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"Ruhig und gelassen angesichts nörgeliger Medien" Gutwetternachrichten aus China

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Ja, die Pressefreiheit. In diesen Tagen kennen die chinesischen Medien, wie könnte es anders sein, außer Olympia kein anderes Thema. Und, wie könnte es anders sein, keine Negativschlagzeilen weit und breit. Stattdessen listete etwa die People’s Daily, das offizielle Sprachrohr der KP, heute stolz alle bereits eingetroffenen Staatschefs von Osttimor bis Weißrussland auf, gleich darunter die Notiz: „Sarkozy wird den Dalai Lama nicht treffen“. Die China Daily vermeldet auf Seite 1, dass sich die vier US-Radfahrer höflich dafür entschuldigt haben, bei ihrer Ankunft in Beijing Atemmasken getragen zu haben. Was schreiben die Zeitungen sonst noch, bevor es morgen Abend losgeht? Hier eine Auswahl: Xinhua, die größte Nachrichtenagentur Chinas

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein Kommentar vom 2. August zu den Zensurvorwürfen seitens westlicher Medien: „Pressefreiheit darf nicht über dem Gesetz stehen“ „Journalistische Freiheit ist ein relatives, nicht absolutes Konzept (und ist es immer gewesen). Sogar in den Vereinigten Staaten verbietet das Gesetz den Medien, die Privatsphäre der Bürger zu verletzten oder gegen Justitia zu verstoßen.“ „Ausländische Medien haben während der Olympischen Spiele keinerlei Einschränkungen für Interviews.“ „Jedoch wird in China wie in anderen Ländern auch das Internet reguliert. Das chinesische Gesetz stellt die Verbreitung von illegalen Informationen oder gefährlichem Gedankengut z.B. von der Falun Gong Sekte, unter Strafe.“ „Das Land versucht das Beste, seine Versprechen sowohl der internationalen Gemeinschaft als auch dem IOC gegenüber einzuhalten. Aber das Gesetz kann durch niemand und durch keine Entschuldigungen untergraben werden.“


China Daily, die größte englischsprachige Tageszeitung Chinas

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ein Kommentar vom 1. August zur Veränderung Beijings in den letzten Jahren: „Ein Kompliment an den Gastgeber“ „Bei unseren ausländischen Freunden sorgten sie früher für Stirnrunzeln. Faszinierenderweise sind alte Gewohnheiten wie das öffentliche Ausspucken, Feuermachen oder lautes Schreien im Vorfeld der Olympischen Spiele schnell verschwunden. Großväter und Großmütter benutzen nun Taschentücher, wenn sie husten und schnäuzen, junge Nachtschwärmer lernen, sich anständig auszudrücken, Pendler drängeln sich nur noch selten auf dem Bahnsteig vor und die ärgerlichen Taschendieb-Quälgeister sind nach Hause gegangen – oder wurden von der Polizei weggeschickt.“ „Die Stadt ist nun ein Meer von Blumen. Rote, gelbe und pinke Blüten säumen Stadtautobahnen, öffentliche Plätze, Brücken und Häuserblöcke in einem wahren Tumult an Farben. Sogar Friseure unterlassen es inzwischen, ihre Handtücher draußen zu trocknen.“ „Die Freiheit zum Protest wird auch ein Teil der Spiele sein. Die Stadt hat vor kurzem drei Parks als legitime Plätze zur öffentlichen Äußerung abweichender Meinungen auserwählt. Ein weiser Schachzug der Stadt, denn ideologisch tolerant zu sein ist keine schlechte Idee. Eine Stadt, die offen und vielseitig ist, hat Vorteile.“ Aus der heutigen Ausgabe vom 7. August: „Unsere Netzbürger zeigen Chinas Wärme und Enthusiasmus“ „Das Internet ist eine virtuelle Welt - aber dahinter tauchen die warmen lächelnden Gesichter der chinesischen Netzbürger auf. Sie zeigen der Welt wie China wirklich ist, antworten auf die Zweifel ausländischer Internetuser und geben jenen wertvolle Ratschläge, die einen Chinabesuch planen: Über 253 Millionen chinesische Netizens tragen mit ihrer Leidenschaft und ihrer Begeisterung zum Erfolg von Olympia bei. Ein Grund für das gesamte Land, stolz zu sein.“


Shanghai Daily, Tageszeitung

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am 4. August warf ein Kommentator folgende Frage auf: „Hat China ein schwaches Nationalbewusstsein?“ „Hat China die Mentalität einer schwachen Nation? Auf eine Art schon. Der ehemalige chinesische Botschafter in Frankreich, Wu Jianmin, sagte, dass viele Chinesen zuviel Wert darauf legen, was Ausländer über sie sagen.“ „Wenn Ausländer uns kritisieren, gehen viele Chinesen an die Wände, auch wenn es sich um faire Kritik handelt. Wenn Ausländer uns loben, sind viele Chinesen außer sich vor Freude, auch wenn das Lob übertrieben und schmeichlerisch ist.“ „Tatsächlich manifestiert sich diese Mentalität auf viele Weisen. Zum Beispiel geben viele Städte viel zu viel Geld dafür aus, alte Häuser neu anzustreichen, nur damit sie ausländischen Besuchern gefallen.“ „Aber was ist falsch an alten Häusern? Eine selbstbewusste Nation sollte sich nicht für ihre alten Gebäude schämen und auch nicht für arme Gemüseverkäufer, die ihre Ware auf der Straße feilbieten.“


People’s Daily, das offizielle Parteiorgan

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine Antwort vom 5. August auf die Berichterstattung im Westen: „Ruhig und gelassen angesichts nörgeliger Medien“ „Ob Seoul oder Atlanta, Sydney oder Athen – olympische Gastgeberstädte litten ausnahmslos unter dem Bombardement der Medien. Dieses Jahr ist Peking an der Reihe und es hat den Anschein, als ob der Radius der Anklagen ausgeweitet wurde: nämlich auf alles, was irgendwie mit den Spielen zu tun hat und auf Dinge, die absolut keinen Bezug zu Sport haben, Menschenrechte, Religion und internationale Hilfe zum Beispiel. Sogar Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Sichuan oder der unvorhersehbare Wintersturm wurden von Medien benutzt, um die chinesische Regierung weiter zu verunglimpfen.“ „Das chinesische Volk bleibt angesichts all des Lärms die Ruhe selbst und konzentriert sich darauf, der Welt erfolgreiche und einzigartige Spiele zu präsentieren.“ „Jedes Hooliganverhalten seitens der Medien, das absichtlich die Spiele und den Gastgeber stört, beschädigt nicht nur die olympische Glorie sondern befeuert auch die Empörung innerhalb und außerhalb Chinas. Niemand mit Integrität würde eine armselige Show beklatschen, die versucht, die altehrwürdigen Olympischen Spiele zu stören.“

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