Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Magazinvergleich: Von Promis, Blendern und Schönheitsfehlern

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Magazin 1: inTouch Worum geht’s? Um Promis. Fokus des Magazins ist einzig und allein die Welt der Reichen und Schönen. Allerdings wird genauer hingeguckt, als man das vielleicht möchte. Ich meine, wen interessiert schon „Pams mysteriöse Busen-Delle“? Einzige Quelle der zum Teil haarsträubenden Stories sind die Fotos, die mit kleinen Texten ergänzt werden – leider nicht viel mehr als stinknormale Bildbeschreibungen, zugegeben manchmal äußerst phantasievoll. Authentizität scheint der Redaktion trotz allem am Herzen zu liegen: Lindsay Lohans Drogenrückfall wird kriminalistisch rekonstruiert, Angelina Jolies schütter werdendes Haar liebevoll bunt eingekreist und Madonnas Make-Up-Panne sogar in doppelter Ausführung präsentiert - nicht dass sie jemandem entgeht! Die drei besten Headlines: Angelina Jolie: Was läuft zwischen ihr und ihrem Bruder? Beautyfaktor Babybauch Tatort Club-Klo Die Leserin … freut sich über die Ehekrise diverser Promi-Pärchen und hofft, bald selbst von einem Prinzen auf weißem Ross in die Welt des Glamour entführt zu werden. Das sagt die Redaktion ... „Es ist der Traum aller Mädchen: Einmal so angezogen sein wie Barbie“. Aha, wussten wir noch gar nicht. Bizarres Paar: Pink und ihr neuer Freund Flipper, ein Delfin. Schließlich muss man auch mal seine weiche Seite zeigen. Bestes Bild:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Beste Werbung: Doppeltes Vergnügen! Hier wird für das Frauenmagazin „Joy“ geworben. Es gibt zum normalen Heft nämlich das Fashion-Extra dazu. Immer wieder schön, wenn ein Magazin die Zielgruppe richtig einschätzen kann. Also – Frauen mit viel Bilder-Anschau-Kondition: auf geht’s von einem Wahnsinn in den nächsten. Das Extra: Gibt’s nicht. Ist doch auch schon extra genug, so viele VIPs mit Kind und Kegel von so nah zu sehen! Ach ja, und total exklusiv verraten sie uns ihre Beauty-Geheimnisse. Was wir gelernt haben: Dass Angelina Jolie wirklich gemein zu Brad ist. Immerhin flirtet sie fremd und will – aufgepasst – Dreiersex mit einer FRAU! Der arme Brad. Ebenso leid kann uns Paris Hilton tun. Sie muss nämlich in den Knast, und das findet sie „ungerecht“. Kann ja einmal (oder auch zweimal) passieren, dass man sturzbetrunken Auto fährt. Gut, dass zumindest die Leser von inTouch schon wissen, wie Paris im Knast bald leiden wird. Hähä!


Magazin 2: JOY Worum geht’s? Um ganz, ganz viele Bilder. Großaufnahmen von Frauen beim Schminken, Großaufnahmen von Frauen im neuen Look, verführerisch in die Kamera blickende Augen, Fotos von riesenhaft vergrößerten Accessoires und…äh, das war’s. Nein Moment, ein kleines bisschen Text gibt’s auch noch, schließlich sollen die Leser die Drei-Minuten-Schminktips ja nachmachen können. Wenn man sich allerdings an den Bildern orientiert, sollte man statt drei Minuten lieber ein paar Stunden im Bad einplanen und für den Abend einen Spachtel bereitlegen. Die drei besten Headlines: Auch Männer haben Herz Vorsicht! Bei unseren Antworten könnten Sie rot werden! It’s my TÖRN Die Leserin … ist ein bisschen unsicher und deswegen auch für jede Hilfe dankbar. Anstatt sich selbst an ein neues Produkt heranzuwagen oder eigenmächtig einfach mal zwei Teile zu kombinieren, geht sie mit JOY auf Nummer sicher. Das erklärt auch die sagenhafte Zahl der 42 000 Leserinnen, die sich an der Verleihung des JOY-Trend-Awards beteiligten. Die Sieger sind übrigens Produkte: Lipgloss, Haargel, Hotpants. Damit aber kein falscher Eindruck entsteht: Nicht alles dreht sich um Schönheit - Gefühle sind auch wichtig: „Beim lesen der Titelstory habe ich mich total gefreut, dass Kate Hudson wieder happy ist!“ Das sagt die Redaktion ... „Gehören Sie auch zu den neun von zehn Frauen, die mit ihrem Körper unzufrieden sind? Dabei wissen wir doch eigentlich, dass das Leben kein Laufsteg ist und makellose Schönheit nicht automatisch glücklich macht.“ Hört sich schwer nach Allgemeinplatz an. Bizarres Paar: Jedes, das auf die 08/15-Flirttricks reinfällt. Bestes Bild:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Beste Werbung: Ramazotti. Hilft vielleicht der einen oder anderen Leserin, ein bisschen locker zu werden. Das Extra: Trends aus London. Wollen wir wirklich wissen, wo Prinz William ausgeht? Was wir gelernt haben: Unseren Körper so zu lieben, wie er ist, natürlich. Der ganze Kram mit dem Styling ist doch nur Nebensache. Und dass es in einer Frauenzeitschrift wohl nicht allzu viel bringt, Sätze zu sagen wie „Männer, wenn alles perfekt mit eurer Miss Right ist, worauf wartet ihr?“ Denn ehrlich gesagt, diese Worte werden wohl kaum ein männliches Ohr erreichen.


