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Verhaltensforscher erklären die Wut auf das “resting bitch face”

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Man kennt das: Der andere schaut einen irgendwie seltsam an. Verärgert vielleicht oder nur angesäuert. Möglicherweise auch einfach gelangweilt. Schwer zu sagen jedenfalls, wie genau. Deshalb die alarmierte Frage, was denn los sei. Und die ebenso erstaunte Antwort: Nichts, warum?  Viele haben so einen Gesichtsausdruck eben, wenn sie ihre Mimik in Wirklichkeit gerade gar nicht bemühen.

Das Netz hat dafür den Ausdruck resting bitch face (so viel wie "anhaltendes Zickengesicht") gefunden. Und die beiden US-Verhaltensforscher Jason Rogers und Abbe Macbeth wollten wissen, warum wir auf diese Mimiklosigkeit so stark reagieren. Warum sie uns so wütend macht. (Hier ihr Eintrag bei Noldus Information Technology im Oktober.)

Sie taten das mithilfe einer Software die, gestützt auf mehr als 10.000 Fotos, menschlichen Gesichtsausdrücken die Emotionen Freude, Traurigkeit, Wut, Überraschung, Furcht, Ekel und Verachtung zuordnet. Oder die Mimik als "neutral" einstuft. 

Diese Software ließen die Wissenschaftler Fotos scannen, die unter dem Hashtag #restingbitchface herumgereicht werden. Das Ergebnis: Die vermeintliche Verachtung – dem US-Anthropologen Paul Ekmann zufolge übrigens eine Mischung aus Ekel und Wut – ist es, die Menschen aufregt, sie aggressiv macht.

Verachtung drückt sich den Forschern zufolge aus durch: leicht zurückgezogene oder hochgezogene Mundwinkel – aber eben kein Lächeln. Leicht angespannte Augen – aber eben kein Zusammenkneifen.

Zurück zum Experiment:  Bei den "normalen" Leuten, die gerade keine besonders starke Mimik zeigten, verzeichnete der Algorithmus sehr wenig Indizien für Verachtung im Gesichtsausdruck. In Zahlen übersetzt: Bei ihnen machte die Verachtung nur drei Prozent aus – die restlichen 97 Prozent des Gesichtsausdrucks legten nahe, dass die Person insgesamt doch etwas anderes fühlt. Bei den resting-bitch-face-Besitzern waren es sechs Prozent. Ein subtiler Unterschied. Aber groß genug, um die Wahrnehmung kippen zu lassen.

Rogers und Macbeth sehen ihre Untersuchung nicht als harten wissenschaftlichen Beitrag an. Vielleicht könnte die Untersuchung aber das Meme #restingbitchface ändern. Der Algorithmus kannte keine Geschlechterklischees – und stellte das resting bitch face bei Männern genauso oft fest wie bei Frauen. Zum Beispiel bei Kanye West. Nur würde sich wohl keiner trauen, ihm deshalb zu sagen: "Lächle doch mal!"

fran

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