eigentlich immer. Wir gehen in so einen Club, wenn wir nachts um 4 Uhr sehr betrunken sind und in einer Konstellation unterwegs, in der jemand die anderen mit einer blöden Idee ein bisschen herausfordern oder halt noch irgendeinen Schmarrn machen will. Wenn dieser Jemand dann einen Springbrunnen sieht, hüpft die Jungsgruppe im Springbrunnen herum. Wenn zufällig ein Stripschuppen an der Ecke liegt, geht sie halt da rein.

Es geht also gar nicht darum, jetzt unbedingt und sofort eine nackte Frau betrachten zu müssen. Wie so oft ist eher der Weg das Ziel. Einzige Ausnahme: Der Junggesellenabschied eines alten Kumpels. Den gibt es zwar auch in der Light-Version, aber in vielen Fällen ist der Programmpunkt Stripclub auf so einer Junggesellentagesordnung vorher festgelegt und somit geplant.

So richtig entspannt und wohl können wir uns in diesen Läden aber nicht fühlen, selbst beim wiederholten Mal nicht. Zwar finden wir manche Damen dort zwar überaus ansehnlich, aber das Ansehen selbst macht einfach nur bedingt Freude. Weil man sich dabei wie ein ziemlicher Spanner vorkommt oder wie einer der meist älteren und nicht gerade sympathischen Herren, die auch gerade in der Bar sind und mit notgeilen Blicken ein 20 Jahre jüngeres Mädchen auf ihren Schoß dirigieren. Weil die tanzenden Mädchen uns mit ihren Blicken auf unsere Geld-Herausquetsch-Tauglichkeit abtasten und uns damit daran erinnern, dass sie trotz erotischem Gehabe nur einen Job machen, den sie wahrscheinlich lieber früher als später gegen einen anderen eintauschen würden.

Und jetzt bitte nicht zetern...

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