Magazin 3: Starflash Worum geht’s? In der Ausgabe Nummer fünf geht es um Tokio-Hotel Frontman Bill. Der ziert auch gleich die Titelseite, denn es geht ums Thema „Wie viel Liebe brauchen Stars?“. Ist klar, dass man sich da den ausgemergelten Tokio-Hotel-Sänger aussucht, denn der hat ja in seinem zarten Alter von 17 Jahren schon so viel Erfahrung mit der Liebe! Bill gibt aber nicht nur die Titelstory her – er ziert auch noch drei andere Seiten! Tja, um was geht es sonst noch? Jedenfalls um jede Menge Bands, mit denen man in Postergröße seine Wände zukleistern kann. Dann gibt’s noch eine „tierisch süße Fotostory“, der Rest ist aufgrund fehlenden Gehalts nicht mehr erwähnenswert. Trash. Die drei besten Headlines: Mein Schatz hat einen kleinen Rüssel! Ist Bushido verliebt? Knuddel-Knut ist der King der Kids! Die Leserin … gehört auf jeden Fall zur Gattung der chronisch Kranken Tokio-Hotel Fans, die bis zur Unterkühlung vor der Konzerthalle ausharrt, um für den Bruchteil einer Sekunde die Hand des Sängers zu streifen. Sie macht einen Psychotest nach dem anderen, um zu sehen, wie groß die Chancen sind, ihren Lieblingsstar real zu treffen. Das sagt die Redaktion ... Nicht viel jedenfalls. Bestimmt ist sie aber für die Witze auf der letzten Seite verantwortlich: „Tom und Bill liegen morgens wach im Bett. Meint Tom leise zu Bill: Du, ich glaube, wenn Mama uns nicht bald weckt, kommen wir zu spät zur Schule!“ Aha. Bizarres Paar: No Angel im Totenkopfkleid. Irgendwas passt da nicht. Bestes Bild:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Beste Werbung: Ein in Blümchen gefasster Bilderrahmen. Darunter in rosarot der Schriftzug: „So wichtig wie deine beste Freundin“. Werbung also für die Zeitschrift „Mädchen“, die Starflash in Sachen Kitsch nur wenig nachsteht. Das Extra: Nicht nur ein gewöhnliches Extra – nein, ein Mega-Extra: und zwar nichts Geringeres als ein geheimes Amulett! Kann man aufklappen, das Bildchen seines Liebsten drin verstecken und immer am Herzen tragen. Die Redaktion stellt dafür auch extra eine ganze Liste fertiger Minifotos zur Verfügung. Was wir gelernt haben: Die Bands der jüngeren Generation werden immer peinlicher. Vielleicht kann man darüber lachen. Ansonsten ist der Bereicherungsfaktor größer, wenn man das Magazin einfach geschlossen lässt.


