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Teil 5 der Subkultur-Presseschau: Stierpferde im Einstreu und peinliche Puschelschlappen

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[b]Magazin 1: Muscle &Fitness Worum geht’s?[/b] Der deutsche Ableger der US-Bodybuilder-Fibel bietet 194 Seiten geballte Fleischdeformation mit athletischem Kampfgrinsen, dazu probate Trainings- und Ernährungstipps, „um den Fettverbrennungsofen in Gang zu bringen.“ „Brutalen Muskel-Pump! Sofort!“, so verspricht es eine pulvrige, rosa Feinstaubkombi. Außerdem geht’s um erschütternde Kraftprotz-Schicksale wie das von Johanna Dejager: „Ich musste früher neugeborene Kälber vom Feld tragen, aber das Problem war, dass sie keine Kontrolle über ihre Blase hatten. Ich trug sie über meinen Schultern und sie urinierten meinen Rücken hinunter.“ [b]Die drei besten Headlines:[/b] 1. „Sehe ich heute massiv aus?“ 2. Pumpen Sie sich auf! 3. Fehler Nr.1: Sich nicht genug anstrengen [b]Der Leser…[/b] hat die Möglichkeit, Briefe zu schreiben, um sich individuelle Workout-Tipps einzuholen. So der 18-jährige Raoul: „Ich bin 1,75 m groß und 104 Kilo schwer. 15 Kilo habe ich bereits abgenommen, aber nun bin ich ratlos. Kann ich weiterhin Muskeln aufbauen oder muss ich nur noch Ausdauertraining machen – oder beides? Soll ich Fatburner benutzen? Muss ich erst abnehmen, bevor ich auf Muskelmasse und Muskelwachstum trainiere?“ [b]Das sagt die Redaktion...[/b] über die jüngste Personal-Rochade beim Bodybuilder-Weltverband IFBB: „Sechs Jahrzehnte lang hatte Dr.h.c. Ben Wieder mit nie erlahmender Energie die IFBB zu einem bedeutenden Weltsport-Fachverband aufgebaut. Per Video-Botschaft teilte Ben Wieder den Delegierten des IFBB-Weltkongresses drei Tage später dann mit, dass er für das Präsidentenamt nicht mehr zur Verfügung steht. Der folgende persönliche „Glückwunsch-Marathon“ warf den gesamten Kongress-Zeitplan über den Haufen, aber die Emotionen waren ganz einfach überschäumend.“ [b]Bizarres Paar:[/b] Berend Breitenstein vor der LipoTherm-Therapie und acht Wochen später: Berend Breitenstein nach der LipoTherm-Therapie

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Beste Werbung:[/b] Anzeige für Testalon 2 (80 % Saponine, 20 % Protodioscin), ein „absolut geniales Nahrungsergänzungsprodukt: Gute Produkte bringen gute Resultate! Wann starten Sie durch?“ [b]Das Extra:[/b] Anatomie-Schaubild mit Trainingstagebuch [b]Was wir gelernt haben:[/b] Kartoffelbrei wird viel langsamer verdaut, wenn man sich vorher 30ml Olivenöl reinzieht. So lässt sich unerwünschter Fettzuwachs verhindern. „Konzentrieren Sie sich beim Training wie ein Laserstrahl. Streichen Sie das Gequatsche und seien Sie mental so stark, dass Sie einfach nicht abgelenkt werden können.“


[b]Magazin 2: Blinker Worum geht’s?[/b] Europas größte Anglerzeitschrift ködert ihre Leser mit Insider-Tipps aus der Fischerei-Großmeisterei: Raubfisch-Profis, Friedfisch-Experten und Europameister im Big-Game-Fischen reichen sich im Heft die Klinke. Wo fange ich wann wie welchen Fisch? Wer hat den größten und schwersten (Schwarzbarsch gefangen)? Provisorisch gibt’s schon mal die Top 12-Hitparade 2006 von Aal (Spitzenwert 12 Pfund) bis Zander (37 Pfund). Der Appell geht an die Leser, Fische, die das Hitparaden-Rekordgewicht übersteigen, sofort zu melden. Die Redaktion behält sich allerdings vor, „Fische abzulehnen, die nicht eindeutig identifizierbar sind und deren Proportion nicht unseren Tabellen entspricht.“ [b]Die drei besten Headlines:[/b] 1. Mein Aal-Jahr 2. Angeln ist besser als Drogen 3. Je größer ein Netz ist, desto mehr ist für Angler drin [b]Der Leser…[/b] hat Fang-Fragen ohne Ende, zum Beispiel: „Ich möchte mir dieses Jahr eine eigene Wurmzucht anlegen. Wie mache ich das?“ Der Dreifach-Weltmeister Wolf-Rüdiger Kremkus empfiehlt einen Kompoststapel als Domizil für die Wurmbrut. [b]Das sagt die Redaktion:[/b] „Der Februar ist anglerisch ein richtiger Murksmonat. Raubfisch-Schonzeit hier, beißfaule Friedfische dort. Wie soll man den Spaß am Angeln weitergeben, wenn man nicht angeln kann. Aber vielleicht hält das neue Jahr ja auch für Sie einen Siegerfisch bereit.“ [b]Bizarres Paar:[/b] Albert und sein Traumhecht

