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Mies aufgelegt. Heute Ben Sims und die feindliche Übernahme

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Mein miesestes Erlebnis als DJ? Das muss Mitte der Achtziger gewesen sein, als ich zusammen mit einem Freund in einem kleinen Lokal in London einen Clubabend veranstalten wollte. Wir waren aufgeregt wie Konfirmanden - bisher hatten wir lediglich illegale House-Parties veranstaltet, und nun durften wir endlich offiziell und im großen Stil auftreten: Also ließen wir Flyer drucken, luden Freunde als Gast-DJs ein und trafen uns ein paar mal mit dem Besitzer. Ein fairer Typ – so dachten wir: Unsere Werbung jedenfalls hatte seinem neueröffneten Club jede Menge Publicity gebracht und er versprach uns eine großzügige Beteiligung an den Einnahmen der Tür. An unserem Abend war der Laden schon nach einer halben Stunde gut gefüllt. Die House-Beats donnerten auf die Straße hinaus. Und die Besucher standen Schlange. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen – wir klatschten uns ab, schwärmten bereits von einer Zukunft als Party-Promoter im großen Stil. Es war noch nicht Mitternacht, als mein Freund mich erschreckte: Ein paar „schwere Jungs“ seien an der Tür aufgetaucht, wollten den Besitzer und die Party-Promoter sprechen. Und zwar ein bisschen plötzlich. Klang verdammt ungemütlich. Vielleicht konnte ich den Ärger ja noch abwenden. Als ich widerwillig von der DJ-Kanzel nach draußen schlurfte, erhielt mein Optimismus einen Dämpfer. Uh uh! Sechs, sieben Typen, ganz ohne Partylaune. Dafür hielten sie alle etwas in der Hand - Messer, Baseballschläger und sogar zwei Schwerter. Wenn ich ihre finsteren Minen richtig las, waren das mehr als reine Style-Accessoires „Wo ist der verdammte Eigentümer?“ schrieen sie. Und: „Hol mir den verfickten Promoter!“ Sollte ich mich vielleicht als Gesuchter outen? Keine gute Idee. Sie hatten bereits unsere Türsteher nach Hause geschickt und die Kasse eingeschoben. Als nächstes wäre wohl meine Plattensammlung dran gewesen - sollten die Schwertmänner überhaupt auf Musik stehen. „Ich arbeite nur an der Bar“, log ich und erbat sie höflichst, doch bitte hier draußen zu warten, damit sie unsere Gäste nicht erschreckten. Please! Ich würde inzwischen die Verantwortlichen suchen. Puh, noch mal ein paar Minuten gewonnen. Mein Freund und ich flüchteten ins Clubbüro, und wählten – mit schweißnassen Händen - den Besitzer an. Der machte uns nicht viel Mut: Ein paar Gentlemen, Schuldeneintreiber, suchten regelmäßig seine Parties heim, kassierten die Tür und verprügelten auch mal Gäste. Wir kannten Unterweltfehden bisher nur aus dem Fernsehen. Schaut ja immer toll aus wenn so ein Club zerlegt wird. Aber Bekanntschaft mit diesem Schwert machen? Ich setzte den Typen einen Kasten Bier vor, und erzählte – please gentlemen!- der Club-Eigentümer sei mit dem Geld schon auf dem Weg. Sie glaubten es offensichtlich. Auf dem Weg zurück versperrte ich sorgfältig und lautlos die Innentür. Dann schleusten mein Freund und ich die DJs mitsamt den Gästen zum Hintereingang hinaus – wir hatten genau vier Minuten Zeit. So lange lief die House-Maxi aus. Als der letzte Beat verstummte, sprangen wir gerade in unseren Wagen. Wir kehrten nie zurück. Lieber die Gage abschreiben, als noch einmal den Weg dieser Gentlemen kreuzen…

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