Magazin 4: karriere Worum geht’s? Um Unternehmensberater und alle Klischees, die dazu gehören. karriere bestätigt nämlich selbst, dass die sogenannten Klischees zu 99 Prozent wahr sind. Das zeigt das Interview mit einem ehemaligen Berater, „Hey Big Blender!“. Selbstentlarvung also. Und dann geht’s noch um viele pflichtbewusste Menschen und ihren Lebensweg. Sauber, gestriegelt und mit diesem Lächeln, das immer ein wenig eingefroren wirkt. Die drei besten Headlines: Per Klick zum Geld Höher, schneller und weiter Gerecht geht gar nicht Der Leser … ist in der Tat wohl eher männlich, denn das Magazin ist auf karrieregeile Männer ausgelegt. Auf Leser, die mit aufgestellten Polohemdkrägen gerne schick ausgehen, zu R&B tanzen, vom großen Geld träumen und bei Demos gegen Studiengebühren gern mal die Nase rümpfen. Das sagt die Redaktion ... „Wir beleuchten Klischees und Wirklichkeit, fragen Berater und Ehemalige und bringen die Fakten zu einer wachsenden Branche. Gerade haben drei der größten deutschen Strategieberatungen ihre Chefs gegen jüngere ausgewechselt, und auch an der Basis wird stark rekrutiert: Absolventen, Berufserfahrene und vor allem Frauen.“ Vielen Dank! Bizarres Paar = Bestes Bild:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Beste Werbung: Junge, motivierte Studenten, die mit strahlendem Grinsen ihrem Arbeitsleben entgegeneilen. Der Slogan: „Achtung-Fertig-JOB!“ Denn jetzt gibt es die Bewerbungsmappe von ELBA. Achtung: „Edle und zuverlässige Verarbeitung“. Als würde es ein Schnellhefter nicht auch tun. Das Extra: Wer braucht mit soviel Kohle schon ein Extra? Was wir gelernt haben: Dass Hochschulabsolventen in dieser Sparte mit einem Jahreseinstiegsgehalt von 40 000 - 58 000 Euro (!) rechnen dürfen, dass SAbvA (Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit) ein bewährtes Prinzip ist und dass Berater sich selbst unglaublich „sexy“ finden. Geht’s noch?


Magazin 5: die aktuelle Worum geht’s? Irgendwie ganz stark um Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und heile Welt. Die aktuelle präferiert Fotos von innig kuschelnden Familien, von sich selig in die Augen blickenden Liebespaaren und von Promis, die einfach nur Gutes tun. Es gibt Babyfotos von der neu geborenen dänischen Prinzessin – bislang leider namenlos - und den Eltern, denen ein sanftmütiges Lächeln auf den Lippen liegt. Das Magazin titelt: „Hier ist das Glück zu Hause“, und damit scheint alles gesagt zu sein. Auf der nächsten Seite blickt Olli Kahn verliebt seiner blonden Schönheit Verena in die Augen – gut, dass wieder „alles in Ordnung“ ist, freut sich die aktuelle. Und dann sieht man noch Angelina Jolie, wie sie wagemutig auf einem Lastwagen steht und Lebensmittel verteilt. Was für manche Leute stark nach PR aussieht, ist im Hochglanzbusiness „schön und gut“. Na, da sind wir ja froh! Die drei besten Headlines: Bei mir kriegen Sie geholfen Das Imperium Jolie Bitte Papa, tu uns das nicht an! Die Leserin… ist beim Lesen der Artikel oft den Tränen nahe, denn überwiegend ist das Magazin in Frisörsalons für ältere Damen aufzufinden. Es ist einfach rührend zu sehen, wie zerrüttete Familien wieder zueinander finden und Liebende miteinander durch dick und dünn gehen. Was macht da schon eine kleine Romanze…Von der Leserin wird sie trotzdem gierig verschlungen. Das sagt die Redaktion ... „Er ist ein Titan. Und ein Titan wie Kahn geht nicht wie unsereins auf eine schöne Frau zu, um sie zu erobern. Gott bewahre! Er spricht sie anders an. Ein Titan ist weltgewandt. Ein Frauenflüsterer. Wer würde daran zweifeln.“ Wir natürlich. Bizarres Paar: Die zweitschönste Frau Österreichs im Gespräch mit aktuelle-Chefreporter Hans Huslisti. An Tiefsinnigkeit nicht zu übertreffen. Bestes Bild:

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Beste Werbung: Eigentlich geht’s in allen Werbungen um Mittelchen gegen Wehwehchen. Reicht für eine ganze Hausapotheke. Was wir gelernt haben: Dass P.Diddy mit Hundertdollarnoten um sich wirft, dass „Schüßler Salze“ gegen alles helfen, dass wir mit der aktuellen tolle Gastgeberinnen werden und welcher Promi sich seine Nägel wie lackiert. Vielleicht sind wir einfach noch zu jung für diese Flut von Informationen!

  • teilen
  • schließen