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Mädchenfrage: Jungs, warum müsst ihr immer fahren?

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Als ich mit meinem Freund am vergangenen Wochenende zum See gefahren bin, war es wieder so wie immer: Wir packten hektisch unsere Badeklamotten ein, stritten uns ein bisschen, weil wir wieder viel zu spät loskamen und setzten uns dann ins Auto. Ich, wie immer, auf die Beifahrer-, er, ebenfalls wie immer, auf die Fahrerseite. Obwohl ich unsere Beziehung für eine sehr gleichberechtigte und fortschrittliche halte, verfallen wir ausgerechnet beim Autofahren immer in alte Rollenmuster.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eigentlich sollte es doch beim Autofahren genauso wie im Rest des Lebens gerecht zugehen und die Arbeit gleichmäßig verteilt werden. Klar, das Auto gehört ihm und er hat ein bisschen mehr Fahrpraxis. Aber ich kann ebenfalls fahren, sogar ziemlich gut und meistens auch gerne. Trotzdem komme ich immer nur dann ans Steuer, wenn wir eine längere Strecke vor uns haben, oder mein Freund sich gerne einen ansaufen würde und dafür einen Chauffeur braucht. Warum lande ich also immer auf dem Beifahrersitz? Und warum ihr immer auf der Fahrerseite? In meinem Fall kann ich sagen, dass es natürlich auch etwas damit zu tun hat, dass ich es bequemer finde, wenn ich gefahren werde, mich nicht konzentrieren muss und meine Aufgaben nur darin bestehen, ein bisschen Konversation zu betreiben und ab und zu eine neue CD einzulegen. Aber das muss bei euch doch genauso sein, oder?! Würdet ihr euch wünschen, dass wir mehr und öfter fahren? Findet ihr dieses Arrangement nicht auch ungerecht? Oder ist es euch eigentlich ganz recht? Auf der nächsten Seite die Jungs-Antwort von Christian Berg


Es gibt Jungs, die würden diese Frage mit den Worten von Kalle Grabowski aus dem Film

beantworten:

Dabei handelt es sich aber vermutlich nicht um den Typ Jungen, der da neben dir auf dem Fahrersitz hockt. Und das ist ja das eigentlich Merkwürdige an dieser "Gemeinsam-im-Auto"-Situation: Auch Jungs mit einem etwas moderneren (sprich: emanzipierten) Frauenbild als Kalle Grabowski neigen beim Autofahren zu klassischen Rollenmustern - und setzen sich dann doch immer wieder hinters Lenkrad. Warum das so ist? Ich weiß es nicht genau, bin mir aber in einem sicher: Es liegt nicht allein an uns Jungs. Denn genau wie ihr Mädchen es irgendwie bequemer findet, gefahren zu werden, ist es uns Jungs einfach weniger fad, wenn wir selber steuern. Und aus dieser Addition der geringeren Übel entsteht dann diese Autofahrsituation, die vermutlich bei unseren Eltern schon genauso war: Junge lenkt, Mädchen hockt daneben. Der Grund für all das liegt also keinesfalls in den Genen (was wäre dann mit all den Paaren, bei denen es umgekehrt läuft?), sondern ganz klar in einer Kraft, die mindestens genauso stark ist: die der Gewohnheit. Jungs stellen sich aus Gewohnheit an den Grill. Weil es ihnen einfach zu langweilig ist, in ewigen Gesprächen am klapprigen Gartentisch zu erörtern, wie toll denn Bio-Fleisch jetzt wirklich ist, legen sie selbiges einfach auf die vorher fachmännisch angeheizte Glut. Und aus dem gleichen Gefühl heraus setzen sich Jungs auf den Fahrersitz - nur halt ohne Grillanzünder und Rauch in den Kleidern. Dabei wäre es, wenn ich es mir recht überlege, mal einen Spaß Wert, bei der nächsten gemeinsamen Reise dem Vater meiner Freundin darzulegen, dass heute seine Tochter steuert und nicht ich. Mal schauen, wie er reagiert: Mein möglicher Schwiegervater denkt über Autos nämlich eher wie Kalle Grabowski. christian-berg

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