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Beste Werbung:[/b] Verweis auf die Website der Familie B. Heiner: [i]www.wels-camp-am-po.com[/i] [b]Was wir gelernt haben:[/b] Rotaugen fahren total auf Zwiebackmehl ab. Verflucht sei der Volltreffer beim Angeln: „Nehmen wir meinen langjährigen Vereinskollegen Albert. Wie ein Besessener fuhr er 20 Jahre lang jedes Wochenende mit seinem Boot auf den kleinen See. Meterhechte hatte er schon gefangen. Aber er wollte unbedingt den ganz Kapitalen. Und eines Tages fing er tatsächlich einen 28-Pfünder. Albert ließ sich überschwänglich feiern, gab den Hecht zu einem Präparator und freute sich wie ein Kind auf die Trophäe. Aber dann wurde er beim Angeln plötzlich „gelassener“. Er kam später ans Wasser und packte früher ein. Er war nicht mehr der Alte.“


[b]Magazin 3: Tattoo Life Worum geht’s?[/b] Das Heft ist ein Lifestyle-Guide für Tätowierte und Tätowierer. Der Tattoo-Aficionado erhält Infos von einschlägigen Festivals und Conventions rund um den Globus. Dann gibt’s da auch ein paar informative Texte über die Kulturgeschichte des Tattoos, zum Beispiel ein Porträt des Tätowierers „Rinzing“, 34, der mit dem Stechen von therapeutischen Tattoos aus Tibet seinen „Beitrag zur Verbreitung und Erhaltung dieser Kultur leisten“ will. Und Tom Morello, der Frontman von Audioslave, sinniert über die Symbolkraft der gestochenen Motive: „Vielleicht ist nun der Moment gekommen, mich tätowieren zu lassen, um einige Fixpunkte in mein Leben zu setzen.“ [b]Die drei besten Headlines:[/b] 1. Tätowierungen von Hand, alleine und unkonventionell 2. Tattoo Machines and their secrets 3. Horiyoshi III – Momentaufnahmen des Meisters [b]Der Leser…[/b] ist unverzichtbarer Bestandteil der Subkultur. Ohne die selbstgeschossenen Ganzkörper-Tattoo-Pics der Leser-Reporter käme das Magazin um einiges farbloser daher. [b]Das sagt die Redaktion:[/b] „Oft werden wir beschuldigt, die Grenzen der Ästhetik zu überschreiten und in Bereiche der Körperverstümmelungen einzudringen. Es war und wird nie unser Stil sein, dass barbarische Praktiken, wie die leider in einigen afrikanischen Gegenden praktizierte Beschneidung von Frauen, gerechtfertigt werden können. Wir zögern keinen Augenblick, diese schrecklichen Bräuche zu verurteilen, die in keiner Weise, weder als Kunst, noch als kulturelle Charakteristik, toleriert oder gerechtfertigt werden können.“ [b]Bizarres Paar:[/b] Horiyoshi II, der im Heft als bester lebender Tattoo-Künstler gehandelt wird: Front- vs. Heckansicht

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Beste Werbung:[/b] „Wir willens KO Sie mit unseren Preisen“ Die Firma Alkimia aus Madrid inseriert für ihre sterilen Schläuche und Tattoo-Nadeln (Pack 5 stücke ab 5, 25 Euro) und sucht im Trapattoni-Slang "einen vertriebshandler in Deutschland“. [b]Was wir gelernt haben:[/b] Polynesische Frauen haben traditionell das Recht, untätowierte Freier abzulehnen. Frivole „Tabu-Tattoos“ holt man sich am günstigsten in Italien.


