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Mies aufgelegt: DJ Sampo kämpft mit Mrs. „Sexy Back“

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Meinen schlimmsten DJ-Abend erlebte ich vor zwei Wochen im Kungliga Klubben in Helsinki: Ich beugte mich gerade über die Plattenspieler, um den Übergang von Cymande „Brothers On The Slide“ und Eric B Rakims „I Know You Got Soul“ zu mixen, da trat eine adrette Blondine im Business-Kostüm an mich heran: „Kannst Du nicht „Sexy Back“ von Justin Timberlake spielen?“ Ich hatte das Stück sogar zufällig im Plattenkoffer, beschied der Dame aber, ich würde es später am Abend in den Mix einbauen. Offensichtlich ging ihr das nicht schnell genug. Alle zehn Minuten stand sie wieder gestikulierend vor dem DJ-Pult. Als ob sie nur zu diesem einen Song tanzen könne. Schließlich gab ich nach. Hievte „Sexy Back“ auf den Plattenteller. Diese Nervensäge bin ich schon mal los!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dachte ich. Bis sie eine Viertelstunde später mit fordernder Miene auf mich zugeschritten kam: „Mein Song?“ - „Habe ich doch schon gespielt!“- „Wann denn?“- „Vor gut zehn Minuten“.- „Da muss ich auf der Toilette gewesen sein“ - „Kann ich nichts dafür“ -. „Dann spielst du den Song halt noch mal“. Das ging nun doch zu weit. Ich schüttelte nur den Kopf und wandte mich ab. Mrs. „Sexy Back“ aber war weit davon entfernt, aufzustecken. Weigerte sich, auf die Tanzfläche zu gehen, bevor ihr spezieller Song noch einmal eigens für sie aufgelegt wurde. Bei ihren nächsten „Besuchen“ setzte ich schon vorsichtshalber den Kopfhörer auf, drehte hochkonzentriert an den Knöpfen des Mischpults herum. Als ich gerade mal wieder in meiner Plattenkiste zu wühlen begann, hörte ich sie rufen. „Sexy Back!“ Bloß nicht umdrehen, sagte ich mir. Dann spürte ich sie. Ein kurzer spitzer Schmerz oberhalb des Steißbeins. Ihr Stiefel in meinem Rücken. „Hey!“ Ich drehte mich ruckartig um und hätte dabei beinahe den Tonarm von der Platte gerissen. „Mach, dass du hier weg kommst“, brüllte ich mehr überrascht als verletzt, und deutete an, dass ein Türsteher sie sofort auf die Straße setzen könne. Sie schien davon völlig unbeeindruckt. Stürzte sich mit einem triumphierendem Lächeln auf den Floor. Tanzte, als wäre nichts gewesen. Ich fühlte mich betrogen. Offensichtlich ging es auch ohne „Sexy Back“. Ein Tritt in den DJ-Rücken tat es auch. Foto: Jonathan Fischer

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