[b]Magazin 4: Pegasus – Das Pferdemagazin Worum geht’s?[/b] Pegasus versucht seine Zielgruppe möglichst offen zu halten: vom Teenager (Basteltipps) bis zum reifen Reiter (Reportage über greise Trickreiter) werden alle Pferdefreaks angesprochen. Neben unzähligen Pflegetipps werden Länder vorgestellt, die man am besten zu Pferd bereisen sollte, und Menschen, in deren Leben Pferde noch etwas zu sagen haben. [b]Die drei besten Headlines:[/b] 1. Es muss nicht immer Stroh sein 2. Neuer Deckhengst für die Sennerzucht 3. „Pferdisch“ für Reiter [b]Der Leser…[/b] bekommt drei Seiten Platz für Leserbriefe, und Leni im Jugendspecial eine Antwort auf ihre Frage, warum Pferde andauernd Stroh und Heu fressen müssen, „wo ihnen Hafer und Karotten doch sicher besser schmecken.“ Ein kundiger Redakteur klärt auf, das sei wie bei ihr selbst mit Schokolade: „auf Dauer alles andere als gesund!“ [b]Das sagt die Redaktion:[/b] „Egal ob einem das gefällt oder nicht: Zu einer artgerechten Pferdehaltung gehört eine anständige Einstreu einfach dazu. Eine stets saubere, gut eingestreute Liegefläche ist ein Luxus. Auch für den Besitzer, der den Pflegeaufwand der Einstreu im Pensionsstall ordentlich bezahlen oder aber bei der Haltung in Eigenregie als Eigenleistung erbringen muss. Da wird so mancher Pferdehalter zum knallharten Kalkulator.“ [b]Bizarres Paar:[/b] Wahlindianer Peter mit seiner Quarter-Horse-Stute Goldie

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Beste Werbung:[/b] „honeylanewalker“ bewirbt seinen Deckhengst im Anzeigenteil: „TWH-Hengst, Rappschecke, erwartet im Frühjahr 2007 Ihre Stute. Gekört, HB1 in DPZV. Kreuzungsfohlen erhalten Papiere als Pinto-Gangpferd. In 2006 alle Fohlen prämiert“ [b]Das Extra:[/b] die gefährlichsten Giftpflanzen als Poster zum Rausnehmen: „Giftpflanzen erkennen – Vergiftungen vorbeugen“, außerdem ein Special zum Thema Einstreu, der Indoor-Fußboden für Paarhufer [b]Was wir gelernt haben:[/b] „Schimmel sind exzellente Stierpferde, und ebensolche Freizeitpferde.“ Der Pferde-Verhaltensforscher Dr.Hanggi sucht Praktikanten für seine Feldstudie über farbenblinde Pferde im Reiturlaub. [i](www.equineresearch.org)[/i] „Für die Fortpflanzung kann es von Vorteil sein, sich nicht auf körperliche Auseinandersetzungen einzulassen. Schließlich könnte man dadurch so schwer verletzt werden, dass es unmöglich wird, dieses Ziel zu erreichen.“


[b]Magazin 5: Chica Worum geht’s?[/b] Chica will 13-jährigen Mädchen das Lebensgefühl vermitteln, das ihnen gebührt. Verführungstipps und Modetrends, Star-Gequatsche und Horoskope. [b]Die drei besten Headlines:[/b] 1. Trend-Spion: Manche mögen’s weiß 2. Das Spiel mit dem Kick: Verführung de luxe! 3. Abonnier dir die Schönheit! [b]Die Leserin…[/b] schickt ihre nervigsten Storys an die Redaktion, die den übelsten Schmarrn in der Rubrik „Shit happens“ verwertet. „Ich hatte nämlich meine pinken Puschelhausschuhe im Schweinchen-Look vergessen auszuziehen! Und damit stand ich nun an der Haltestelle! Wie peinlich!“ [b]Das sagt die Redaktion:[/b] „Er ist smart, er ist stark, er ist sexy. Er versprüht Sexappeal vor und hinter der Kamera und bändelt mit den schönsten und angesagtesten Frauen an, die über die roten Teppiche der Welt tänzeln. Was macht den Charme von Jude Law aus? Vielleicht sein Look? Wir machen den Check.“ [b]Bizarres Paar:[/b] Zwillinge im Horoskop (21.Mai – 21.Juni)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[b]Beste Werbung:[/b] eine schlüpfrige No Drugs-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.bist-du-staerker-als-alkohol.de. Neben einer angedeuteten Erektionsstörung erfährt die junge Chica: „Zu viel Alkohol bedeutet nix los in der Hose.“ [b]Das Extra:[/b] knallviolette Leggings in ¾-Länge [b]Was wir gelernt haben:[/b] Bis 1962 war vorehelicher Sex in den USA gesetzlich verboten. Schlapphut geht irgendwie nur mit Sonnenbrille. Wassermann-Girls sind sehr anspruchsvoll. Punkt. [i]Heft-Recherche: Eva Schulz, Stefan Biro

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